Wie steht es um die Schweizer Start-up-Szene? Im letzten Jahrzehnt hat sich viel getan. Jedes Jahr entstehen mehrere hundert innovative und wachstumsorientierte Jungunternehmen. Start-ups brauchen allerdings nicht nur gute Ideen und Durchhaltewillen – sondern auch Geld. Eine aktuelle Bestandesaufnahme über sogenanntes Risiko-Kapital in der Schweiz zeigt, dass wieder mehr davon fliesst als auch schon: Fast 1.5 Milliarden Franken haben Start-ups dieses Jahr bereits erhalten, fast 40 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2024.
Wer profitiert am meisten? Eindeutig die Biotech-Branche. Jungunternehmen aus diesem Bereich erhielten bisher 705 Millionen Franken. Mit grossem Abstand folgen Technologie- und Informationsunternehmen (ca. 250 Mio. CHF). Auf Platz drei stehen Fintech-Start-ups (gut 150 Mio. CHF). Die grossen Beträge verschleiern allerdings, dass die allermeisten Jungunternehmerinnen und Gründer hierzulande leer ausgehen. Das Geld verteilt sich auf weniger Unternehmen als in früheren Jahren. Zudem kommen immer häufiger Teams zum Zuge, die mit anderen Projekten bereits erfolgreich waren. Tendenziell gilt: «Wer hat, dem wird gegeben.»
Woher kommt das Geld? Hauptsächlich von Schweizer Risikokapitalgebern. Das können wohlhabende private Investorinnen sein, meistens aber sind es Fonds oder auf Risikokapital spezialisierte Gesellschaften, teilweise auch institutionelle Anleger. Zunehmend wichtig werden ausländische Geldgeber, insbesondere aus den USA. In den ersten sechs Monaten des Jahres hätten US-Investoren mehr als 520 Millionen Franken in Schweizer Start-ups investiert, schätzen die Autoren. Das entspräche gut einem Drittel des gesamten Kapitals, das in Schweizer Start-ups fliesst. Dabei zeigt sich auch hier eine Dominanz des Biotech-Sektors. In diesem Bereich komme rund die Hälfte des Start-up-Kapitals aus den USA.
Welchen Einfluss hat die Handelspolitik von US-Präsident Trump? Die Unberechenbarkeit der Trump-Regierung könnte sogar eine Chance sein für innovative Schweizer Gründerinnen und Gründer. Von den Autoren befragte Investoren erwarten nämlich, dass US-amerikanische Geldgeber sich vermehrt in Europa nach Investitionsmöglichkeiten umsehen könnten.
Ist die Schweiz für Start-ups ein gewinnbringendes oder ein hartes Pflaster? Sowohl also auch. Die Landschaft ist lebendig, auch dank besserer Förderung und neuer Finanzierungsmöglichkeiten. Für das grosse Geld ist die kleine Schweizer Start-up-Szene allerdings zu klein. Die Herausforderung ist es daher, auch ausländische Geldgeber für Schweizer Jungunternehmen zu begeistern. Das hilft zwar bei der Finanzierung, aber es macht die hiesige Start-up-Szene auch anfällig für internationale Entwicklungen, die nicht beeinflusst werden können.