Worum geht es? Obwohl eine Reihe von Staaten versprochen hat, aus der klimaschädlichen Kohleverstromung auszusteigen, finanzieren internationale Banken die Kohleindustrie noch immer mit Krediten in dreistelliger Milliardenhöhe. Dies zeigt eine Studie, welche die deutsche Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald zusammen mit mehreren Partnerorganisationen veröffentlicht.
Wie hoch sind die Investitionen? In den vergangenen drei Jahren haben internationale Geschäftsbanken der Kohleindustrie über 385 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Während Nichtregierungsorganisationen auf einen stetigen Abwärtstrend in der Kohlefinanzierung gehofft haben, zeigen aktuelle Daten nun, dass die Kohlefinanzierung zwar von 132 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 auf 123 Milliarden im Jahr 2023 zurückging, 2024 aber wieder auf 130 Milliarden Dollar anstieg.
Welche Banken investieren am meisten in Kohle? Chinesische Finanzinstitute sind laut Studie nach wie vor die grössten «Kohlebanken». Seit 2022 haben sie diese Industrie mit mehr als 248 Milliarden US-Dollar unterstützt. Im Gegensatz zu nordamerikanischen, europäischen und japanischen Banken, die Kohleunternehmen weltweit finanzieren, fliesst das Geld der chinesischen Finanzinstitute fast ausschliesslich in heimische Kohleunternehmen.
Wie stark sind europäische Banken engagiert? Europäische Banken haben die Kohleindustrie seit Glasgow (siehe Box) mit 20 Milliarden US-Dollar versorgt. Im Jahr 2024 lag die Kohlefinanzierung der Deutschen Bank um 151 Prozent und die von Barclays um 20 Prozent höher als im Jahr 2022. Dies steht in krassem Gegensatz zur UBS, die ihre Kohlefinanzierung im gleichen Zeitraum um 76 Prozent auf zuletzt 154 Millionen US-Dollar verringerte.
Warum diese grossen Unterschiede? Ein Vergleich der Kohle-Richtlinien von UBS, Barclays und der Deutschen Bank macht deutlich, warum sich die Trends bei der Kohlefinanzierung zwischen ihnen so stark unterscheiden. Während die UBS Unternehmen ausschliesst, die mehr als 20 Prozent ihres Umsatzes aus dem Kohlebergbau oder der Kohlestromerzeugung erzielen, hat Barclays erst vor kurzem einen Schwellenwert von 30 Prozent eingeführt. Die Deutsche Bank arbeitet immer noch mit einem Schwellenwert von 50 Prozent für den Ausschluss von Kohleunternehmen.
Wie ist das Bild in den USA? Seit 2022 haben US-Banken ihre Unterstützung für die Kohleindustrie um mehr als 4 Milliarden US-Dollar erhöht. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht. Interessant: 2024 verklagten Texas und zehn weitere republikanisch geführte Bundesstaaten die weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock, State Street und Vanguard wegen ihrer Beteiligung an verschiedenen Klimainitiativen. In der Klage wurde behauptet, die «gemeinsame Absicht, die Produktion von Kraftwerkskohle zu reduzieren» verstosse gegen das US-amerikanische Kartellrecht. Daraufhin traten Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Morgan Stanley und Wells Fargo aus der Net Zero Banking Alliance aus. Seit dieser Ausstiegswelle ist Citibank die einzige US-Bank, die sich öffentlich zum Ausstieg aus der Kohlefinanzierung verpflichtet hat.