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Chinas Wirtschaft stockt
Aus Rendez-vous vom 18.10.2019. Bild: Keystone
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Tiefster Stand seit 30 Jahren Chinas Wachstumsmotor stockt überraschend

Lang staunte die Welt über China: die Wirtschaft der Volksrepublik wuchs zweistellig. Schon seit einiger Zeit verlangsamt sich das Wachstum, doch jetzt stockt es unerwartet. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt kämpfe an vielen Fronten, sagt SRF-Nordostasien-Korrespondent Martin Aldrovandi.

Martin Aldrovandi

Martin Aldrovandi

Auslandredaktor

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Martin Aldrovandi war von 2016 bis Sommer 2022 Korrespondent für Radio SRF in Nordostasien mit Sitz in Schanghai. Zuvor hatte er mehrere Jahre lang als freier Journalist aus dem chinesischsprachigen Raum berichtet. Nun ist er als Auslandredaktor für Radio SRF in Bern tätig.

SRF News: Chinas Volkswirtschaft wächst im dritten Quartal noch um 6 Prozent, so wenig wie seit 30 Jahren nicht mehr. Macht das der Regierung Sorgen?

Martin Aldrovandi: Davon ist auszugehen. Das Wirtschaftswachstum ist in China nach wie vor sehr wichtig, weil die Regierung viel stärker als in anderen Ländern daran gemessen wird. Entsprechend versucht man, es zu stützen. Die Regierung ist sich aber auch bewusst, dass die riesigen Wachstumszahlen der Nullerjahre vorbei sind und die Bevölkerung darauf eingestimmt werden muss.

Hofft die Regierung noch auf die «Belt and Road» mit der Seidenstrasse, um die Wirtschaft anzukurbeln?

Von der «Belt and Road»-Initiative profitieren eher die grossen Staatskonzerne. Es sind Firmen, die Infrastruktur bereitstellen, etwa Bauunternehmen. Für diese wird es im allmählich gesättigten heimischen Markt immer schwieriger und sie können ins Ausland ausweichen. Ob es der ganzen Wirtschaft hilft, ist schwer abschätzbar.

Welche Industrien sind in China noch erfolgreich?

Es sind Unternehmen in der Tech-Branche. In die künstliche Intelligenz wurde viel investiert, ebenso floss viel in Telekom-Unternehmen und den E-Commerce, wie beispielsweise Alibaba. Auch der Tourismus hat in China zugenommen. Gleichzeitig sind die Konsumenten verunsichert, etwa durch den Handelskrieg mit den USA. Der Binnenkonsum kommt unter Druck, obwohl die Regierung gerade auch diesen ankurbeln möchte.

Wo stockt es?

In ganz vielen Branchen. Grosse Sorgen hat unter anderem die Automobilindustrie. Nach langem Wachstum ist das seit einiger Zeit nicht mehr der Fall. Das hat Auswirkungen auf die Zulieferer. Ebenso betroffen sind die Kohle- und Stahlindustrie, die bereits seit Jahren Probleme haben. Auch der überhitzte Immobilienmarkt macht vielerorts Probleme.

Es ist seit längerem bekannt, dass viele Lokalregierungen Schulden angehäuft haben. Wird das zum Problem?

Auch das muss man in den Griff kriegen. Noch ist nicht überall klar, wieviel Schulden es an den einzelnen Orten sind beziehungsweise wo diese versteckt sind. Aber auch eine Lösung des Schuldenproblems wird sich auf das Wachstum niederschlagen, was wiederum nicht erwünscht ist.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

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