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Klimagipfel in New York China stellt neue Klimaschutzziele vor – die Hintergründe

Per Videobotschaft hat das chinesische Staatsoberhaupt Xi Jinping am Klimagipfel in New York verkündet, sein Land werde bis 2035 den Ausstoss von Treibhausgasen um bis zu zehn Prozent senken. Aktuell ist China der grösste Klimasünder der Welt: 31 Prozent der weltweiten Emissionen gehen auf sein Konto. SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann schätzt ein, wie ernst es Peking mit den Plänen ist.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

Ist die Ankündigung von China ein Meilenstein?

Das kann man durchaus so bezeichnen. China formuliert nämlich erstmals absolute statt nur relative Reduktionsziele. Und erstmals sind alle Treibhausgase aus allen Wirtschaftssektoren in die Rechnung mit einbezogen. Deshalb betrachten Klimaschützerinnen und Klimaschützer die Ankündigung als Wendepunkt.

Kohlekraftwerk in China
Legende: In diesem Jahr könnte Chinas Treibhausgas-Ausstoss seinen Höhepunkt erreichen. Nun setzt sich China konkrete Ziele, um gegenzusteuern. Keystone / AP / Andy Wong

Gleichzeitig muss man sagen: Wenn Chinas CO₂-Ausstoss bis 2035 um sieben bis zehn Prozent sinkt, wie Xi Jinping das am Klimagipfel versprochen hat, reicht das bei Weitem nicht. Im Einklang mit dem 1.5-Prozent-Ziel von Paris wäre laut Expertinnen und Experten eine Reduktion von rund 30 Prozent in den nächsten 10 Jahren nötig.

Wie konkret und verbindlich sind die Pläne?

Chinas Wirtschaft wird zentral gesteuert und die Klimapolitik natürlich auch. Mit Opposition gegen einzelne Massnahmen, wie sie in demokratischen Ländern häufig aufkommt, ist in China kaum zu rechnen. Es ist davon auszugehen, dass China diese Reduktion tatsächlich erreicht. Viele Beobachterinnen und Beobachter halten es für sehr wahrscheinlich, dass die Ziele sogar übertroffen werden. Überraschend wäre das nicht: Auch beim Ausbau der neuen erneuerbaren Energieproduktion aus Sonne und Wind hat China in der Vergangenheit immer wieder Ziele übertroffen.

Warum kommt die Ankündigung gerade jetzt?

Am Klimagipfel im Rahmen der UNO-Generalversammlung ist eine Deadline abgelaufen, bis zu der die Länder alle fünf Jahre schärfere Klimaziele vorlegen müssten. China hat diese Deadline nun eingehalten, wie übrigens auch die Schweiz: Sie hat ihr Ziel bereits Anfang Jahr präsentiert. Die EU hat das dagegen noch nicht getan. Die Umweltminister der Mitgliedstaaten konnten sich noch nicht auf gemeinsame Klimaziele einigen.

UNO-Klimagipfel
Legende: Xi Jinping hat am Mittwoch neue Klimaschutzziele für sein Land vorgestellt und damit eine klare Gegenposition zu US-Präsident Donald Trump bezogen. Keystone / AP / Yuki Iwamura

Mit seiner Ankündigung springt China auch bis zu einem gewissen Grad in die Lücke, die die USA hinterlassen. Der zweitgrösste Klimasünder der Welt hat sich unter Donald Trump aus den Klimaschutzbemühungen der UNO verabschiedet. Xi Jinping hat indirekt darauf hingewiesen. Sinngemäss sagte er, dass gewisse Länder die Klimaherausforderung nicht angehen würden. Die internationale Gemeinschaft müsse den Fokus aber unbedingt beibehalten.

Wie sind die Reaktionen auf Chinas Ankündigung?

Sie fallen gemischt aus. Unter Expertinnen und Klimaschützern gibt es eine gewisse Ernüchterung. Sie weisen darauf hin, dass das Land mehr tun könnte und auch müsste. Es gibt aber auch positive Reaktionen: Viele hoffen darauf, was China mit seiner Ankündigung weltweit auslöst. Immerhin war es China, das mit riesigen Investitionen die Preise von Solarpanels um 90 Prozent heruntergebracht hat. Das hat der Energiewende in vielen Ländern Schub verliehen.

Solaranlagen in China
Legende: China hängt zwar noch immer stark von der klimaschädlichen Kohle ab. Gleichzeitig hat es aber auch massiv in erneuerbare Energien investiert. Keystone / AP / Sam MCNeil

Diese Richtung will China beibehalten. Man kann also davon ausgehen, dass Peking mit seiner Ankündigung mehr auslöst, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Und: 120 weitere Länder haben in New York neue Klimaziele präsentiert. Insgesamt sind diese zwar noch immer unzureichend. Aber immerhin bleibt – bei allen Problemen und Rückschlägen – eine gewisse Dynamik im internationalen Klimaschutz.

Rendez-vous, 25.9.2025, 12:30 Uhr ; 

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