Am Montag dürfen Blumenläden wieder öffnen. Eine Mehrheit wird das wohl auch tun. Eine Minderheit aber lässt den Laden geschlossen. Urs Meier, Geschäftsleiter des Branchenverbandes Florist.ch, weiss, woran das liegt.
SRF News: Ist die Floristenbranche bereit für den Neustart?
Urs Meier: Es werden nicht alle Mitglieder ihren Laden öffnen. Diejenigen, die starten, wissen das schon seit einigen Tagen. Wir haben sie gebeten, sich darauf vorzubereiten. Die allermeisten Betriebe sind ja auch nicht auf Null runtergefahren, sondern haben in der Zeit einen Liefer- und Abholservice betrieben.
Welche Blumenläden starten am Montag noch nicht wieder?
Es sind in erster Linie Kleinstbetriebe, die von ihrer Ladenfläche oder von der Gestaltung her maximal eine Person im Laden haben können und die zwei Meter Mindestabstand nicht einhalten können, was verlangt wird. Aber sicher auch solche, bei denen sich das ganze Liefergeschäft sehr gut entwickelt hat.
Wie viele Geschäfte öffnen und wie viele warten noch?
Es werden mindestens drei Viertel der Läden starten. Sie sind sehr interessiert daran, wieder loszulegen. Man spürt das auch in Gesprächen. Die Leute sind, finde ich, überraschend positiv durch diese Krise gegangen. Ich dachte zu Beginn, dass es ähnlich werden könnte, wie ich das zurzeit in Holland bei den Produzenten wahrnehme. Dort herrscht Endzeitstimmung.
Bei den Produzenten herrscht Endzeitstimmung.
Doch unsere Leute haben sehr schnell reagiert. Wir haben sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie ihre Website aufrüsten und allenfalls einen Webshop aufbauen sollen, wenn sie noch keinen haben. Oder einen Abholservice organisieren und dafür auch ihr Schaufenster nutzen können. Es hat aber auch solche gehabt, die mehr oder weniger dicht gemacht haben. Da bin ich natürlich etwas skeptischer, wie es mit denen jetzt weitergeht.
Vor was für Herausforderungen stehen diejenigen, die jetzt wieder öffnen?
Wir gehen von deutlich weniger Kundschaft aus im Gegensatz zum Beispiel zu den Baumärkten. Dort werden die Leute sicher Schlange stehen. Das heisst, die Planung der Mitarbeitenden, der Mengen, die eingekauft werden müssen, sind für die Blumenhändler eine grosse Herausforderung. Dazu kommt das Schutzkonzept, das wir erstellt haben, welches sie umsetzen müssen.
Kommt es zu einem Innovationsschub oder wird es ein Ladensterben geben?
Es wird ein «sowohl als auch» sein. Wir hatten das Jahr 2019 unter das Motto Digitalisierung gestellt. Das war vielleicht eine gute Vorahnung, denn schon seit dem ersten Tag haben wir das Gefühl, es wird sehr schnell und sehr agil gearbeitet. Ich spreche von Lieferservices, nicht nur über die bekannten Schienen wie Fleurop. Zahlreiche unserer Mitglieder sind ja Mitbesitzer und Partner von Fleurop. Dort ist eine unheimliche Nachfrage entstanden.
Hat Ihr Verband hier Zahlen dazu?
Wir müssen unterscheiden zwischen Umsatz und Ertrag. Diejenigen, die sich ins Zeug legten, haben teilweise mehr Umsatz gemacht als in normalen Zeiten. Sie haben sogar Leute gesucht, um die Spitzen abzudecken. Nicht ganz so sicher, ob dann das Ganze auch rentiert hat, bin ich am Ende des Tages, wenn Kassensturz gemacht wird. Da habe ich sehr unterschiedliche Aussagen von Mitgliedern gehört. Einzelne denken, dass es sehr gut gelaufen sei, andere haben da Zweifel. Aber im Schnitt hat man zwischen 70 und 90 Prozent des bisherigen Umsatzes gehabt.
Das Gespräch führte Christine Wanner.