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Kein Stromabkommen mit der EU Swissgrid: Instabilität des Netzes könnte zunehmen

Die Schweizer Stromnetzbetreiberin Swissgrid befürchtet ein zunehmend instabiles Netz – und hofft auf ein Stromabkommen.

Die Schweiz liegt mitten in Europa, entsprechend eng ist das Schweizer Stromnetz mit den Nachbarnetzen verbunden. So wird Strom von einem Land in ein anderes verkauft und ins Netz eingespiesen.

Doch als Netzbetreiberin in einem Nicht-EU-Land erfährt die Stromnetzbetreiberin Swissgrid immer öfter erst sehr kurzfristig, wenn es zu Überfluss oder Mangel an Strom im Netz kommt.

Viel Aufwand für Netzstabilität

«Wir müssen immer mehr in den Systembetrieb eingreifen, um das Netz stabil zu halten», sagt Swissgrid CEO Yves Zumwald. Das sei mit Aufwand und Kosten verbunden.

So muss Swissgrid innert Minuten Kraftwerke aufbieten, die sofort Strom abnehmen oder produzieren, um das Netz auszugleichen. Nur so kann verhindert werden, dass es zu Blackouts kommt.

Swissgrid erzielt 2020 Gewinn

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Legende: swissgrid

Swissgrid hat im Jahr 2020 einen Gewinn von 75.7 Millionen Franken erzielt, wie das Unternehmen mitteilte. Dies bei einem Nettoumsatz von gut 588 Millionen Franken. Grund für das Jahresergebnis war hauptsächlich das im Vergleich zum Vorjahr bessere Finanzergebnis.

Trotz der Pandemie habe man wichtige Fortschritte in Leitungsprojekten verzeichnen können, schreibt das Unternehmen. So habe etwa die Leitung zwischen Beznau und Birr im Kanton Aargau ein Jahr früher als geplant in Betrieb genommen werden können. Auch im Unterwallis würden die Bauarbeiten für den Neubau der Höchstspannungsleitung zwischen Chamoson und Chippis nach Plan laufen. Die Leitung soll im Jahr 2022 in Betrieb gehen und damit den Engpass zum Abtransport des im Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance produzierten Stroms beseitigen. Im laufenden Jahr steht die langfristige Planung der Netzinfrastruktur imi Fokus von Swissgrid: 2021 sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, um das «Strategische Netz 2040» zu erarbeiten. Damit will Swissgrid «einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Energiewende» leisten.

Zum fehlenden Stromabkommen mit der EU schreibt Swissgrid, ein solches sei mittelfristig unabdingbar, um die Netzstabiltät zu gewährleisten. Bis dahin sei es wichtig, dass die Schweizer Gesetzgebung im Strombereich möglichst EU-konform ausgestaltet werde, damit der allfällige Abschluss eines Stromabkommens dereinst nicht zusätzlich erschwert werde. (sda)

Teilweise muss deshalb Strom für die Netzstabilität produziert werden – etwa, indem aus einem Staudamm Wasser abgelassen wird –, der eigentlich für Schweizer Endkunden vorgesehen wäre, wie Zumwald erklärt.

Doch weil Swissgrid den Strom braucht, um das Netz stabil zu halten, wird er später für die Haushalte nicht mehr zur Verfügung stehen.

Ständig muss Strom parat sein

Die europäischen Nachbarländer können im Gegensatz zur Schweiz rechtzeitig und besser planen: Sie handeln alle im selben Markt mit Energie.

Weil die Schweiz nicht vollwertiges Mitglied im Strommarkt ist, braucht sie mehr Strom, der quasi auf Vorrat gehalten werden muss. Das kostet die Netzbetreiberin Swissgrid viel Geld.

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Die Netzstabilität sei momentan noch nicht gefährdet, sagt Swissgrid-Chef Zumwald. Doch das könnte sich ändern. Denn die EU-Kommission schliesse die Schweizer Netzbetreiberin immer mehr von den Abläufen in Europa aus.

Swissgrid müsse deshalb immer wieder neue Massnahmen ergreifen, um das Netz stabil zu halten.

Energiewende ist gefährdet

Und: «Es wird immer schwieriger, die Netzstabilität zu gewährleisten. Mittel- und langfristig sind so die Umsetzung der Energiestrategie 2050 und die Versorgungssicherheit der Schweiz gefährdet», warnt Zumwald.

Er hofft deshalb, dass es möglichst bald zu einem Stromabkommen zwischen der Schweiz und der EU kommt. Doch Brüssel macht ein solches vom Abschluss des hängigen Rahmenabkommens mit der Schweiz ab.

Für Swissgrid dürfte sich die Situation also nicht allzu schnell verbessern.

SRF 4 News, Heute Morgen vom 21.4.2021, 06.00 Uhr

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