Das Wichtigste in Kürze
- Bei der «Gig-Economy» geht es darum, dass man nicht mehr fest angestellt ist, sondern kurzfristig Aufträge für verschiedene Arbeitgeber erledigt.
- Gewerkschaften warnen vor tiefen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen und fordern eine Zertifizierung für Job-Plattformen.
- Eine Personalexpertin spricht hingegen auch von Chancen für die Karriere .
Wie weit die «Gig-Economy» verbreitet ist, weiss niemand. Giorgio Pardini von der Gewerkschaft Syndicom, die in der Schweiz für die Informatik- und Kommunikationsbranche zuständig ist, spricht von etlichen zehntausend Personen weltweit.
Jobs, die irgendwo auf der Welt erledigt werden können – wie Texte übersetzen, Websites entwerfen oder Software programmieren – werden über spezielle Internetplattformen weltweit ausgeschrieben. Das drücke die Löhne und die Arbeitsbedingungen, befürchten die Gewerkschaften.
Chancen für Arbeitnehmer
Auch die Zürcher Fachhochschul-Professorin und Personalexpertin Andrea Müller weiss um diese Risiken. Sie sieht aber auch eine Chance: «Arbeitnehmer können ihre berufliche Karriere eigenverantwortlich gestalten.» Künftig würden wohl vermehrt auch Freelancer gesucht werden, bei denen sich der Arbeitgeber bewusst sei, dass er für deren Qualifikation, Erfahrung und Kompetenz zahlen müsse.
Wir verfolgen diese Entwicklung sehr genau.
Statt billigen Allerweltsjobs könnte es künftig also auch anspruchsvolle Mandate als Projektleiterin, als Ingenieur oder als temporäre Führungskraft geben.
Zertifizierung für Plattformen?
Um einen Ausgleich zwischen den Chancen und den Risiken der «Gig-Economy» zu finden, schlägt Gewerkschafter Pardini vor, bei solchen Job-Plattformen genauer hinzuschauen: «Wie mit einer Fairtrade-Zertifizierung könnten diese Plattformen bestätigen, dass sie die internationalen Arbeitsnormen respektieren und dass sie Löhne, Sozialversicherungsbeiträge und Steuern bezahlen.»
Schweizer Unternehmen sollten nur noch mit zertifizierten Plattform-Anbietern zusammenarbeiten, fordert Pardini.