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Nobelpreis 2021 Wirtschaftsnobelpreis für neue Erkenntnisse zum Arbeitsmarkt

  • Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an die drei in den USA forschenden Ökonomen David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens.
  • David Card, Joshua D. Angrist und Guido W. Imbens werden ausgezeichnet, wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekannt gibt.
  • Card erhalte den Preise für «seine empirischen Beiträge zur Arbeitsökonomie», die beiden anderen «für ihre methodischen Beiträge zur Analyse von Kausalzusammenhängen».

Der in Kanada geborene Card erhält die eine Hälfte des renommierten Preises für seine empirischen Beiträge zur Arbeitsmarktökonomie, wie der Generalsekretär der Akademie, Göran Hansson, bei der Bekanntgabe sagte. Der aus dem US-Staat Ohio stammende Angrist und der niederländisch-amerikanische Wissenschaftler Imbens teilen sich die andere Hälfte für ihre methodischen Beiträge zur Analyse von Kausalbeziehungen. Damit sind alle Nobelpreisträger für dieses Jahr benannt worden.

Alle drei Forscher «haben uns neue Erkenntnisse über den Arbeitsmarkt geliefert und gezeigt, welche Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung aus natürlichen Experimenten gezogen werden können», begründete die Akademie ihre Entscheidung. «Ihr Ansatz hat auf andere Bereiche übergegriffen und die empirische Forschung revolutioniert.»

«Die Wirtschaftswissenschaften sind etwas exakter geworden»

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Einschätzung von Roman Mezzasalma, Leiter Wirtschaftsredaktion TV von SRF: «Die Ökonomie ist keine exakte Wissenschaft», pflegen die Ökonomen zu sagen – besonders wenn sie sich mal mit ihren Prognosen vertan haben. Dank den drei neuen Wirtschaftsnobelpreisträgern David Card, Jushua Angrist und Guido Imbens und ihrer Forschung zu Kausalzusammenhängen sind die Wirtschaftswissenschaften etwas exakter geworden.

Card hat etwa zeigen können, dass ein höherer Mindestlohn nicht zwingend eine tiefere Beschäftigung zur Folge hat – das eine nicht Ursache des anderen ist, wie lange Zeit angenommen wurde. Gerade in Krisenzeiten wie diesen ist es von immenser Bedeutung, dass wirtschaftliche Fakten in den richtigen Zusammenhang gestellt werden, dass Ursachen und Wirkungen identifiziert oder auch mal Zusammenhänge ausgeschlossen werden können.

Wie wirkt sich ein wirtschaftlicher Shutdown auf die Verbreitung eines Virus aus? Und was kostet er? Gerade solche Fragen können dank Card, Angrist und Imbens nun etwas exakter beantwortet werden.»

Viele der grossen Fragen in den Sozialwissenschaften hätten mit Ursache und Wirkung zu tun – etwa, wie sich Einwanderung auf das Lohn- und Beschäftigungsniveau auswirke. Diese Fragen seien schwer zu beantworten, weil es dazu keine Vergleiche gebe. «Wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn es weniger Zuwanderung gegeben hätte», so die Akademie. Die diesjährigen Preisträger hätten jedoch gezeigt, dass es möglich sei, solche und ähnliche Fragen mit natürlichen Experimenten zu beantworten.

Kein klassischer Nobelpreis

Der seit Ende der 60er Jahre vergebene Wirtschaftsnobelpreis ist der einzige, der nicht auf das Testament von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wurde von der schwedischen Zentralbank gestiftet und gilt somit streng genommen nicht als klassischer Nobelpreis. Dennoch wird er gemeinsam mit den anderen Preisen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.

Unter den Wirtschaftsnobelpreisträgern ist bislang erst ein Deutscher gewesen: Der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten erhielt ihn 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie. Besonders häufig werden Wissenschaftler aus den USA mit dem wirtschaftswissenschaftlichen Preis ausgezeichnet. Vergangenes Jahr war er an die US-Ökonomen Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson gegangen, die für ihre Verbesserungen der Auktionstheorie und Erfindung neuer Auktionsformate geehrt wurden.

Bereits in der vergangenen Woche waren die Nobelpreisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden verkündet worden. Unter den Auserwählten waren auch zwei Deutsche, der Meteorologe Klaus Hasselmann in Physik sowie der Chemiker Benjamin List.

Radio SRF4 News, 11.10.2021, 12.30 Uhr ; 

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