Mit den Rohstoffen ist es so eine Sache: Angebot und Nachfrage passen selten zusammen. Nach der Corona-Pandemie ist die Wirtschaft rasant gewachsen, es folgte der Ukrainekrieg. Hinzu kommt die Energiewende. All das hat dazu geführt, dass die weltweite Nachfrage nach Kupfer, Lithium oder Kobalt massiv gestiegen ist. Die Preise haben teilweise Rekordhöhen erreicht.
Entsprechend haben die Bergbaukonzerne mehr Rohstoffe gefördert, wie Dennis Bastian, Experte bei der Deutschen Rohstoffagentur erklärt: «Die anziehenden Preise sorgen dafür, dass mehr Investitionen in die Erkundung und den Ausbau neuer Lagerstätte fliessen. Das hat den Effekt, dass mehr Material auf den Markt kommt als nachgefragt wird.»
Zurzeit gibt's ein Überangebot
In der jetzigen Situation ist die Nachfrage nach Rohstoffen zwar grösser als in der Vergangenheit, aber trotzdem herrscht ein Überangebot. «Die Nachfrage ist gestiegen, aber nicht so stark wie das Angebot. Deswegen sind die Preise wieder zurückgegangen.»
Die Rezessionsängste haben negative Auswirkungen auf die Nachfrage dieser Metalle.
Hinzu kommt, dass Firmen aufgrund der Unsicherheit rund um den Handelsstreit der USA wenig Lust haben zu investieren, sagt Dominik Ladner, Aktienanalyst und Rohstoffspezialist bei der Zürcher Kantonalbank. «Die Rezessionsängste haben negative Auswirkungen auf die Nachfrage dieser Metalle. Deshalb sind die Preise tendenziell zurückgegangen.»
Wie sich die Preise nun weiterentwickeln, hängt deshalb davon ab, wie sich Angebot und Nachfrage künftig entwickeln. Global herrscht Konsens, dass langfristig weltweit die Nachfrage nach Rohstoffen steigt. Dennis Bastian sagt: «Wir von der Deutschen Rohstoffagentur rechnen damit, dass der Bedarf zunehmen wird, nicht nur an Lithium, auch an allen anderen metallischen Rohstoffen. Dies, weil wir unsere Industrie elektrifizieren.» Und dafür braucht es mehr Kupfer, mehr Mangan und mehr Seltene Erden.
Spezialisierte Unternehmen in China
Diese Rohstoffe müssen irgendwo gefördert werden. Das allerdings ist eine grosse Herausforderung. Die Rohstoffe aus dem Boden zu holen sei dabei der einfachere Teil, meint der Experte. Er sieht den Flaschenhals woanders: «Viele Rohstoffe werden in der ganzen Welt gefördert und dann zu einem grossen Teil in China weiterverarbeitet.»
Dies ist so, weil sich chinesische Unternehmen darauf spezialisiert haben, die gefragten Stoffe aus dem Gestein zu extrahieren. Das sind häufig komplexe Verfahren, die ausserhalb Chinas nur wenige Firmen beherrschen. Das gilt insbesondere für die Seltenen Erden mit den Elementen wie Terbium, Promethium oder Thulium.
Wenn man die Weiterverarbeitung nach Europa oder nach Amerika bringen möchte, braucht es die Bereitschaft der Wirtschaft und der Staaten, das zu unterstützen.
Mit neuen Abbaugebieten alleine – wie sich das Donald Trump erhofft – ist es also nicht getan. «Man muss diese ganze Kette komplett denken und einerseits die Bergwerksförderung hier haben wollen, andererseits auch die Raffinerieproduktion», so Rohstoffexperte Bastian.
Die entscheidende Frage sei nun, ob die USA und Europa gewillt sind, auch in die Verarbeitung zu investieren, ergänzt Ladner von der Zürcher Kantonalbank: «Wenn man die Weiterverarbeitung nach Europa oder nach Amerika bringen möchte, braucht es die Bereitschaft der Wirtschaft und der Staaten, das zu unterstützen.»
Sonst wird der Westen noch abhängiger von China als er es ohnehin schon ist. Denn China hat die Hebel in der Hand, um das globale Angebot an Rohstoffen zu steuern und damit auch die Preise zu diktieren.