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Kampf gegen Coronakrise Die SNB macht auf unauffällig

Im Kampf gegen die Krise haben zahlreiche Notenbanken milliardenschwere Hilfsprogramme lanciert. Nicht so die Schweizerische Nationalbank SNB.

Einige Notenbanken haben schon fast hyperaktiv auf den Ausbruch der Corona-Pandemie reagiert, die die Weltwirtschaft abrupt aus dem Tritt gerissen hat. In den USA, in Europa oder auch in Asien haben Währungshüter reihum milliardenschwere Hilfspakete geschnürt und legen laufend nach: Sie senken ihre Zinsen, pumpen Liquidität in die Finanzmärkte, versorgen Banken mit Geld, kaufen Staats- und Firmenanleihen, gewähren Notkredite. Alles mit dem Ziel, der eigenen Volkswirtschaft unter die Arme zu greifen.

Und die Schweizerische Nationalbank SNB? Sie agiert vergleichsweise unauffällig. Sie stellt im Hintergrund, fernab der medialen Aufmerksamkeit, sicher, dass die hiesigen Banken genügend flüssige Mittel haben. Die brauchen sie, um notleidende Unternehmen mit Corona-Hilfskrediten zu versorgen. Das Risiko trägt aber nicht die Nationalbank, sondern der Bund.

Frankenstärke – schon lange ein Problem

Darüber hinaus tut die SNB das, was sie schon lange tut: Sie macht den Schweizer Franken für Anlegerinnen und Anleger möglichst unattraktiv. Dazu belässt sie beispielsweise den Negativzins unverändert bei -0,75 Prozent. Und sie interveniert weiterhin am Devisenmarkt: Sobald der Franken zu stark wird, kauft sie Fremdwährungen auf, um so den Franken künstlich zu schwächen.

Die Rechnung der SNB geht auf: Der starke Franken ist derzeit einigermassen unter Kontrolle, die Zusammenarbeit mit Bund und Banken funktioniert, die Hilfsmassnahmen greifen. Und die SNB hegt gar die Hoffnung, die Schweiz könnte das Schlimmste bereits hinter sich haben.

Spielraum begrenzt

Der Grund: Sie SNB mag zwar nur zurückhaltend mit Hilfsmassnahmen auf die Pandemie reagiert haben. Sie hat aber schon zuvor während Jahren enorm viel getan, um die Schweizer Wirtschaft zu stützen.

Sie kämpft eisern gegen einen allzu starken Franken: Dazu hat sie rekordtiefe Negativzinsen verhängt, und sie hat einen gigantischen Devisenberg angehäuft von mittlerweile über 800 Milliarden Franken – beides ist, gemessen an der Landesgrösse, in diesem Ausmass weltweit einzigartig. Aber eben: Das war schon vor der Pandemie so.

Was ist, wenn…?

Deshalb stellt sich nicht nur bei ausländischen Notenbanken, sondern auch bei der SNB die Frage: Was ist, wenn sich die Coronakrise noch einmal verschärft?

Dann könnte sichtbar werden, dass der Spielraum der SNB für weitere massive Hilfen begrenzt ist. Nicht wegen neu lancierter Corona-Hilfen, sondern wegen den schon seit Jahren laufenden Stützungsmassnahmen.

Eveline Kobler

Wirtschaftsredaktorin

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Eveline Kobler ist seit 2007 bei Radio SRF tätig und leitet seit Dezember 2016 die Wirtschaftsredaktion.

Heute Morgen vom 18.06.2020, 6.00 Uhr

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