Auch die Milchbranche ächzt unter der Inflation. Und so ist der mit Abstand grösste Schweizer Milchverarbeiter Emmi vor allem wegen höherer Preise letztes Jahr beim Umsatz gewachsen – auf über vier Milliarden Franken. Der Gewinn ging zurück – unter anderem auch, weil Emmi mehr für die Rohmilch bezahlen muss.
Emmi, das ist Käse, Frischkäse, Milchprodukte, aber auch sogenannte Premiumprodukte wie Caffè Latte oder Proteindrinks. Wer in den Läden danach greift, muss deutlich mehr bezahlen. Frischmilch kostet zum Beispiel im Schnitt 15 Rappen mehr pro Liter, Butter bis 50 Rappen für 250 Gramm.
Harziges Kerngeschäft
Und so steigt auch der Umsatz munter bei Emmi, wie CEO Ricarda Demarmels erklärt: «Wir sind ganz stark entlang unserer strategischen Prioritäten gewachsen. Das sind zum einen unsere Nischenmärkte wie Emmi Caffè Latte Spezialitätenkäse, Premium Desserts und Milchalternativen.» Das heisst: Im Kerngeschäft Milchprodukte und Käse harzt es. Die Mengen sind leicht rückläufig, vor allem in der Schweiz.
Wir sind ganz stark entlang der strategischen Prioritäten gewachsen, darunter in den Nischenmärkten
Die Zeiten waren auch schon einfacher für den Milchverarbeiter. Energie- und Transportkosten gingen rauf, aber eben auch der Milchpreis. «Der Milchpreis ist einer dieser Input-Kostenfaktoren, die uns letztes Jahr stark umgetrieben haben.» Man habe mit mehr Effizienz, Kostensparprogrammen und «verantwortungsvollen Preiserhöhungen» darauf reagiert, so Demarmels.
Emmi konnte die höheren Gestehungskosten grösstenteils an den Detailhandel weitergeben. Bei den Bauern löst der hohe Milchpreis – er stieg um über fünf Prozent auf knapp 75 Rappen pro Kilogramm – noch keinen Jubel aus.
Bauernverband relativiert
«Diese Preiserhöhung war aber auch notwendig, weil die Milchpreise über viele Jahre hinweg sehr tief waren und weil die Produktionskosten 2022 massiv gestiegen sind», stellt Bauernverband-Direktor Martin Rufer fest. Und so hätten die Bauern unter dem Strich letztes Jahr dennoch weniger an der Milch verdient.
Emmi indes konnte sich schadlos halten. Der Gewinn ging zwar etwas zurück auf 194 Millionen Franken. Doch dies ist vor allem auf eine Wertberichtigung im deutschen Bio-Geschäft zurückzuführen. Ansonsten läuft es bei Emmi im Ausland. Vor allem in den USA wuchs Emmi dank Käse, den man meist vor Ort produziert, in Brasilien dank lokal hergestelltem Joghurt.
Weniger Bauern, weniger Kühe, weniger Milch
Mittlerweile macht Emmi jenseits des Atlantiks genau so viel Geschäfte wie in der Schweiz. In der Schweiz kämpft Emmi mit einem gesättigten Markt. Geld wird nur mit Premiumprodukten verdient. Das muss Emmi auch, denn der Rohstoff Milch ist teuer und knapp geworden.
Die Zahl der Betriebe mit Milchproduktion ist in den letzten zehn Jahren um über einen Viertel zurückgegangen.
Das sei eine Folge der jahrelangen Tiefpreise bei der Rohmilch, erklärt Rufer vom Bauernverband: Die Anzahl Betriebe mit Milchproduktion habe in den letzten zehn Jahren um über 25 Prozent abgenommen. Auch die Anzahl Milchkühe sei seit Jahren rückläufig, entsprechend werde weniger produziert.
Quittung für die Konsumentenschaft
Emmi ist aber zuversichtlich. Die Milchmenge habe sich stabilisiert, und die Rohstoffpreise stiegen vorerst nicht weiter. Für die Konsumenten bleiben die jüngsten Preisanpassungen aber bestehen, denn Energie- und Transportkosten bleiben hoch.
Die Detailhändler werden die jüngsten Preiserhöhungen wohl kaum zurücknehmen, bei denen sie übrigens mehr als die Einkaufskosten auf die Konsumentinnen und Konsumenten abgewälzt haben.