Darum geht es: Fahrzeuge in der Schweiz sollen sauber sein und die Luft möglichst wenig verpesten. Diesbezüglich gibt es Vorschriften – unter anderem die Zielvorgaben des Bundes zu den CO₂-Emissionen. Importeure und Händler von Fahrzeugen, welche die Zielwerte nicht erfüllen, werden sanktioniert. Nun zieht das Bundesamt für Energie Bilanz zum vergangenen Jahr.
Strafzahlungen von insgesamt über 24 Millionen Franken für 2024: Die neuen Zahlen zeigen, dass die Importeure und Autohändler für das vergangene Jahr Zahlungen von 24.1 Millionen Franken leisten müssen, für importiere Fahrzeuge, die zu hohe CO₂-Werte ausweisen. Dabei werden vor allem die Importeure von Lieferwagen zur Kasse gebeten. Die Importeure solcher Fahrzeuge müssen 22.3 Millionen Franken Sanktionsgelder bezahlen, weil die Nutzfahrzeuge die Zielwerte nicht einhalten konnten. Das ist ein hoher Betrag angesichts des relativ kleinen Marktes. Pro importiertes Fahrzeug sind das 800 Franken. Bei den Personenwagen lagen die Strafzahlungen bei nur 2.3 Millionen Franken.
Zielvorgaben des Bundes: Ausschlaggebend für die Sanktionen sind die vorgegebenen Zielwerte. Bei den Autos lag der Zielwert für Emissionen im vergangenen Jahr bei 118 Gramm CO₂ pro Kilometer. Der effektiv gemessene Wert der neuen Autos lag im Durchschnitt bei 113.9 Gramm, also unter der Vorgabe des Bundes. Bei den Nutzfahrzeugen wiederum liegt der Zielwert bei 186 Gramm CO₂ pro Kilometer, die importierten Lieferwagen stiessen aber im Durchschnitt 192 Gramm CO₂ pro Kilometer aus. Daraus resultierte die hohe Busse für die Lieferwagen.
Bund zieht Schraube an: Die Autohändler konnten im vergangenen Jahr den CO₂-Zielwert zwar einhalten, doch nun werden die Vorgaben verschärft. Seit dem 1. Januar 2025 gelten strengere Werte – für Autos 93.6 Gramm CO₂ pro Kilometer und bei Lieferwagen 153.9 Gramm pro Kilometer.
300 Millionen Franken: «Ich gehe davon aus, dass wir für das laufende Jahr mit Sanktionen von mehr als 300 Millionen Franken rechnen müssen», sagt Thomas Rücker, Direktor des Branchenverbandes Auto Schweiz gegenüber SRF. Die neuen Zielwerte könnten so nicht eingehalten werden. Gerade bei den Lieferwagen sei das schwierig. Es gebe weniger Alternativen und die Gewerbetreibenden seien bei Elektro-Lieferwagen zurückhaltend.
Folgen für Konsumenten: Die Strafzahlungen haben laut Rücker wirtschaftliche Folgen, es resultiere ein Schaden. Für die Autohändler und Importeure gebe es tiefere Margen und ein Teil der Kosten werde wohl auch auf die Konsumentinnen und Konsumenten überwälzt, so der Direktor von Auto Schweiz. So seien die Preise für die Lieferwagen im vergangenen Jahr bereits deutlich gestiegen, das Gewerbe bekomme das zu spüren.
Vergleich mit den vergangenen Jahren: Die Zielwerte für die CO₂-Emissionen wurden im Jahr 2012 eingeführt. Die höchsten Strafzahlungen bei den Personenwagen mussten die Importeure bisher im Jahr 2020 bezahlen, mit mehr als 132 Millionen Franken. Seither haben die Händler die Fahrzeugflotte angepasst, Autos mit Benzin und Diesel wurden zum Teil mit Elektrofahrzeugen ersetzt. Dadurch konnten die CO₂-Emissionen gesenkt werden und die Sanktionszahlungen für Autos nahmen ab. Doch nun kommt es zur Wende: Mit den neuen Zielvorgaben steuert die Branche auf eine gesalzene Rechnung zu.