Mit Karte zu bezahlen, ist beliebt in der Schweiz. Ob Debit- oder Kreditkarte, meistens erhält man die Karten gleich als Teil eines Kontopaktes bei der Hausbank – der Inbegriff der klassischen Bankbeziehung.
Zunehmend haben es sogenannte Neo-Banken auf dieses Geschäft abgesehen. Sie bieten Geldkarten an, die aussehen wie Kredikarten und als solche akzeptiert werden - auch online. Markanter Unterschied: Das Geld wird direkt dem eigenen Konto abgebucht.
Dafür haben die Smartphone-Banken keine Filialen oder Geldautomaten. Die ganze Kontoverwaltung läuft digital übers Handy. So wollen Anbieter wie Neon oder Revolut den klassischen Banken die Kunden streitig machen.
Schlankes Geschäftsmodell
Finanz- und Bankenstratege von «Capco», André Brunner, hält es für wahrscheinlich, dass die klassischen Banken in Zukunft an Bedeutung einbüssen. Das Geschäftsmodell einer etablierten Bank sei sehr breit, «die IT-Infrastruktur muss entsprechend sämtliche Produkte und Dienstleistungen abdecken.» Das mache den Apparat gross und sorge für Komplikationen.
«Die neuen Banken fokussieren auf ein konkretes Thema und haben deswegen die Möglichkeit, eine viel schlankere und modernere Infrastruktur anzubieten», sagt Brunner. Darin liegt der Vorteil der Neo-Banken. Sie können auf der «grünen Wiese» ein Angebot von Grund auf aufbauen.
Amazon des Bankgeschäfts
Viele der neuen Smartphone-Banken bieten ihre Dienstleistungen quasi gratis an. Ganz gratis seien sie natürlich nicht, sagt Brunner. Entweder generiere man direkt Erträge etwa über Gebühren «oder ich verfolge als Unternehmen ein langfristiges Ziel.» Dann gehe es darum, einen Kundenstamm aufzubauen, um später damit Umsätze zu generieren.
Brunner schätzt, dass sich das Bankgeschäft in Zukunft in Vertrieb, Produkte und Infrastruktur aufteilen wird. «Ein gutes Beispiel ist die Vertriebsplattform Amazon, wo verschiedene Anbieter ihre Produkte vertreiben können.» Dadurch würden für die Kundinnen und Kunden Bankprodukte vergleichbarer und Kosten transparenter.
Intelligentes Portemonnaie
Auf der grünen Wiese tummelt sich etwa die Schweizer Fintech-Startup «Yapeal». Ziel sei es, ein digitales Portemonnaie der Nutzerinnen und Nutzer zu werden, sagt der Marketingverantwortliche Andy Waar. Gratis sei es nicht, aber Waar will noch nicht sagen, was es kosten soll. Ende dieses Jahres will Yapeal ihr Angebot lancieren.
Langfristig wolle sich Yapeal zu einer Finanzplattform entwickeln, wie sie etwa André Brunner vorschwebt. Darauf können andere Finanzdienstleister ihre Produkte anbieten. Ein Konto in der 3. Säule oder Versicherungen seien beispielsweise Angebote, die Kunden dann über Yapeal dazu kaufen können, erklärt Waar.
"Die Konkurrenz ist klar: die traditionellen Banken", sagt Waar. Dadurch dass sich Yapeal und andere Neo-Banken mit den etablierten Banken anglegen, gibt es für Konsumentinnen und Konsumenten mehr Auswahl. Dies dürfte zu tieferen Preisen führen.
Der Vergleichsdienst Moneyland hat für 10vor10 klassische Kreditkarten mit den Debitkarten der Neo-Banken verglichen.
Quelle: Online-Vergleichsdienst moneyland.ch
*Paketlösungen wurden nicht berücksichtigt.
**Stichtage: 7.6., 11.6., 12.6., 13.6.2019; Der Aufpreis wurde gegenüber Interbankenkurs berechnet.