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Airlines unter Druck
Aus Rendez-vous vom 12.03.2020. Bild: Keystone
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Folgen von Trumps Flugbann «Ein Grounding für den Tourismus aus den USA»

Das Einreiseverbot für Europäer aus dem Schengenraum in die USA wird massive wirtschaftliche Auswirkungen haben: Für die Fluggesellschaften, für die Schweizer Tourismusindustrie – und für die USA, wie Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart ausführt.

Charlotte Jacquemart

Charlotte Jacquemart

Wirtschaftsredaktorin, SRF

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Charlotte Jacquemart hat an der Universität Zürich Ökonomie studiert und arbeitet seit Juni 2017 als Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Zuvor war sie 13 Jahre lang bei der «NZZ am Sonntag» tätig.

SRF News: Vom Flugverbot in die USA ist auch die Swiss betroffen. Welche Auswirkungen hat das aktuell?

Charlotte Jacquemart: Was das genau für die Swiss bedeutet, wird sich noch zeigen. Derzeit fliegt sie pro Woche 68 Mal in die USA. Klar aber ist: Für die Fluggesellschaften ganz allgemein ist das Verbot schon fast ein Gau. Wegen der eingeschränkten Fliegerei in Asien, dem Nahen Osten und in Europa sind ihre Aktienkurse sowieso schon im Keller. Jetzt fällt auch noch ein Grossteil der täglich rund 400 Flüge zwischen Europa und den USA weg.

Die Einbussen sind vielfach höher als nach 9/11.

Bis gestern rechnete die weltweite Flugbranche mit Umsatzeinbussen im Umfang von 100 Milliarden Dollar infolge der Corona-Krise. Der Fehlbetrag dürfte jetzt nochmals steigen. Er ist übrigens ein Vielfaches höher als die Einbussen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001.

Aus den USA werden vorerst auch keine Touristen mehr nach Europa kommen. Wie stark trifft das die Schweizer Tourismusbetriebe?

Die Tourismusbranche hat entsetzt reagiert, denn damit hatte niemand gerechnet. Der Direktor von Schweiz Tourismus, Martin Nydegger, sprach von einem «Grounding» für den Tourismus aus den USA.

Die Hotellerie muss mit grossen Einbussen rechnen.

In der Tat sind die Amerikanerinnen und Amerikaner nach den Deutschen die zweitgrösste Touristen-Gruppe in der Schweiz, zudem geben sie viel mehr Geld aus als zum Beispiel Gäste aus Europa. Und: Das Flugverbot in die USA kommt zur Unzeit, weil jetzt nämlich die Ferien und Reisen für die kommende Saison gebucht werden – oder eben auch nicht. Vor allem für die Hotellerie wird das zu grossen Einbussen führen, zumal sie bereits die chinesischen Gäste verloren hat.

Was bedeutet das Ausbleiben der Amerikaner für die Schweizer Hoteliers konkret?

Andreas Züllig, Chef des Hotellerieverbands, sprach von der «nächsten Eskalationsstufe für die Hotels». Dabei sei das unterste Drittel der Hotels stark gefährdet, weil ihnen die Liquidität rasch ausgehe, wenn kein Geld mehr hereinkomme. Schon vor Trumps Entscheid war die Hälfte der Buchungen für März und April storniert worden. Das dürfte sich jetzt nochmals verschärfen.

Es geht um Tausende von Arbeitsplätzen.

Die Tourismusverbände fordern denn auch, dass der Bund die Auszahlung der Kurzarbeitsentschädigung beschleunigt und allenfalls Darlehen gewährt. Vor allem aber appellieren sie an die Banken, den Hoteliers Zahlungsaufschübe zu gewähren, damit Betriebe ohne Reserven nicht sofort dichtmachen müssen. Schliesslich geht es um Tausende von Arbeitsplätzen.

Personen geniessen das Bergpanorama.
Legende: Die Schweizer Tourismusindustrie blickt gebannt auf die kommenden Monate. Keystone

Was bedeutet Trumps Massnahme für die Schweizer Touristinnen und Touristen, die in den nächsten Wochen in die USA reisen wollten?

Wer in den nächsten 30 Tagen fliegen wollte, muss darauf hoffen, dass die Fluggesellschaften zumindest einen Teil des Ticketpreises zurückzahlen, denn Reiseversicherungen übernehmen im Fall von Pandemien meist keine Leistungen. Wer für später gebucht hat, kann bloss darauf hoffen, dass der Flugbann durch Trump nicht verlängert wird. Schliesslich wehrt sich auch die US-Tourismusbranche vehement gegen die Massnahme, denn ein Drittel aller Touristen in den USA kommt aus Europa. Auch die US-Industrie muss also mit Umsatzeinbussen rechnen.

Das Gespräch führte Daniel Hofer.

Rendez-vous vom 12.3.2020;

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