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Unternehmen können Klimaziele nicht messen
Aus Echo der Zeit vom 15.10.2021. Bild: Keystone
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Fernziel Klimaneutralität Nur wenige Firmen haben Klarheit über ihre Klimaschädlichkeit

Ohne gute Daten ist es unmöglich, sich echte Klimaziele zu setzen. Eine Umfrage zeigt das Manko bei Unternehmen auf.

Noch vor fünf Jahren sei Klimaschutz in den Jahresberichten vieler Unternehmen nur ein Thema unter vielen im Kapitel für «Verantwortungsvolle Unternehmensführungۛ» gewesen, sagt Rich Hutchinson, der Leiter «Social Impact» (gesellschaftlicher Einfluss) beim Beratungsunternehmen Boston Consulting Group. 

Heute aber würden Klimamassnahmen als zentral fürs Geschäft angesehen. Viele grosse Unternehmen haben sich deshalb vorgenommen – und dies oft auch öffentlichkeitswirksam verkündet –, dass sie bis 2030, 2040, 2050 klimaneutral werden möchten.

Fehlende Daten

Doch schnell einmal hätten sie gemerkt, dass sie ihre Zwischenziele nicht erreichen, sagt Sylvain Duranton, der Leiter einer auf Big Data und Künstliche Intelligenz spezialisierten Tochterfirma der Boston Consulting Group in Paris.

Der Grund: Die Firmen wissen gar nicht, wo sie stehen beziehungsweise, was sie erreicht haben. Es fehlen ihnen die Daten: «Es ist, wie wenn jemand abnehmen will, aber keine Waage im Badezimmer hat. Wie soll ein Unternehmen seine Treibhausgas-Emissionen reduzieren, wenn es sie nicht messen kann?», fragt Duranton rhetorisch.

Es ist, wie wenn jemand abnehmen will, aber keine Waage im Badezimmer hat.
Autor: Sylvain Duranton Big Data, Boston Consulting Group, Paris

Grossteil der Firmen weiss nicht, wo sie stehen

Nur knapp jedes zehnte der 1300 von Boston Consulting weltweit befragten grossen Unternehmen kann heute die gesamten Emissionen messen, die seine Produktion und seine Produkte verursachen. Zwei Drittel der Unternehmen haben keine Ahnung, wie viel Treibhausgas in ihrer Lieferkette und anschliessend im Gebrauch ihrer Produkte entsteht.

Insbesondere die Emissionen, die ausserhalb des eigenen Betriebs entstehen, seien aber entscheidend, betont Duranton. Er nimmt das Beispiel eines Mikrowellenofens: «In der Küche verbrauchen Mikrowellenöfen deutlich mehr Emissionen als die gesamte Produktion zuvor, nämlich 130 Prozent im Schnitt. Das müssten die Unternehmen konsequenterweise mit einrechnen, wenn sie der Öffentlichkeit versprechen, klimaneutral zu werden.

Künstliche Intelligenz soll klare Bilanzen ermöglichen

Diese Berechnungen sind komplex. Unternehmen müssen jeden Schritt in ihrer Wertschöpfungskette kennen und wissen, wie viel Treibhausgas dieser verursacht. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Verhältnisse stetig ändern, da Teile eines Produkts einmal von hier und einmal von dort bezogen werden – mit unterschiedlichen Treibhausgaswerten

Künstliche Intelligenz soll es künftig ermöglichen, die passenden Daten zu beschaffen und richtig zu kombinieren. Noch aber haben viele Unternehmen keinen klaren Plan, wie sie mit messbaren Zwischenschritten ihr grosses Ziel der Klimaneutralität irgendwann erreichen können.

Echo der Zeit, 15.10.2021, 18:00 Uhr

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