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Neue CS-Beschattungs-Affäre «Noch ist nicht klar, wer den Auftrag zur Beschattung erteilte»

Der frühere Personalchef der Credit Suisse, Peter Goerke, soll im vergangenen Februar während dreier Tage verdeckt überwacht worden sein. Dies berichtet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) am Dienstag und stützt sich auf Dokumente und Fotos. Die Umstände deuteten darauf hin, dass die CS den Auftrag über einen Mittelsmann vergeben habe. Die Grossbank kündigt eine Untersuchung an und will «die in den Medien dargestellten neuen Erkenntnisse mit internen und externen Abklärungen überprüfen».

Noch Anfang Oktober hatte CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner die Beschattungsaffäre um das zur UBS abgesprungene Konzernleitungsmitglied Iqbal Khan als «isolierten Fall» bezeichnet. Die NZZ-Recherchen im Fall Goerke zeigten allerdings ein anderes Bild, sagt Wirtschaftsredaktor Jan Baumann.

Jan Baumann

Wirtschaftsredaktor, SRF

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Jan Baumann ist seit 2013 Wirtschaftsredaktor bei SRF. Davor arbeitete er während rund zehn Jahren als Redaktor für die Zeitung «Finanz und Wirtschaft», unter anderem als USA-Korrespondent.

SRF News: Wie glaubwürdig ist diese Information über den neuen Beschattungsfall?

Jan Baumann: Sehr glaubwürdig. Die NZZ scheint solide recherchiert zu haben und ist nach eigenen Angaben sogar im Besitz von schriftlichen Unterlagen und Bildern. Man kann davon ausgehen, dass es mindestens eine weitere Beschattung von CS-Kaderleuten gab, auch wenn die CS bislang immer von einem Einzelfall gesprochen hat.

Die CS dementiert nicht, dass der Auftrag zu einer solchen zweiten Beschattung von der Bank erteilt wurde.

Was sagt die Credit Suisse zum Vorwurf?

Die CS reagiert defensiv, wie man es von der Bank kennt. Schon beim letzten Mal im Herbst war das so. Eine Mediensprecherin leitete heute Vormittag auf Anfrage zunächst lediglich die Stellungnahme weiter, die bereits in der NZZ zitiert wird. Dort steht: Die Bank habe bei den bisherigen Untersuchungen keine Hinweise erhalten, dass Peter Goerke observiert worden sei. Aber es gibt ein pikantes Detail: Die CS dementiert nicht, dass der Auftrag zu einer solchen zweiten Beschattung von der Bank erteilt wurde. Diese wichtige Frage bleibt also offen.

CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner sagte damals, er halte nichts von solchen Überwachungen. Sagte Rohner nicht die Wahrheit – oder weiss er nicht, was im Unternehmen läuft?

Noch ist nicht 100 Prozent klar, wer den Auftrag zur zweiten Beschattung erteilt hat. Die NZZ schreibt von Umständen, die darauf hindeuten, dass die CS über einen Mittelsmann den Auftrag gab. Das ist ein einleuchtender Schluss, aber noch kein Beweis. Ausserdem: Wer weiss schon, ob es nicht innerhalb der Bankführung verschiedene Lager gibt? Dass sich hier Banker gegenseitig durch gezielte Informationen an die Medien belasten, würde ich als weitere Möglichkeit in Betracht ziehen.

Was bedeutet das jetzt für die CS-Kaderleute Urs Rohner und Konzernchef Tidjane Thiam – müssen sie gehen?

Nein, Stand heute nicht. Ich würde nicht sagen, dass ihre Stühle wackeln. Aber sicher ist, dass sie sich erklären müssen. Die Bank kann das Ganze nicht aussitzen und so tun, als wäre nichts geschehen.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

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