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Schweizer Firma Puregene Cannabis: Grundlagenforschung öffnet Tor zu Milliardenbusiness

Mit Cannabis lässt sich auch auf legalem Weg viel Geld verdienen. Die Einsatzmöglichkeiten der Pflanzen sind enorm.

Von aussen ist es ein gewöhnliches Gewächshaus, innen aber merkt man schnell, dass es sich hier nicht um eine normale Gärtnerei handelt. Wer hier rein möchte, muss Schutzmassnahmen befolgen: Hände reinigen, Schutzkittel anziehen, Schuhe desinfizieren. Und bei Berührungen mit den Pflanzen sind Handschuhe vorgeschrieben. Auf dem Forschungscampus der Firma Puregene gelten strenge Regeln.

Im Innern des Gewächshauses reihen sich Cannabispflanzen aneinander, gruppiert nach verschiedenen Wachstumsstadien. Die kleinsten sind wenige Wochen alt und nur wenige Zentimeter hoch. Liebevoll zupft ein Pflanzenzüchter kleinste Blätter mit einer Pinzette ab. Von jeder Blattprobe wird im Labor die DNA sequenziert.

Hunderte verschiedene Inhaltsstoffe

Das Team Puregene betreibt Grundlagenforschung. Sie wollen nichts weniger, als die Cannabispflanze zu entschlüsseln. Dazu züchten und analysieren sie fortwährend neue Pflanzen. Und erstellen eine riesige Datenbank über jede einzelne und ihre unterschiedlichsten Eigenschaften und Inhaltsstoffe.

Alleine in diesem Jahr haben wir 200'000 Datenpunkte nur für Cannabinoide generiert.
Autor: Gavin George Forschungsleiter Puregene

«Über 400 Inhaltsstoffe gibt es», erklärt Gründer und Geschäftsführer Stevens Senn. «Rund 200 davon kennen wir bei Puregene bereits.» Nutzbar sind sie etwa in der Medizin, für die Lebensmittelindustrie, in der Kosmetik und vielem mehr.

Erfolge in der Schädlingsbekämpfung

Puregene hat die DNA tausender Pflanzen analysiert und ausgewertet. Mit diesem Wissen können neue Cannabispflanzen mit neuen Eigenschaften gezüchtet werden. Etwa, um Pflanzen besser an klimatische Bedingungen anzupassen. «Eines der grössten börsennotierten Unternehmen, welches weltweit Cannabis produziert, ist auch auf Breitengraden am Produzieren, wo sie sehr grosse Probleme mit einem Pilz haben», erläutert Stevens Senn.

«Dieser lässt fast ein Viertel der Ernte verrotten. Das sind Millioneneinbussen». Puregene züchtet nun für das Unternehmen eine neue Pflanze: Mit den gleichen Eigenschaften und Inhaltsstoffen, kombiniert mit einer Resistenz. Die Züchtung erfolgt konventionell über Kreuzung. Ganz ohne Genmanipulation.

Milliardenmarkt

Nicht nur die genetischen Informationen fliessen in die Datenbank von Puregene. In Feldversuchen wurden hunderte von Pflanzen seziert, vermessen und fotografisch erfasst. Grösse, Geruch, Aussehen der Wurzeln, alles ist von Bedeutung.

Der potenzielle Markt für verschiedene Cannabisprodukte ist enorm: Allein der Pharmamarkt wird auf 1200 Milliarden US-Dollar geschätzt. Da stellt sich die Frage, warum nicht schon längst jemand die Grundlagenforschung angepackt hat. «Einerseits hatte man die Möglichkeit nicht wegen der Gesetzgebung. Cannabis wurde lange verteufelt», sagt Geschäftsführer Stevens Senn. «Ausserdem wäre ein Programm, wie wir es haben, vor ein paar Jahren technologisch noch gar nicht möglich gewesen».

Pflanzenzucht der Zukunft

«Allein in diesem Jahr haben wir 200'000 Datenpunkte nur für Cannabinoide generiert», erklärt Forschungsleiter Gavin George. «Wir haben eine Million Datenpunkte für physiologische Eigenschaften generiert. Und unsere Gensequenzierung generiert 10 Millionen Datenpunkte pro Woche». Das geht nicht ohne künstliche Intelligenz und enorme Rechenleistung. Bald ist die Grundlagenforschung abgeschlossen und Puregene bereit für einen Milliardenmarkt.

ECO vom 7.6.2021

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