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Sanktionen gegen Russland Verzicht auf russisches Gas wäre teuer – aber möglich

Die ganz grosse Keule gegen Russland haben die EU und die USA noch nicht in die Hand genommen: Von den bisherigen Sanktionen ausgenommen sind Öl und Gas. Kritikerinnen und Kritiker werfen dem Westen deshalb vor, Russlands Krieg entscheidend mitzufinanzieren. Doch was würde passieren, wenn die EU den Öl- und Gasimport aus Russland stoppen würde?

Europa hat in den letzten Jahren über 40 Prozent seines Erdgases aus Russland bezogen. Die Schweiz ist ein bisschen weniger abhängig vom russischen Gas, aber auch hier sind die Mengen substantiell. Entsprechend möchte der Westen schon seit geraumer Zeit lieber mittel- als langfristig von Importen aus Russland unabhängig werden. Nun, mit dem Krieg in der Ukraine, ist dieses Ziel mehr als dringlich geworden.

Die EU wollte nächste Woche einen Plan vorlegen, wie sie die Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren könnte. Ein geleakter Entwurf zeigt nun, dass Brüssel vor allem den Ausbau der Erneuerbaren Energieträger forcieren und für die verbleibenden Gasimporte rasch neue Lieferanten suchen will.

Angst vor massiv höheren Energiepreisen

Bereits heute präsentiert die Internationale Energieagentur IEA einen 10-Punkte-Plan, der aufzeigt, wie die EU russische Gasimporte innerhalb eines Jahres um einen Drittel reduzieren könnte – ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden und ohne mit allzu hohe Energiepreisen kämpfen zu müssen. Beide Pläne sind aber weit weg davon, die Einfuhr von russischem Gas sofort zu blockieren. Zu gross ist die Angst, dass Autofahren und vor allem Heizen massiv teurer würde, weil das Gas knapper würde. Ganz ausgehen würde es allerdings wohl kaum.

So hat der deutsche Wirtschaftsminister vor kurzem gesagt, Deutschland würde den Frühling überstehen. Die Gasreserven sind zwar vielerorts tiefer als normalerweise um diese Jahreszeit, aber sie würden wohl reichen bis in die warme Jahreszeit. Insbesondere auch, weil der aktuelle Winter kein besonders kalter ist und auch nicht mehr zu werden scheint. Experten gehen davon aus, dass die Preise kurzfristig weiter steigen würden und dass der Verbrauch im Extremfall zu gewissen Zeiten gedrosselt werden müsste.

Russland würde stärker leiden als die EU

Kurzfristig wäre ein Verzicht für Europa mit Kosten verbunden, aber machbar. Entscheidend wäre dann, ob bis zum nächsten Winter schon genügend alternative Lieferanten und neue Energiequellen zur Verfügung stehen, um ohne russisches Gas auszukommen. Klar scheint: Russland würde langfristig, aber auch kurzfristig deutlich stärker unter einer Handelsblockade, die Öl und Gas einschliesst, leiden als die EU. Das zeigt unter anderem eine neue Studie der Universität Kiel.

Zwar sieht es nicht so aus, als ob die EU die ganz grosse Keule bald in die Hand nehmen wird. Aber: Die russischen Einnahmen aus Öl und Gas-Verkäufen gehen trotzdem schon zurück. Immer mehr Händler und Raffinerien im Westen wollen nämlich freiwillig nichts mehr mit russischem Öl und Gas zu tun haben – aus Reputationsgründen und weil sie wegen der Finanzsanktionen gar nicht wissen, wie sie dafür bezahlen sollen.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

Info3, 03.03.2022, 12 Uhr

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