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Goldhandel mit USA Gold als Klotz am Bein bei den Verhandlungen mit den USA

Die Schweiz liefert so viel Gold in die USA wie noch nie. Dies schwächt die Verhandlungsposition. Die Hintergründe.

Die Ausgangslage: Dass die Schweiz im Handel mit den USA einen Überschuss erzielt, ist unbestritten. Das Ausmass ist allerdings derzeit stark verzerrt. Das Gold verfälscht das Bild in der Statistik, vor allem im laufenden Jahr. Inklusive Gold hat die Schweiz im laufenden Jahr im Handel mit den USA einen Überschuss von 48 Milliarden Franken. Ohne das Gold läge der Überschuss bei nur 25 Milliarden Franken. Der Handelsbilanzüberschuss ist im laufenden Jahr wegen des Goldes viel grösser als normal. Der Effekt des Goldhandels macht es für die Schweiz bei den Verhandlungen schwieriger, ein gutes Resultat mit tiefen Zöllen zu erreichen.

Schweiz im Rampenlicht: Dass die USA im Handel mit der Schweiz ein so grosses Defizit haben, hat zumindest im laufenden Jahr mit dem Goldhandel zu tun. Das grösste Defizit im Handel haben die USA mit der EU, gefolgt von China, Mexiko, Vietnam und an fünfter Stelle bereits der Schweiz. Damit haben die USA mit der Schweiz ein grösseres Defizit als zum Beispiel mit Japan, Kanada, Singapur oder Australien. Ohne den Goldhandel wäre das Defizit der USA mit der Schweiz viel kleiner und die Schweiz wäre etwas weniger im Fokus.

Goldhandel mit den USA: Die Schweiz hat im laufenden Jahr so viel Gold in die USA geliefert wie noch nie in der Geschichte. Der Grund: Mit dem Machtwechsel in den USA im Januar befürchteten die Händler in den USA auch Zölle auf den Goldimporten. Das hat in den USA zu einer noch nie dagewesenen Nachfrage geführt. Schleunigst haben die amerikanischen Händler in der Welt Gold zusammengekauft. Infolgedessen wurden im ersten Halbjahr fast 500 Tonnen Gold zu einem Wert von 39 Milliarden Dollar aus der Schweiz in die USA geliefert. Gold ist sehr wertvoll. Solche Lieferungen wirken sich in der Statistik stark aus und verfälschen das Bild.

Die Rolle der Schweiz im Goldhandel: Die Schweiz ist im Goldhandel eine Drehscheibe. Hierzulande gibt es mehrere grosse Raffinerien, in welchen Gold umgeschmolzen wird. Das Gold gelangt entweder von den Minen aus Südamerika, Australien, Afrika und den USA zur Verarbeitung in die Schweiz oder wird als Goldbarren aus anderen Handelszentren wie zum Beispiel London angeliefert. Gold wird hierzulande in unterschiedliche Barrengrössen umgeschmolzen. Die Goldraffinerien gehörten früher teilweise den Schweizer Grossbanken, die sich aber mittlerweile vom Geschäft des Goldhandels getrennt haben. Weil Gold so teuer ist, wirken sich solche Lieferungen in der Zollstatistik stark aus. Die Wertschöpfung der Branche ist allerdings gering. Es ist eine Branche mit nur wenigen Firmen und Arbeitsplätzen.

Goldbarren in extrem heissen Gefäss.
Legende: Ein Goldbarren wird beim Schweizer Unternehmen Argor-Heraeus eingeschmolzen. Keystone / KARL MATHIS

Goldhandel schwankt stark: Die Nachfrage nach Gold schwankt stark und hängt von der Weltpolitik ab. 2020 zum Beispiel, in der Zeit von Corona, bestellten die Kunden in den USA massenhaft Gold. So wurde damals extrem viel Gold aus der Schweiz in die USA geliefert. So wurde damals extrem viel Gold aus der Schweiz in die USA geliefert. Ganz anders im Jahr 2012. Da gab es in Europa eine Schuldenkrise und die USA erzielten beim Handel von Gold einen Überschuss von mehreren Milliarden. Das Fazit ist also klar: Der Goldhandel beeinflusst die Handelsbilanz. 2012 war die Handelsbilanz der Schweiz mit den USA ausgeglichen – im laufenden Jahr resultiert allerdings für die Schweiz ein rekordverdächtiger Überschuss.

SRF 4 News, 4.8.2025, 16:12 Uhr; sten

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