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Was bezahlt die Schweiz pro Impfdosis?
Aus Echo der Zeit vom 05.08.2021. Bild: Keystone
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Milliarden für Pharmafirmen Warum kennt man die Impfstoff-Preise nicht?

Pharmafirmen setzen mit Corona-Impfstoffen Milliarden um. Das US-Unternehmen Pfizer, das zusammen mit Biontech einen Impfstoff anbietet, wird in diesem Jahr mit den Impfstoffen 33 Milliarden Franken Umsatz erwirtschaften. Journalisten der «Financial Times» haben berichtet, Pfizer/Biontech habe die Preise für die Impfstoffe sogar noch erhöht, um rund ein Viertel. Die Firmen geben keine Details zu Preisen und Lieferverträgen fest.

SRF hat bei Thomas Cueni nachgefragt. Cueni ist als Generaldirektor des internationalen Pharma-Verbands IFPMA der Cheflobbyist der Branche.

Thomas Cueni

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Thomas Cueni ist internationaler Lobbyist der Pharmafirmen und unter anderem Direktor der IFPMA (Internationale Vereinigung der Pharmaindustrie).

SRF News: Sind Ihnen die Preise für Covid-Impfstoffe in der Schweiz bekannt?

Thomas Cueni: Nein, das wissen nur die Hersteller-Firmen, BAG und Bundesrat. Aber es ist hinreichend bekannt, dass sich die Preise in der Grössenordnung einer Grippe-Impfung bewegen. Ärmere Länder bezahlen deutlich weniger als reiche Länder.

Scheinen Ihnen die Preise von früher 15.50 Euro und aktuell 19.50 Euro bei Pfizer/Biontech glaubwürdig?

Ich halte sie für plausibel. Sie bewegen sich im Rahmen einer Grippe-Impfung, aber der gesundheitliche und volkswirtschaftliche Nutzen ist ungleich höher.

Jetzt stellt man fest, dass gewisse Impfstoffe besser wirken. Diese mRNA-Impfstoffe wollen alle rasch haben.

Eine der Begründungen für höhere Preise sind offenbar Anpassungen der Impfstoffe gegen neue Viren-Varianten.  Bedeutet das, dass die Impfstoffe nun immer teurer werden mit jeder Variante?

Ich denke nicht. Mehrere Gründe sprechen dagegen. Alle Hersteller haben kommuniziert, dass sie Impfstoffe in ärmeren Ländern deutlich billiger anbieten als in reichen Ländern. Wir haben in diesem Jahr noch immer eine Mangelsituation. Wir können zwar davon ausgehen, dass man bis Ende Jahr 11 Milliarden Impfstoffdosen hergestellt haben wird. Das würde reichen, wenn die Impfstoffe gerecht verteilt würden unter der Erwachsenenbevölkerung in allen Ländern. Im nächsten Jahr geht man davon aus, dass man mehr als doppelt so viele Impfstoffe zur Verfügung hat.

Die ärmsten Länder zahlen höchstens die Herstellungskosten. Das gilt weiterhin.

Experten gehen davon aus, dass man mittelfristig, bis spätestens in zwei Jahren, eher zu viele Impfstoffe haben wird. Im Normalfall hätte dies Auswirkungen auf die Preise. Aber es gibt auch unterschiedliche Wahrnehmungen bei der Qualität. Die Frage ist, inwiefern die Länder bereit sind, einen höheren Preis zu bezahlen für einen höheren Nutzen.

Warum sind die Preise nicht transparent?

Mein Eindruck ist, dass sowohl Länder, die die Impfstoffe einkaufen, sowie auch die Hersteller in der Regel an der Vertraulichkeit interessiert sind. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Bei Covax zum Beispiel ist in den Verträgen eine Best-Price-Klausel eingebaut. Das heisst, Covax bezahlt nicht mehr als der tiefste mögliche Preis. Auch bei den Dosen, die die USA für Entwicklungsländer gekauft haben, sind die Preise tiefer als für die USA. Zugleich ist man sich bewusst: Die hohen volkswirtschaftlichen Kosten von Covid stehen in keinem Verhältnis zu den Kosten der Impfstoffe.

Aber wer nicht weiss, was der andere bezahlt, hat kaum Argumente bei Verhandlungen. Geht es der Pharma-Branche nicht einfach darum, die Kontrolle zu behalten und die Preise selbst zu bestimmen?

Mein Eindruck nach Gesprächen mit Experten ist, dass das Wissen bei jenen, die verhandeln, ziemlich hoch ist. 

Das Gespräch führte Roger Brändlin.

Echo der Zeit, 05.08.2021, 18:00 Uhr;

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