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Kampf gegen Inflation US-Notenbank erhöht Leitzins um 0.5 Prozentpunkte

  • Die US-Notenbank Fed greift durch: Der Leitzins wird um 0.5 Prozentpunkte erhöht.
  • Der geldpolitische Schlüsselsatz steigt damit auf die neue Spanne von 0.75 bis 1.00 Prozent, wie die Fed mitteilte.
  • Damit soll die Inflation gebremst werden.
  • Es ist die zweite Erhöhung seit Beginn der Corona-Pandemie – und der erste Anstieg um 0.5 Prozentpunkte seit Jahrzehnten.

Die Anhebung um 50 Basispunkte ist die stärkste Anhebung der Leitzinsen seit 22 Jahren. Für gewöhnlich zieht es die Federal Reserve (Fed) vor, den Leitzins in Schritten von 0.25 Prozentpunkten anzuheben.

Doch der Druck auf die Fed ist gross. Denn die Inflationsrate ist mit 8.5 Prozent so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Preise für Güter und Dienstleistungen steigen – das tut weh, denn es schmälert die Kaufkraft von Konsumentinnen und Konsumenten.

Leitzins als Inflations-Steuerungsinstrument

Das wichtigste Instrument der Notenbank im Kampf gegen die Inflation ist der Leitzins. Eine Erhöhung soll dafür sorgen, dass die Teuerung nicht aus dem Ruder läuft. Indem die Notenbank den Leitzins erhöht, verteuert sie Kredite – im Gegenzug gibt es einen höheren Zins auf dem Sparkonto. Je höher der Leitzins, desto eher lassen die Leute und auch Firmen ihr Geld auf dem Konto liegen, sie geben weniger aus.

Folgen bald noch mehrere Zinsschritte?

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Analysten rechnen in diesem Jahr noch mit mehreren Zinsschritten. Auch will die Fed ihre infolge der Corona-Notprogramme auf rund neun Billionen US-Dollar angeschwollene Bilanz rasch abbauen, was den Märkten weitere Liquidität entziehen würde.

Damit sinkt die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen – die Preise sinken. Das dämpft zwar die Inflation – der Wermutstropfen: Es bremst eben auch die Wirtschaft. Es ist also ein Balanceakt: Es gilt, die Zinsen nicht zu sehr erhöhen, um nicht am Schluss die Konjunktur abzuwürgen.

Für SRF-Börsen-Korrespondent Jens Korte an der New Yorker Wall Street sind die Zinsschritte ein wenig zu spät gekommen. Denn die Inflation in den USA sei schon seit geraumer Zeit ein Problem, schon weit bevor der Krieg in der Ukraine begonnen habe. Dies habe die Situation natürlich nochmals verschärft.

Notenbank-Chef Jerome Powell habe heute etwas sehr Interessantes gesagt: «Die Notenbank kann mit der Geldpolitik die Nachfrage-Seite beeinflussen, aber nicht die Angebots-Seite.» Insofern stelle sich die Frage, wie sich die Inflation weiter entwickeln wird und das entziehe sich teilweise dem Einfluss der Notenbank, sagt Korte. «Für die amerikanische Wirtschaft ist diese aktuelle Gemengelage schwierig, weil ausgerechnet jetzt auch noch die Zinsen steigen, wenn die Wirtschaft nicht mehr so schnell unterwegs ist wie noch vor ein paar Monaten.»

Signalwirkung für Europa

Der Zinsschritt in den USA ist auch ein Signal in Richtung Europa. Denn auch im Euroraum ist die Inflation hoch – der Leitzins seit Jahren auf Rekordtiefen null Prozent. Die Anzeichen verdichten sich, dass sich das bereits im Juli ändert. Und wenn die EZB an der Zinsschraube dreht – dann kann sich auch die SNB, die Schweizerische Nationalbank, dem Trend kaum noch entziehen.

Die aktuelle Situation hält eine weitere Herausforderung parat: Steigende Energiepreise reagieren nicht direkt auf Zinserhöhungen – genauso wenig die Unterbrechungen globaler Lieferketten, welche die Preise gewisser Produkte in die Höhe treiben.

SRF 4 News; 4.5.22; 20:30 Uhr ; 

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