Aktuell würde sein Team vor allem umbuchen und stornieren, sagt Paul Gosteli, Geschäftsinhaber von GeoTours.
Denn neue Buchungen gibt es kaum: «International ist alles weggebrochen, zu 100 Prozent. Die Dossiers Amerika, Kanada und Australien haben sich aufgelöst. Wir schauen jetzt noch auf die Herbstferien, aber ab Ende Oktober, Anfangs November haben wir praktisch keine Buchungen in den Büchern.»
Allerdings ist auch das Herbstgeschäft mehr als ungewiss. «Im Moment sind die griechischen Inseln noch nicht betroffen von den Massnahmen. Dort haben wir Buchungen. Aber man weiss nicht, was noch passiert.» Die Situation kann sich fast stündlich ändern: Erst am Donnerstag hat Griechenland die Maskenpflicht ausgeweitet. Und diese Woche hat die Schweiz entschieden, dass Mallorca-Rückkehrer in Quarantäne müssen.
Auf Buchung folgt Stornierung
Kurzfristig mussten Rückkehr-Möglichkeiten organisiert werden. «So kann es nicht weitergehen mit dieser Stop-and-go-Taktik», sagt Gosteli. «Wir buchen, dann kommt eine Quarantäne, und wir können wieder alles stornieren. Das ist sehr schwierig im Moment. Ich verstehe die Leute, sie haben ja auch keine Planungssicherheit. Darum buchen sie auch keine Ferien fürs nächste Jahr.»
Deshalb steht sein Team nun erneut mit Kunden in telefonischem Kontakt. Viel Aufwand also für sein zwölfköpfiges Team. Was bleibt da in der Kasse? Gosteli holt Luft: «Wir verdienen im Moment gar kein Geld.» Und so geht es aktuell der ganzen Branche: 1300 Reisebüros gibt es in der Schweiz.
Über 80 Prozent sind kleinere Reisebüros wie GeoTours. Keine Einnahmen, viel Aufwand: Hat sein Reisebüro überhaupt noch eine Zukunft? «Einerseits hatten wir in letzter Zeit gute Jahre, ich habe versucht, Reserven zu bilden. Davon leben wir im Moment. Und wir haben natürlich die Kurzarbeit.»
Kredit noch nicht verwendet
Gosteli hat auch einen Kredit des Bundes aufgenommen: «Den habe ich im März beantragt und erhalten und bis jetzt nicht gebraucht. Er ist einfach zur Sicherheit. Für mich ist es keine Option, mit 38 Jahren aufzuhören. Darum schrecke ich auch nicht davor zurück, einen Kredit zurückzuzahlen.»
Gosteli gibt sich optimistisch, obwohl es länger dauern dürfte, bis sich das Reisegeschäft wieder erholt. Deshalb wünschen sich die Reisebüros sehnlichst ein Hilfsprogramm des Bundes. «Ich hoffe, dass der Bundesrat nächste Woche zugunsten der Reisebranche entscheidet und sich für etwas Ähnliches wie in Österreich ausspricht. Es geht um die Strukturkosten, Mieten und Versicherungen. So ein Paket wäre für unsere Branche extrem wichtig.»
Nur noch halbtags geöffnet
Sonst gingen sehr viele Arbeitsplätze verloren, so Gosteli. Ohne staatliche Hilfe müssten 25 bis 50 Prozent aller Reisebüros schliessen, befürchtet der Schweizer Reiseverband. Auf dem Spiel stünden 2000 bis 4000 Stellen.
Dass diese Befürchtung nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, zeigt die Tatsache, dass grosse Reiseanbieter wie Hotelplan, Tui oder Kuoni schon Filialen schliessen und Stellen streichen. Soweit ist Gosteli mit seinen Filialen in Bern, Spiez und Interlaken noch nicht. Doch auch er hat nur noch halbtags geöffnet – und kümmert sich dann vor allem um Ferien, die nicht stattfinden.