Zum Inhalt springen

Header

Audio
Neuer CS-Chef soll Ruhe bringen
Aus Rendez-vous vom 17.01.2022. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 7 Sekunden.
Inhalt

Rücktritt bei der Grossbank CS António Horta-Osório tritt als CS-Verwaltungsratspräsident zurück

  • Nach einer Untersuchung des Verwaltungsrats hat der bisherige CS-Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório entschieden, sein Amt abzugeben.
  • Als Nachfolger steht Axel Lehmann fest. Er wurde mit sofortiger Wirkung vom Verwaltungsrat ernannt.
  • Zum Verhängnis wurden dem VR-Präsidenten Quarantäneverstösse. Einen davon hatte die Bank im November bestätigt.

«Ich bedauere, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und aussen zu vertreten», erklärte Horta-Osório darin. «Ich bin daher zur Auffassung gelangt, dass mein Rücktritt zu diesem Zeitpunkt im Interesse der Bank und ihrer Stakeholder ist.» Die Bank selbst will sich nicht weiter zum Rücktritt von Präsident Horta-Osório äussern.

Credit Suisse in Schieflage: Was bisher geschah

Box aufklappen Box zuklappen

Bei der Grossbank Credit Suisse reissen die negativen Schlagzeilen nicht ab. Eine Chronologie wichtiger Ereignisse der vergangenen acht Jahre:

  • Mai 2014: Die CS einigt sich im Steuerstreit mit den USA mit dem US-Justizdepartement. Die Grossbank bekennt sich schuldig, US-Amerikanern bei der Steuerhinterziehung geholfen zu haben und akzeptiert eine Busse von 2.6 Milliarden US-Dollar. Im zweiten Quartal 2014 erlitt die Bank wegen einer Belastung durch den Vergleich von 1.6 Milliarden Franken einen Verlust von 700 Millionen Franken.
  • Juli 2015: Konzernchef Brady Dougan tritt nach acht Jahren als CEO zurück. Der US-Investmentbanker galt lange als fast unantastbar, weil die Bank unter seiner Führung besser durch die Finanzkrise gekommen war als andere. Später geriet er wegen seiner hohen Entschädigungen in die Kritik. Neuer Chef wird Tidjane Thiam. Er baut die Bank um und führt zwei milliardenschwere Kapitalerhöhungen durch.
  • Im vierten Quartal 2015 macht die CS vor allem wegen eines riesigen Abschreibers auf Altlasten und Sonderfaktoren einen Reinverlust von 5.83 Milliarden Franken. Wegen des wenig erfolgreichen Kaufs der US-Bank Donaldson, Lufkin & Jenrette (DLJ) musste der Goodwill im Investment Banking um 3.8 Milliarden wertberichtigt werden.
  • Dezember 2016: Die Credit Suisse einigt sich im Hypothekenstreit mit den USA auf einen Vergleich. Im Zusammenhang mit dem früheren Geschäft mit faulen Hypothekenpapieren verpflichtet sich die Bank zu einer Busse in Höhe von 2.48 Milliarden Dollar und Entschädigungen an Kreditnehmer von 2.8 Milliarden. Im vierten Quartal 2016 erleidet die CS einen Verlust von 2.35 Milliarden Franken.
  • Februar 2020: Konzernchef Tidjane Thiam tritt wegen der Beschattung von mehreren Topmanagern durch die Bank zurück. Er betont, dass er nichts von den Beschattungen gewusst habe, deren Bekanntwerden seit Herbst 2019 für Aufregung gesorgt hatte. Nachfolger wird Thomas Gottstein.
  • März 2021: Die CS setzt den Handel mit Supply Chain Finance Funds (SCFF) aus, welche sie mit der insolventen Greensill Capital erstellt hat. Die Aufarbeitung läuft noch: Den Investoren wurden bis heute im Zuge der Abwicklung 6.7 Milliarden der Fondsvermögen von ursprünglich rund 10 Milliarden Dollar zurückerstattet.
  • Im ersten Quartal 2021 belastet der Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos das Ergebnis der Grossbank mit 4.4 Milliarden Franken, im zweiten Quartal kommen 0.6 Milliarden dazu. Der hoch verschuldete US-Hedgefonds war Ende März seinen Verpflichtungen gegenüber der CS und weiteren Banken nicht mehr nachgekommen.
  • 17. Januar 2022: CS-Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório tritt wegen Verstössen gegen Quarantäne-Auflagen zurück. Der Portugiese war erst im April als Nachfolger von Urs Rohner angetreten. Rohner hatte den Posten nach der maximalen Amtszeit von zehn Jahren abgegeben. Neuer Verwaltungsratspräsident wird Axel Lehmann.

Horta-Osório wurde vorgeworfen, während der Pandemie Quarantänevorschriften in der Schweiz missachtet haben. Einen Quarantäne-Verstoss hatte die CS bestätigt: Nach einer Reise von Grossbritannien nach Zürich hätte er eigentlich zehn Tage in Quarantäne gehen müssen, doch der Top-Banker verliess das Land schon nach drei Tagen wieder in einem Privatjet. Zuerst hatte die Zeitung «Blick» darüber berichtet. Horta-Osório entschuldigte sich später für den Verstoss.

Horta-Osório spricht und gestikuliert mit den Händen.
Legende: Nur acht Monate hielt sich António Horta-Osório als Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse. Keystone

Zweiter mutmasslicher Verstoss

Im Dezember wurde durch einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters ein zweiter mutmasslicher Verstoss in Grossbritannien bekannt. Demnach soll Horta-Osório auch bei einem Besuch des Tennisturniers in Wimbledon Covid-Schutzregeln missachtet haben. Im Land galt damals ebenfalls eine Quarantänepflicht.

Horta-Osório wurde im April als neuer «Hoffnungsträger» zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt, als Nachfolger von Urs Rohner. Angesichts der Debakel um den US-Hedgefonds Archegos und um die «Greensill»-Anlagefonds sagte er nach der Wahl, er wolle eine Kultur fördern, die das Risikomanagement stärke, die richtigen Anreize setze und auf persönliche Verantwortung fokussiere.

Video
Aus dem Archiv: Credit Suisse präsentiert neue Strategie
Aus Tagesschau vom 04.11.2021.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 18 Sekunden.

In den Medien war im vergangenen Jahr unter Berufung auf Insider berichtet worden, dass er CS-CEO Thomas Gottstein wenig vertraue und sogar die operative Führung selbst an sich reissen wolle. In der Folge hatte Horta-Osório solche Ambitionen öffentlich zurückgewiesen und Gottstein über die Medien den Rücken gestärkt.

Lehmann: «Es gibt keine Strategie-Diskussion»

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Axel Lehmann tritt die Nachfolge des bisherigen CS-Verwaltungsratspräsidenten António Horta-Osório an. CS

Der neue Credit-Suisse-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann will an der Strategie seines Vorgängers Antonio Horta-Osório festhalten. «Es gibt keine Strategie-Diskussion, es geht um die Umsetzung», erklärte Lehmann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Die zweitgrösste Schweizer Bank wolle sich auf die Vermögensverwaltung sowie das Geschäft im Heimmarkt konzentrieren und Kapital aus der Investmentbank abziehen. «In den kommenden Jahren wird man die Strategie regelmässig überprüfen, aber im Moment ist das überhaupt kein Thema.»

Helvetia: Lehmann steht nicht mehr für Wahl in VR zur Verfügung

Vom Wechsel auf dem Posten des Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse betroffen ist auch der Versicherer Helvetia. Axel Lehmann wird sich an der kommenden Generalversammlung nicht mehr zur Wiederwahl in den Verwaltungsrat zur Verfügung stellen, wie Helvetia mit Verweis auf dessen neues Mandat bei der CS mitteilte.

Lehmann war ab 2023 für das Präsidium des Verwaltungsrats bei Helvetia vorgesehen, was nun hinfällig wird. Bereits entschieden war das Vorgehen, dass Thomas Schmuckli an der GV 2022 interimistisch zum VR-Präsidenten gewählt wird. Daran ändert sich laut Helvetia nichts. Die Situation werde nun analysiert und zu gegebener Zeit werde auch wieder informiert, heisst es.

SRF 4 News, 17.01.2022: 01:00 Uhr;

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel