Frauen in Führungspositionen und als Unternehmerinnen – noch hinkt die Schweiz diesbezüglich gegenüber vielen Ländern hinterher. Doch was ist das Selbstverständnis von Firmengründerinnen und Frauen im Top-Management und wie gehen sie mit Druck und Verantwortung um? Darüber diskutieren mit Reto Lipp im «Eco Talk»:
- Marie-France Tschudin , Leiterin Division Pharmazeutika von Novartis und Gewinnerin des Women Award 2023 des Swiss Economic Forum für eine unternehmerisch herausragende Leistung.
- Sandra Völler , Gründerin und Geschäftsführerin der Softwarefirma Agilita.
- Tanja Zimmermann-Burgerstein , Inhaberin und Geschäftsleiterin Antistress AG (Burgerstein Vitamine).
Ihre Karrieren könnten unterschiedlicher nicht sein, erfolgreich sind sie alle. Das sind ihre Tipps.
Authentisch sein. Wichtig sei es, sich selber treu zu sein, eine Stimme zu haben, den Mut haben, zu sagen, was man denke. Das seien die wichtigsten Erfolgsfaktoren, sagt Sandra Völler. «Den Platz am Tisch einzunehmen, zu sagen, ich bin dabei, ich verantworte. Das ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren», erläutert sie.
Nehmt mehr Risiken!
Marie-France Tschudin unterstützt diese Haltung, sagt aber vor allem den jungen Frauen: «Nehmt mehr Risiken!» Es brauche Mut, authentisch zu sein, aber das sei der richtige Weg, fügt Tanja Zimmermann-Burgerstein hinzu.
Unterstützendes familiäres Umfeld. Frauen versuchten häufig, zu gefallen, meint Sandra Völler. Doch das sei falsch. «Männer denken oft, das ist mir egal, was andere von mir denken. Männer müssen immer den Pfau machen, Frauen sind oft empathischer», sagt Völler, den Pfau machen müssten Frauen nicht. Aber seine Kompetenzen zu zeigen, sei sicher nicht verkehrt.
Männer müssen immer den Pfau machen, Frauen sind oft empathischer.
Wichtig sei aber auch das familiäre Umfeld, ergänzt Tschudin. «Mein Vater, mein Mann, beide haben mich immer unterstützt, in dem, was ich mache. Auch meine beiden Söhne, die neun und zehn Jahre alt sind, tun das.»
Es braucht Frauenförderung. Keine Frau wolle eine Quotenfrau sein, betont Völler, aber Rahmenbedingungen, die mehr Frauen in Führungsetagen forderten, seien wichtig, sagt die Managerin. Sie ist überzeugt, ohne diese würde die gegenwärtige Zunahme von Frauen in der Führungsetage nicht stattfinden: «Es braucht diesen Push», sagt sie.
Tschudin bestätigt, dass es vermehrt Initiativen brauche: «In der Novartis-Geschäftsleitung haben wir 47 Prozent Frauen», sagt sie. Es brauche nicht unbedingt Quoten, aber einen Prozess, um Frauen zu fördern, sei wichtig.
Frauen müssen Rollen vorleben. Es brauche ein besseres Verständnis in der Gesellschaft, das Männer und Frauen gleichstellt, dann werde Gleichstellung zur Normalität, erläutert Völler. «Dazu braucht es starke Frauen», ergänzt Zimmermann-Burgerstein, «nicht nur in der Wirtschaft, auch in der Familie oder in der Schule.»
Es braucht familiäre Unterstützung durch die Gesellschaft. Ein grosser Karrierekiller sei nicht selten das Kinderkriegen. Frauen könnten es sich finanziell kaum leisten, Kinder und Karriere zu vereinen, vor allem nicht, wenn der Mann nicht mitziehe.
Es gibt zu wenig Kitas.
Die Politik müsse mehr für die Finanzierung der Kinderbetreuung tun, fordert Zimmermann-Burgerstein, das könne man nicht nur den Firmen überlassen. Tschudin bestätigt dies, Novartis unterstütze zwar die Kinderbetreuung, kleinere Unternehmen könnten sich das nicht leisten. «Es gibt zu wenig Kitas», betont sie.