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Polarisierung in der Politik Hass zwischen politischen Gegnern wird auch zum Risiko für Firmen

Laut einer Studie erreicht die Polarisierung weltweit einen Höchststand. Hass und Wut werden auch für Firmen zum Risiko.

Attentat und Attacken: In den USA wird der junge Aktivist Charlie Kirk während einer Rede erschossen, möglicherweise von politischen Gegnern. Das Beispiel zeigt: Die Stimmung ist aufgeheizt, die politischen Gegner hassen sich gegenseitig, die Gräben sind tief. In der Schweiz ist es viel weniger extrem, aber es kommt dennoch regelmässig zu Gehässigkeiten, lokale Politikerinnen und Politiker werden angefeindet. Eine neue Studie zeigt, dass es sich um ein globales Phänomen handelt. Die Pole driften auseinander, man redet nicht mehr miteinander, die Gesellschaft ist in vielen Ländern gespalten, mehr als je zuvor, so die Kernaussage der Studie.

So schlimm wie nie: «Die politische Polarisierung hat im weltweiten Durchschnitt einen historischen Höchststand erreicht», schreibt die Beratungsfirma Willis Towers Watson (WTW) in einer neuen Studie. Gemäss der Studie entwickeln Menschen gegenüber Mitgliedern gegnerischer politischer Parteien oder Gruppen in steigendem Masse feindselige Gefühle. Diese Art der affektiven Polarisierung sei seit dem Jahr 2000 stark angestiegen und sei nun so extrem wie noch nie. Die Studie wurde als Grundlage für Firmen verfasst, die entscheiden müssen, in welchen Ländern sie investieren wollen.    

Demonstration mit grossem Banner, Mann im Graffiti-Stil.
Legende: Proteste gegen Trumps Entsendung der Nationalgarde in Washington DC. Banksys Bild wurde Symbol der Proteste. Hintergrund ist die Verhaftung eines Mannes, der offenbar ein Sandwich auf Bundespolizisten geworfen hatte. REUTERS / Leah Millis

Gründe der Polarisierung: «Wir leben in einer anderen Zeit» sagt Silja-Leena Stawikowski von Willis Towers Watson gegenüber SRF. In vielen Ländern habe es Umwälzungen gegeben, denn im vergangenen Jahr habe fast die halbe Weltbevölkerung neue Regierungen gewählt. Das habe mancherorts zu Spannungen geführt, zum Beispiel in den USA. «Die Wahlen haben die Menschen aufgewühlt. Zudem führen Internet und Social Media heute zu ganz anderen politischen Dynamiken als in der Vergangenheit», sagt die auf politische Risiken spezialisierte Expertin. Social Media sei ein Brandbeschleuniger, auf den Plattformen würden viele Falschmeldungen zirkulieren. Die politische Mitte sei in vielen Ländern weggebrochen, die Pole seien stärker geworden.

Vorsicht bei Investitionen: «Unternehmen unterschätzen die politischen Risiken oft. Es ist wichtig, diese im Blick zu halten, wenn man im Ausland investieren will», ergänzt Lasse Breede von WTW im Gespräch mit SRF. Man müsse aufpassen, dass man nicht blauäugig investiere. Als Beispiel nennen die Studienautorinnen und -autoren Indien. Viele Firmen würden ihre Geschäfte aus China nach Indien verlagern. Das Land gehöre zu den aufstrebenden Wirtschaftsnationen, mit junger Bevölkerung, vielen Talenten und starkem Wachstum. Unter der Oberfläche gebe es aber Risse. Das Land sei gespalten entlang politischer, religiöser, sprachlicher und ethnischer Linien. Ähnliches könne man auch in anderen Ländern beobachten. Mit der Studie zur zunehmenden Polarisierung wollen die Autorinnen und Autoren auf die Entwicklung aufmerksam machen.

Demonstranten werden mit Wasserkanonen beschossen
Legende: Die Polarisierung in der französischen Politik führt zu Protesten auf der Strasse. Keystone / JEAN-FRANCOIS BADIAS

Gefahr für die Firmen: Die Spaltung der Gesellschaft gehöre für die Firmen zu den grössten Risiken. Auf den ersten Blick wirke die Polarisierung weniger bedrohlich als zum Beispiel ein Krieg oder die Handelszölle. Die Spaltung betreffe die Unternehmen aber unmittelbarer und direkter – zum Beispiel wenn es Konflikte innerhalb der Belegschaft gebe oder Auseinandersetzungen mit Geschäftspartnern und Kundinnen, die anders denken. Für die Firmen sei das politische Umfeld auf der Welt unzuverlässiger und riskanter geworden.

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SRF4 News, 11.9.2025, 16:12 Uhr; wilh

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