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Stillstand wegen Coronavirus Mietkosten bringen Kleinbetriebe in Nöte

Das öffentliche Leben in der Schweiz steht seit einer Woche weitgehend still, sämtliche Läden, Restaurants und Bars bleiben geschlossen. Trotzdem müssen diese Betriebe ihre Mieten bezahlen. Diese hohen Fixkosten können KMU schnell in Zahlungsschwierigkeiten bringen. Die grossen Besitzer von Geschäftsliegenschaften können jedoch nur bedingt Hand bieten.

Kleinbetriebe unter Druck

«Aufgrund der jüngsten Ereignisse bleiben unsere Espresso-Bars bis auf Weiteres geschlossen.» Kaffeebarbetreiber ViCAFE muss wie viele andere Gastronomiebetriebe und Detailhändler seine Läden sicher bis zum 19. April dicht machen. Für den Kleinbetrieb ist dies schmerzhaft, denn die Mieten für die acht Cafés an bester Lage in Zürich und Basel sind entsprechend hoch.

Langfristig ist eine Mietzinsreduktion auch im Sinne des Vermieters.
Autor: Christian Forrer Inhaber und Gründer von ViCAFE

Christian Forrer, Inhaber und Gründer von ViCAFE ist letzte Woche umgehend auf die verschiedenen Ladenvermieter zugegangen und hat um eine Mietzinsreduktion von 50 Prozent gebeten. Er ist überzeugt: «Langfristig ist eine solche Mietzinsreduktion auch im Sinne des Vermieters. Denn gehen Betriebe bankrott, fallen die Mieten ganz aus.»

Vermieter zeigen Verständnis

Tatsächlich ist er auf Verständnis gestossen. Sein Vorschlag wurde von einigen Vermietern angenommen.

Es hat mich sehr gefreut, wie grosszügig und unkompliziert die Vermieter reagiert haben.
Autor: Christian Forrer Inhaber und Gründer von ViCAFE

Andere haben die Miete für den gesamten April erlassen oder einen Zahlungsaufschub gewährt, bis die Krise überwunden ist. Das Entgegenkommen der Vermieter entschärft die Situation für das Unternehmen von Christian Forrer massgeblich. «Es hat mich sehr gefreut, wie grosszügig und unkompliziert die Vermieter reagiert haben.» Dank den Mietstundungen und Mietzinsreduktionen kann der Kaffeekettenbetreiber für die nächsten Wochen aufatmen.

Trotzdem ist ViCAFE noch nicht über den Berg. Geht der Stillstand länger als bis zum 19. April, könnte die Situation verheerend werden. Zwar bleibt noch der Online-Shop, über den die hauseigenen Kaffeeröstungen verkauft werden. Doch längerfristig würden diese Einnahmen kaum reichen, ViCAFE müsste einen Bankkredit aufnehmen. Denn das Unternehmen hat nicht genügend finanzielles Polster, um längerfristig zu überbrücken.

Vermieter sind auf Einnahmen angewiesen

Derjenige der Schulden hat, muss bezahlen, damit derjenige, der das Geld zugute hat, auch weiter bezahlen kann.
Autor: Ueli Maurer Bundesrat

Nicht allen Mietern wird von den Vermietern so viel Hand geboten. Denn auch die Vermieter sind oftmals auf monatliche Mieteinnahmen angewiesen. Sie sind deshalb auch grundsätzlich nicht verpflichtet, ihren Mietern entgegenzukommen. Bundesrat Ueli Maurer stellt dies an der Pressekonferenz vom vergangenen Freitag klar: «Derjenige der Schulden hat, muss bezahlen, damit derjenige, der das Geld zugute hat, auch weiter bezahlen kann.»

Das trifft auch auf die Eigentümerin des grössten privaten Immobilienportfolios der Schweiz zu. Versicherungskonzern Swisslife investiert die Gelder der Versicherten in Immobilien und erfüllt mit den laufenden Mieteinnahmen die Verpflichtungen gegenüber diesen. Zwar will auch Swisslife denjenigen KMU helfen, die kein Geld mehr haben, indem sie die Zahlungsfristen erstreckt. Doch die Stundung sei eine Kulanzmassnahme. «Der Mietzins gemäss Vertrag bleibt grundsätzlich geschuldet. Dies im Interesse unserer Versicherten.»

Klar ist, es handelt sich um eine Ausnahmesituation für alle Beteiligten. Das Bundesamt für Wohnungswesen will morgen mit den Mieter- und Eigentümerverbänden diskutieren, wie das weitere Vorgehen aussehen soll und ob Geschäftsmieten weiterhin bezahlt werden müssen.

Tagesschau, 23.03.20, 19:30 Uhr

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