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Investieren in Klimaschutz? Trump-Ära: harte Zeiten für klimafreundliche Finanzanlagen

Donald Trump macht Druck auf Windparks und Solaranlagen. Folge: Nachhaltige Investments verlieren an Attraktivität.

In Genf fand diese Woche der «Building-Bridges»-Kongress statt – einer der wichtigsten Anlässe für nachhaltiges Investieren in Europa.

Gleich beim Eingang befindet sich eine Art Speakers-Corner, wo innovative Köpfe ihre Idee dem Publikum vorstellen. Ein Software-Entwickler etwa will Bauern mit seiner satellitengestützten Software bessere Ernten bescheren.

In den Konferenzsälen werden auf Podien die drängendsten Fragen der Stunde diskutiert. Zum Beispiel jene, wie multilaterale Entwicklungsbanken mehr private Gelder mobilisieren können für den Schutz von Klima und Artenvielfalt.

Wo ist die Aufbruchstimmung geblieben?

Ebenso wichtig wie offizielle Veranstaltungen sind geplante und zufällige Treffen auf den Gängen. Rund 2000 Vertreterinnen und Vertreter von Banken, Versicherungen, Verbänden und Nichtregierungsorganisationen sind hier.

Der Übergang in eine nachhaltigere Welt ist unumkehrbar.
Autor: Patrick Odier Präsident von «Building Bridges»

Die Aufbruchstimmung der vergangenen Jahre ist verflogen. Trotzdem schaue man weiterhin nach vorne, betont Patrick Odier, Ex-Präsident der Bankiervereinigung und heute Präsident von «Building Bridges». Auch wenn sich derzeit viel verändere: «Der Übergang in eine nachhaltigere Welt ist unumkehrbar», ist der Banker überzeugt.

Symbolbild: Offshor-Windpark im Meer.
Legende: Während sich in den USA die Trump-Regierung gegen alternative Energieerzeugung wie Windparks stellt, geht Europa weiter den Weg eines nachhaltigen Energieumbaus. Das eröffne auch Investment-Chancen, heisst es am «Building-Bridges»-Kongress in Genf. Reuters

Doch die Tatsache, dass Investitionen in Waffen- oder Ölproduzenten in letzter Zeit bessere Renditen abgeworfen haben als nachhaltige Anlagen, gibt in den Gängen des Kongresszentrums zu reden.

Der Klimawandel birgt grosse finanzielle Risiken

Sabine Döbeli, Geschäftsführerin des Verbands Swiss Sustainable Finance relativiert. Vor allem beim Öl sei der Boom wieder vorbei. Und: «In einem Portfolio machen Öl und Waffen nur einen sehr kleinen Teil aus.»

Unabhängig von kurzfristigen Trends sei es langfristig für Investoren unabdingbar, die finanziellen Risiken von Klimawandel und Biodiversitätsverlust im Auge zu behalten, betont Döbeli.

Genau das aber ist dem aktuellen US-Präsidenten Donald Trump ein Dorn im Auge. Wegen des Drucks aus den USA haben Initiativen für mehr Nachhaltigkeit – wie etwa die sogenannten Net-Zero-Alliances oder die Science Based Targets Initiative – in letzter Zeit viele Mitglieder verloren. Darunter sind auch die UBS oder SwissRe.

Der Umgang mit den Folgen des Klimawandels ist in anderen Weltgegenden Alltag – und das, ohne politisiert zu sein.
Autor: Lisa Sachs Professorin für Internationale Beziehungen an der Columbia

Thomas Vellacott, Chef der Umweltorganisation WWF Schweiz, ist denn auch besorgt. Immer weniger Finanzinstitute würden sich in die Karten blicken lassen: «Das ist eine sehr negative Entwicklung.»

Backlash in den USA als Chance für Europa?

Es gibt aber nach wie vor wichtige Akteure, die an solche Branchen-Initiativen glauben. Dazu gehört etwa der italienische Versicherungskonzern Generali – mit immerhin 470 Milliarden Dollar Versicherungsvermögen.

«Der Rückzug der USA kann für europäische Unternehmen durchaus eine Chance darstellen», so Lisa Sachs, Professorin für Internationale Beziehungen und Direktorin des Columbia Center on Sustainable Investment.

Was hier und vor allem in den USA unterschätzt werde, sei die Dynamik in anderen Regionen der Welt. «Der Umgang mit den Folgen des Klimawandels ist beispielsweise in Südost-Asien, Afrika und Lateinamerika Alltag – und das ohne politisiert zu sein», sagt Sachs.

Sie ist überzeugt, dass es im ureigensten Interesse dieser und letztlich aller Länder der Erde ist, ihre Finanzflüsse nachhaltig auszurichten. Und sie sieht durchaus Anzeichen dafür, dass dies vermehrt geschieht.

Rendez-vous, 03.10.2025, 12:30 Uhr; noes

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