Rohner entschuldigt sich: An der virtuell abgehaltenen Generalversammlung der Credit Suisse äusserte sich der abtretende Verwaltungspräsident Urs Rohner über die grossen Verluste im Zusammenhang mit dem Hedgefonds Archegos und den Greensill-Fonds: «Wir haben unsere Kunden und Aktionäre enttäuscht. Dafür entschuldige ich mich», sagte Rohner.
Auch CEO Thomas Gottstein fand deutliche Worte. «Dieser erhebliche Verlust ist inakzeptabel», sagte Gottstein. Die Credit Suisse hat in Folge der Verluste verschiedene Massnahmen ergriffen. Boni sind gekürzt worden und die Risikokontrolle wird verstärkt. Mit einer Kapitalerhöhung ist die Bilanz gestärkt worden. Die Bank hat zudem eine interne Untersuchung zur Klärung der Ereignisse in Auftrag gegeben. «Solche Ereignisse sollen nie wieder vorkommen», so Gottstein.
Horta-Osório neuer VR-Präsident: An der Generalversammlung haben die Aktionärinnen und Aktionäre António Horta-Osório mit mehr als 96 Prozent der Stimmen zum neuen Verwaltungsratspräsidenten der Bank gewählt. Der Portugiese übernimmt das Amt des nach zehn Jahren abtretenden Rohner und startet sogleich mit hohen Erwartungen: Er soll die schlingernde Grossbank wieder in ruhigere Fahrwassern lenken. Horta-Osorio erklärte nach seiner Wahl, die Kultur der CS müsse sich ändern. Er habe schon viele Krisen gesehen, aber das sei kein Vergleich, zudem was die CS zuletzt erlebt habe. Den Fokus will er auf das Risikomanagement setzen. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter der Bank solle zum Risiko-Manager werden.
Weniger Zustimmung für Verwaltungsräte: Während Horta-Osório breite Unterstützung erhielt, fiel die Zustimmung der Aktionäre zu den anderen Verwaltungsrätinnen und -räte teilweise tiefer aus: Zwischen 72.5 und 91.4 Prozent der Stimmenden sprachen sich für die wieder respektive neu antretenden Mitglieder des Gremiums aus. Die Zustimmung für den erneut kandidierenden CS-Vizepräsident Severin Schwan lag bei 83.7 Prozent der Stimmen.
Verwaltungsrat Gottschling zieht Kandidatur zurück: Allerdings war das Traktandum der VR-Wahlen etwas entschärft worden, nachdem Verwaltungsrat Andreas Gottschling im Vorfeld der Generalversammlung seine Kandidatur zurückgezogen hatte. Gottschling war als Vorsitzender des Risikoausschusses im CS-Verwaltungsrat nach den Debakeln um Archegos und die Greensill besonders heftig in die Kritik geraten.
Dividende gekürzt: Genehmigt wurde von den Aktionären die nach den jüngsten Grosspannen gekürzte Dividende von 0,10 Rappen pro Aktie sowie die Vergütungen des Verwaltungsrats und die fixen Vergütungen der Geschäftsleitung. Die Anträge auf variable Vergütungen für die Geschäftsleitung hatte der Verwaltungsrat nach dem Archegos-Fall zurückgezogen.
Die teuren Misstritte der Schweizer Grossbanken
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Bild 1 von 11Legende: 1998: US-Hedgefonds LTCM verspekuliert sich Der US-Hedgefonds Long Term Capital Management (LTCM) finanziert seine Geschäfte mit viel Fremdkapital und verspekuliert sich spektakulär. Allein die UBS erleidet einen Verlust von rund einer Milliarde Franken. UBS-Verwaltungsratspräsident Mathis Cabiallavetta tritt zurück. Keystone
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Bild 2 von 11Legende: 2007: UBS scheitert mit eigenem Hedgefonds Die UBS erleidet mit ihrem hauseigenen Hedgefonds Dillon Read Capital Management (DRCM) Schiffbruch. Im Kern geht es um verlustreiche Spekulationen mit minderwertigen amerikanischen Immobilienkrediten. UBS-Chef Peter Wuffli tritt zurück. Keystone
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Bild 3 von 11Legende: 2008: Finanzkrise Der US-Immobilienmarkt wankt, vermeintlich erstklassige US-Hypothekar-Papiere entpuppen sich als Ramsch. Die UBS fährt allein 2008 einen Verlust von 20 Milliarden Franken ein. Am 16. Oktober 2008 wird die Bank vom Staat mit über 60 Milliarden Franken gerettet. Der langjährige VR-Präsident Marcel Ospel muss im Frühling 2008 gehen. Keystone
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Bild 4 von 11Legende: 2009: US-Steuerstreit I Bundesrat Hans-Rudolf Merz warnt die Amerikaner: «An diesem Bankgeheimnis werdet ihr euch noch die Zähne ausbeissen!». Ein Jahr später zahlt die UBS dann doch 780 Mllionen US-Dollar Strafe und händigt den amerikanischen Behörden Kundendaten aus. Keystone
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Bild 5 von 11Legende: 2011: Milliardenverlust für UBS wegen Kweku Adoboli Der Investmentbanker Kweku Adoboli verzockt sich in London mit nicht autorisierten Handelsgeschäften und brockt der UBS einen Verlust von 2.3 Milliarden US-Dollar ein. UBS-Chef Oswald Grübel tritt zurück. Die Aufsichtsbehörde Finma stellt schwerwiegende Mängel im Risikomanagement der Bank fest. Keystone
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Bild 6 von 11Legende: 2012: Manipulation des Referenzzinssatzes Libor Internationale Grossbanken haben jahrelang den Referenzzinssatz Libor manipuliert. Die UBS ist Whistleblowerin, trotzdem muss sie 1.4 Milliarden Franken an amerikanische, britische und schweizerische Behörden bezahlen. Zentrale Figur im weltweiten Libor-Skandal ist der Händler Tom Hayes: Er wird 2015 zu 14 Jahren Haft verurteilt. Keystone
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Bild 7 von 11Legende: 2014: US-Steuerstreit II Die Credit Suisse bezahlt im US-Steuerstreit 2.8 Milliarden US-Dollar und unterschreibt ein Schuldeingeständnis. Dennoch betont VR-Präsident Urs Rohner im Interview mit Radio SRF am Tag nach der Einigung, er persönlich habe in der ganzen Geschichte eine «weisse Weste». Keystone
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Bild 8 von 11Legende: 2016: Strafzahlung der Credit Suisse Die Credit Suisse muss in den USA insgesamt 5.3 Milliarden US-Dollar bezahlen: Knapp die Hälfte ist eine Strafzahlung, mit dem Rest muss die Bank Geschädigte der US-Hypothekenkrise entschädigen. Keystone
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Bild 9 von 11Legende: 2018: US-Steuerstreit III Schweizer Banken zahlen insgesamt rund sechs Milliarden US-Dollar an die USA, um den Steuerstreit ad acta zu legen, wie die «Handelszeitung» errechnet hat. Grosse Beträge haben neben UBS und Credit Suisse auch Julius Bär (550 Millionen US-Dollar) oder die ZKB (100 Millionen US-Dollar) bezahlt. Keystone
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Bild 10 von 11Legende: März 2021: Greensill-Pleite Der Lieferketten-Finanzierer Greensill gerät ins Strudeln. Daraufhin sistiert u.a. die Credit Suisse den Handel mit Greensill-Fonds im Wert von zehn Milliarden US-Dollar. Die CS versucht daraufhin, so viel Geld wie möglich aus den Fonds zurückzubekommen – Verluste müsste vor allem die Kundschaft tragen, denen die CS Fonds-Anteile verkauft hat. Keystone
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Bild 11 von 11Legende: April 2021: CS verbucht Milliarden-Verlust Der US-Hedgefonds Archegos hat sich mit Geld von Banken verspekuliert. Die Credit Suisse erwischt es am härtesten: Sie verbucht einen Verlust von fünf Milliarden US-Dollar. Die Finanzmarktaufsicht Finma untersucht, ob das Risikomanagement mangelhaft war. Dieser Vorfall überschattet den Abgang von CS-Präsident Urs Rohner. Keystone