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Globaler Energiemarkt Energiepreise in Europa könnten sinken – dank Flüssiggas

Internationale Energieagentur: Bis 2030 wird fast doppelt so viel Flüssiggas verfügbar sein wie jetzt.

Auf dem globalen Energiemarkt zeichnet sich eine gewisse Entspannung ab: Der Grund dafür ist Flüssiggas. Bis 2030 dürfte deutlich mehr davon zur Verfügung stehen als bisher gedacht, wie eine aktuelle Analyse der Internationalen Energieagentur IEA zeigt. SRF-Wirtschaftsredaktor Dario Pelosi über die wichtigsten Fakten zum Flüssiggas.

Dario Pelosi

Wirtschaftsredaktor

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Dario Pelosi hat Geografie und Medienwissenschaften studiert. Seit 2003 arbeitet er bei Radio SRF, seit Sommer 2017 als Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Rohstoffhandel, Transport, Werkplatz Schweiz und Energie.

Woher kommt das Flüssiggas, mit dem die Energieagentur bis 2030 rechnet?

Die Internationale Energieagentur IEA führt Buch darüber, welches Land wo welche LNG-Projekte in der Pipeline hat – also Investitionsentscheide, Pläne oder Projekte, die schon im Bau sind. LNG ist die Abkürzung für «Liquefied Natural Gas» (dt. verflüssigtes Erdgas). Die Zahlen sind beachtlich. Die IEA rechnet mit gegen 300 Milliarden Kubikmetern Flüssiggas, die bis 2030 zusätzlich pro Jahr zur Verfügung stehen könnten. Als Vergleich: Europa hat im vergangenen Jahr knapp 320 Milliarden Kubikmeter Gas verbraucht. Dieses zusätzliche Gas soll vor allem aus den USA, aus Katar und Kanada kommen; dort sind etwa vier Fünftel all dieser neuen Projekte auch angesiedelt.

Wird dieses Flüssiggas die Lage in Europa entspannen – Stichwort Nord-Stream-Pipeline?

Ja – und es hat wohl auch einen Einfluss auf den Gaspreis. Der reagiert eben empfindlich darauf, wenn es Unsicherheiten in der Versorgung gibt. Da dürfte sich die Situation deutlich entspannen. Aber es gibt nach wie vor viele Unsicherheiten. Solche Projekte können ins Stocken geraten, die Nachfrage kann steigen oder sinken. Doch ganz generell zeigt sich: Flüssiggas gewinnt massiv an Bedeutung: in der Energieversorgung, aber auch gegenüber dem Pipeline-Gas, das gerade in Europa über Jahrzehnte den Markt dominiert hat.

Wie wichtig ist Flüssiggas für die weltweite Energieversorgung grundsätzlich?

Flüssiggas hat einen grossen Vorteil: Es ist eben nicht an Pipelines gebunden. Das Gas wird mit hohem Aufwand und viel Energie verflüssigt und dann auf Schiffe gepumpt. Diese können das Gas dorthin bringen, wo gerade Bedarf ist und ein guter Preis bezahlt wird. Das LNG wird an speziellen Terminals aus den Schiffen gepumpt, wieder gasförmig gemacht und kann dann zum Beispiel bei uns in Europa ganz einfach über das bestehende Pipelinenetz verteilt werden. LNG könnte auch für die globale Schifffahrt immer wichtiger werden. Es ist weniger umweltschädlich als Schweröl oder zum Beispiel Diesel, und immer mehr Schiffe werden mit Unmengen von LNG betankt. Bei Pipelines hingegen gibt es meistens fixe Abnahmeverträge über Jahrzehnte.

Hat Flüssiggas auch Nachteile?

Der Nachteil ist das Verflüssigen des Gases, das viel Energie verbraucht. Das ist nicht besonders effizient und ein Faktor, den man eben auch nicht vergessen darf. Die aufwendige Produktion von Flüssiggas hat ihren Preis. Wenn nun sehr viele Kapazitäten geschaffen werden, dann sinkt der Gaspreis, und allenfalls können dann viele Anlagen nicht mehr rentabel funktionieren. Es ist ein bisschen vergleichbar mit der Ölförderung. Da muss der Gasmarkt jetzt noch beweisen, dass er auch stabil ist.

SRF 4 News, 23.9.2025, 06:12 Uhr ; 

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