Was zeigen die Zahlen? Der Weltverband für Geschäftsreisen (Global Business Travel Association GBTA) erwartet für dieses Jahr mit 1.57 Billionen US-Dollar einen globalen Ausgabenrekord. Dabei dominieren zwei grosse Länder: die USA und China. Die beiden machen sich gegenseitig die Plätze 1 und 2 auf der Rangliste streitig. Letztes und vorletztes Jahr hatte China bei den Ausgaben die Nase vorn, dieses Jahr dürften die USA wieder an der Spitze stehen.
Welche Unterschiede gibt es? Bei den 15 ausgabenstärksten Ländern machen China und die USA insgesamt mehr als die Hälfte der gesamten Ausgaben aus. Dann folgen Deutschland, Japan und Grossbritannien. Unter den Ländern, die bei den Ausgaben für Geschäftsreisen am meisten zugelegt haben, stechen Indien, Südkorea und die Türkei hervor. Betrachtet man die Branchen, sind die Ausgabensteigerungen in der Dienstleistungsbranche, aber auch in den Kunst- und Unterhaltungsbetrieben überdurchschnittlich. Teils hätten diese Unternehmen bei den Ausgaben für Geschäftsreisen seit Corona 20 Prozent zugelegt, schreibt die GBTA. Trotz aller Anstiege: Das Geschäft mit Geschäftsreisen ist heute ein anderes als vor der Pandemie.
Sind die Zahlen überraschend? Der Markt ist viel weniger stark gewachsen als man erwartet hatte. Nach dem pandemiebedingten Einbruch kam die Erholung später. Wenn man die Teuerung berücksichtigt, liegen die Ausgaben immer noch über 10 Prozent unter dem Niveau von 2019. Weil die Erholung auf sich warten liess, musste der Weltverband seine Prognosen mehrmals nach unten korrigieren. Die Veränderung sieht man gut am Beispiel Deutschland: 2019 gab es bei den dortigen Unternehmen noch knapp 200 Millionen Geschäftsreisen. 2024 waren es mit rund 107 Millionen nur noch etwa halb so viele.
Sind Geschäftsreisen ein Auslaufmodell? Der Markt befindet sich im Wandel. Gründe sind gemäss der GBTA geopolitische Krisen und deren Folgen sowie der aktuelle Handelskonflikt und die allgemeine Verunsicherung. Diese Faktoren sind jedoch nur ein Teil der Erklärung. Auch das Verhalten und die Einstellungen haben sich verändert: Die Möglichkeiten, digital zu kommunizieren, haben sich in der Geschäftswelt durchgesetzt. Das viele Herumreisen ist auch aus Gründen des Umweltschutzes umstritten. Und: Geschäftsreisen kosten. All das lässt Unternehmen die Notwendigkeit von Geschäftsreisen hinterfragen. Dennoch dürften Geschäftsreisen nicht so schnell verschwinden. Besonders nicht in Ländern mit stark wachsenden Volkswirtschaften.