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#loudbudgeting Neuer Tiktok-Trend: lauthals sparen

Der Hashtag #loudbudgeting («lautes Budgetieren») macht auf Tiktok die Runde. Er steht als Kampfansage und als Gegenbegriff zum «quiet luxury», also zur Inszenierung von diskretem Luxus. Was bringt die Bewegung gegen die Verschuldung von Jugendlichen?

Woher kommt der Hashtag «loudbudgeting»? Als Erfinder des Begriffs gilt Lukas Battle, ein 26-jähriger Komiker aus den USA. Er hat Anfang 2024 auf Tiktok eine Liste erstellt mit Dingen, die in und out sind. Als «out» bezeichnete er «quiet luxury», ein dezenter Modestil, der Normalität suggeriert, aber teuer ist. Mit «loud budgeting» kreierte er einen Gegenbegriff. «Loud budgeting» sei in, weil es die Normalität abbilde, wie sie ist. Die meisten hätten beschränkte Budgets, so Lukas Battle. Man solle dazu stehen, statt eine Welt zu inszenieren, die man sich nicht leisten kann.

Was ist gemeint mit «loud budgeting»? Soziale Situationen können gerade bei Jugendlichen den Druck auf das Budget erhöhen: etwa Modetrends, gemeinsame Ausflüge, Clubbesuche, essen gehen. Mit «loud budeting» ist gemeint, zu seinem Budget zu stehen und ohne Scham auf seine finanzielle Situation hinzuweisen. Jugendliche lehnen selbstbewusst ab, was sie sich nicht leisten können. Zudem erklären sie auf Tiktok, wie sie ihr Budget einhalten: zum Beispiel die Vorschläge von Kollegen für teure Restaurantbesuche in selbstverständlichem Tonfall ausschlagen, unterwegs keinen Kaffee kaufen und nur mit Einkaufszettel einkaufen.

Was bringt das? Gemäss Lorenz Bertsch, Schuldenberater bei der Caritas, kann der Trend Jugendliche auf das Thema Schulden sensibilisieren. «Für mich als Schuldenberater ist der Trend genial», sagt er. «Ich beobachte, dass junge Menschen vermehrt Schulden machen.» Gründe seien einerseits tiefe Löhne, hohe Lebenshaltungskosten, aber auch mangelndes Wissen über Finanzen. Viele Jugendliche hätten wenig Ahnung, was das Leben koste, wie viel sie zur Seite legen müssten für Miete, Krankenkasse, Unvorhergesehenes etc.

Über Tiktok kommen sie mit dem Thema Budget in Kontakt und suchen nachher auch auf anderen Plattformen nach ähnlichen Inhalten. Experten bezeichnen dieses Vorgehen auch als «Rückwärtssuche». Die Plattform Tiktok sei eine Eingangstür zum Thema, sagt Medienexpertin Nadine Klopfenstein von der Hochschule ZHAW.

Person hält Megafon in die Höhe
Legende: Beispiele von «loud budgeting» gibt es viele, ernsthafte sowie humorvolle: unterwegs keinen Kaffee kaufen oder das Essen der WG-Mitbewohner verzehren statt das eigene. IMAGO/MICHAEL ERICHSEN

Wo stehen Influencer aus der Schweiz bei «loud budgeting»? Bisher beschränken sich die Beiträge auf Social Media vor allem auf die USA. Das hat mit den hohen Inflationsraten dort zu tun . Komiker Lukas Battle, der Erfinder von «loud budgeting», ruft seine Follower auch auf, mit dem Hashtag eine Botschaft an die Adresse jener Unternehmen zu platzieren, die die Preise erhöht haben.

Inwiefern ist «loud budgeting» typisch für einen Trend? Ein Komiker hat einen Trend (diskreter Luxus) aufgenommen und ihn umgedreht. Humor ist ein typisches Element von Inhalten, die auf Social Media gut ankommen. Auch wiedererkennbare Elemente wie gleiche Wortabfolgen oder Musik sind typisch. «Tiktok ist prädestiniert für Trends», sagt Nadine Klopfenstein. «Eine ähnliche Art von Video wird ständig reproduziert, mit gleichen Elementen wie Musik oder Fragen», erklärt sie. Je mehr Jugendliche diesen Trend reproduzieren, desto stärker wird er.

Rendez-vous, 06.03.2024, 12:30 Uhr;kobt

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