- Die globalen Lieferengpässe sowie die weltweit verschärften Corona-Massnahmen belasten auch die Schweizer Wirtschaft.
- Die Schweizer Regierung rechnet deshalb mit einer langsameren Konjunkturerholung und hat ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr gesenkt.
- Für das Jahr 2022 rechnet das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mit einem Wachstum von 3.2 Prozent.
Bis zur Jahresmitte wurden die Corona-Massnahmen weitgehend gelockert. Davon habe im laufenden Jahr die Binnenwirtschaft profitiert, schreibt das Seco heute in seiner vierteljährlichen Konjunkturprognose . Allerdings bekomme die Wirtschaft die internationalen Liefer- und Kapazitätsengpässe in der Industrie sowie die kräftigen Preisanstiege stark zu spüren. Daher sei in der Schweiz im Winterhalbjahr 2021/2022 mit einer deutlichen Abschwächung des Wirtschaftswachstums zu rechnen.
In der Folge werde sich das Wachstum aber dank Aufholeffekten beim privaten Konsum wieder beleben und sich weiterhin auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau bewegen, entwarnen sie sogleich. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen die Experten des Bundes neu mit einem Anstieg des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) zum Vorjahr von 3.2 Prozent, nachdem im September noch ein Plus von 3.6 Prozent erwartet worden war.
Damit sind sie optimistischer als andere Ökonomen: Beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse etwa und bei der Raiffeisen erwarten die Fachleute nur ein Wachstum von 2.5 Prozent. Auch die erstmals vom Seco für das Jahr 2023 veröffentlichte BIP-Prognose liegt mit +1.7 Prozent im «Konkurrenzvergleich» am oberen Ende der Schätzungsbandbreite.
Unsicherheit wegen Corona spürbar
Die Unsicherheit rund um die Pandemie hemmt die Erholung der Konjunktur. Denn allfällige stark einschränkende gesundheitspolitischen Massnahmen würden massiv auf der Erholung lasten. Solange es aber in der Schweiz nicht wie in Österreich zu breitflächigen Betriebsschliessungen komme, werde die Erholung nicht zum Stillstand kommen, erklärt das Seco.
Die Unsicherheit bleibe aber mit der neuen Virusvariante Omikron hoch. Ausserdem sei nicht auszuschliessen, dass eine Immobilienkrise in China mit starken Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft die Weltkonjunktur erheblich belasten könnte.
Höhere Inflation erwartet
Die Prognosen zur Arbeitslosenquote tastet das Seco für 2021 nicht an. Die Ökonomen erwarten im Jahresdurchschnitt 2021 nach wie vor eine Quote von 3.0 Prozent. Für 2022 gehen sie mit der weiteren Wirtschaftserholung von einem Wert von 2.4 Prozent und für 2023 von 2.3 Prozent aus.
Bei der Inflation werden leicht höhere Werte erwartet. So sei beim Landesindex der Konsumentenpreise 2021 mit einem Plus von 0.6 Prozent (September +0.5 Prozent) und für 2022 von 1.1 Prozent (+0.8 Prozent) zu rechnen, heisst es weiter. Die Erwartungen für 2023 liegen bei einem Plus von 0.7 Prozent. Gründe dafür sind die steigenden Energiepreise sowie ein Preisanstieg bei Vorleistungsgütern. Das Seco sieht den Höhepunkt des Preisanstiegs im angelaufenen Winterhalbjahr.