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Huawei verklagt die USA «Teil einer Gegenoffensive»

Huawei wird Spionage vorgeworfen, nun hat der chinesische Telekom-Riese die USA verklagt. Als Grund nannte der Konzern das Verbot für US-Regierungsbehörden, Huawei-Ausrüstung anzuschaffen. Doch was ist das Ziel dieser Klage? «Huawei will Gegensteuer geben und Vertrauen schaffen», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

SRF NEWS: Wie berechtigt ist dieser Spionagevorwurf vonseiten der USA an Huawei?

Klaus Ammann: Bis jetzt gibt es keine Beweise. Aber technisch ist es natürlich möglich, dass in den Komponenten von Mobilfunknetzwerken von Huawei Hintertürchen eingebaut werden. Durch diese können dann Geheimdienste wichtige Infrastrukturen und Kommunikationskanäle anzapfen. Dass das gemacht wird und realistisch ist, haben die Amerikaner bewiesen. Der Whistleblower Edward Snowden hat gezeigt, dass US-Geheimdienste dank dieser technologischen Möglichkeiten tausende von Bürgern abgehört haben.

Huawei weist die Vorwürfe zurück – und hat im Gegenzug Klage gegen die US-Regierung eingereicht – was ist das Ziel?

Das ist Teil einer Gegenoffensive. Die USA haben weltweit vor den Gefahren von Huawei gewarnt und anderen Ländern gedroht, nicht mehr mit ihnen zusammenzuarbeiten, wenn sie Huawei-Technologien einsetzen.

Dass die Chinesen technologisch auf der Höhe sind, ist weltweit unbestritten.

Nun will Huawei Gegensteuer geben und Vertrauen schaffen. Denn dass die Chinesen technologisch auf der Höhe sind, ist weltweit unbestritten. Die Klage selbst hat in den USA ungewisse Chancen. Aber es geht auch darum, das Image von Huawei im Rest der Welt zu verbessern.

Nicht nur die USA, sondern auch andere Länder haben sich skeptisch gegenüber Huawei geäussert – zum Beispiel Deutschland. Es geht um den Auf- und Ausbau des 5G-Netzwerkes. Wie schwierig wird es für Huawei, sich hier weltweit zu etablieren?

Trotz allem läuft das bis jetzt nicht schlecht. Huawei hat einen weltweiten Marktanteil von etwa 30 Prozent. Viele Länder sind zwar in letzter Zeit skeptisch geworden, aber die meisten sind zum Schluss gekommen, dass die Risiken in Grenzen gehalten werden können und dass man unter Bedingungen nach wie vor mit Huawei zusammenarbeiten könne.

Zuletzt hat beispielsweise Indien – ein riesiger potentieller Markt für die 5G-Technologie – gesagt, dass man sich von den USA nicht unter Druck setzen lassen werde oder Verzögerungen zulassen wolle. Dieses 5G-Netz hat ein so grosses Potential und Huawei spielt hierbei eine so wichtige Rolle, dass man sich das nicht verderben lassen will.

Was gibt es beim Aufbau des 5G-Netzes für Alternativen zu Huawei?

Neben Huawei gibt es zwei andere grosse Player: Ericsson hat global auch rund 30 Prozent Marktanteil. Nokia rund 25 Prozent. In vielen Ländern sind alle Player aktiv – auch in der Schweiz. Swisscom setzt für das Festnetz auf Huawei, für das mobile Netz auf Ericsson, Salt ist da bei Nokia und Sunrise setzt auf Huawei. Und man will bisher trotz des internationalen Zwists nichts an der Geschäftspolitik ändern.

Die Klage selbst hat in den USA ungewisse Chancen.

Was das technische Know-how angeht, ist Huawei unbestritten top. Dem Konzern fehlt es aber an Vertrauen: Wie will Huawei das ändern?

Eine auffällige Massnahme ist, dass Huawei am letzten Dienstag ein neues, europäisches Transparenzzentrum für Cyber-Sicherheit in Brüssel eröffnet hat. Unternehmen, die in Verdacht der Cyber-Spionage geraten sind, werden dort beraten. Da sollen Regierungsbehörden, Branchenverbände, Experten eine Plattform erhalten, um auch an Standards gegen solche Cyber-Spionage zu arbeiten. Das soll natürlich Sicherheitsbedenken gegenüber Huawei zerstreuen.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

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