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Trotz Klimawandel Banken finanzieren Kohleindustrie mit Hunderten Milliarden Dollar

Führende Finanzinstitute aus aller Welt geloben, klimaneutral zu werden. Das hindert sie nicht daran, der klimaschädlichen Kohleindustrie massenhaft Geld bereitzustellen. Auch die UBS gehört zu diesem Kreis.

Worum geht es? Obwohl eine Reihe von Staaten versprochen hat, aus der klimaschädlichen Kohleverstromung auszusteigen, finanzieren internationale Banken die Kohleindustrie noch immer mit Krediten in dreistelliger Milliardenhöhe. Dies zeigt eine Studie, welche die deutsche Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald zusammen mit mehreren Partnerorganisationen veröffentlicht.

Kohlemine im US-Bundesstaat Montana
Legende: Kohlemine im US-Bundesstaat Montana: Seit 2022 haben US-Banken ihre Unterstützung für die Kohleindustrie um mehr als 4 Milliarden US-Dollar erhöht. Keystone / Matthew Brown

Wie hoch sind die Investitionen? In den vergangenen drei Jahren haben internationale Geschäftsbanken der Kohleindustrie über 385 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Während Nichtregierungsorganisationen auf einen stetigen Abwärtstrend in der Kohlefinanzierung gehofft haben, zeigen aktuelle Daten nun, dass die Kohlefinanzierung zwar von 132 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 auf 123 Milliarden im Jahr 2023 zurückging, 2024 aber wieder auf 130 Milliarden Dollar anstieg

Welche Banken investieren am meisten in Kohle? Chinesische Finanzinstitute sind laut Studie nach wie vor die grössten «Kohlebanken». Seit 2022 haben sie diese Industrie mit mehr als 248 Milliarden US-Dollar unterstützt. Im Gegensatz zu nordamerikanischen, europäischen und japanischen Banken, die Kohleunternehmen weltweit finanzieren, fliesst das Geld der chinesischen Finanzinstitute fast ausschliesslich in heimische Kohleunternehmen.

Wie stark sind europäische Banken engagiert? Europäische Banken haben die Kohleindustrie seit Glasgow (siehe Box) mit 20 Milliarden US-Dollar versorgt. Im Jahr 2024 lag die Kohlefinanzierung der Deutschen Bank um 151 Prozent und die von Barclays um 20 Prozent höher als im Jahr 2022. Dies steht in krassem Gegensatz zur UBS, die ihre Kohlefinanzierung im gleichen Zeitraum um 76 Prozent auf zuletzt 154 Millionen US-Dollar verringerte.

Warum diese grossen Unterschiede? Ein Vergleich der Kohle-Richtlinien von UBS, Barclays und der Deutschen Bank macht deutlich, warum sich die Trends bei der Kohlefinanzierung zwischen ihnen so stark unterscheiden. Während die UBS Unternehmen ausschliesst, die mehr als 20 Prozent ihres Umsatzes aus dem Kohlebergbau oder der Kohlestromerzeugung erzielen, hat Barclays erst vor kurzem einen Schwellenwert von 30 Prozent eingeführt. Die Deutsche Bank arbeitet immer noch mit einem Schwellenwert von 50 Prozent für den Ausschluss von Kohleunternehmen.

Das sagt die UBS

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«Bei UBS sind wir uns der Bedeutung eines geordneten Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bewusst. Wir halten an unseren Dekarbonisierungszielen für den Kreditsektor fest, um unsere finanzierten Emissionen in bestimmten Sektoren zu senken. Unser Ziel für den Sektor der fossilen Brennstoffe ist es, unsere absolut finanzierten Emissionen von 2021 (Basisjahr) bis 2030 um 70 Prozent zu reduzieren. Per Ende 2023 haben wir eine Reduzierung von 80 Prozent gegenüber 2021 erreicht.»

Wie ist das Bild in den USA? Seit 2022 haben US-Banken ihre Unterstützung für die Kohleindustrie um mehr als 4 Milliarden US-Dollar erhöht. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht. Interessant: 2024 verklagten Texas und zehn weitere republikanisch geführte Bundesstaaten die weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock, State Street und Vanguard wegen ihrer Beteiligung an verschiedenen Klimainitiativen. In der Klage wurde behauptet, die «gemeinsame Absicht, die Produktion von Kraftwerkskohle zu reduzieren» verstosse gegen das US-amerikanische Kartellrecht. Daraufhin traten Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Morgan Stanley und Wells Fargo aus der Net Zero Banking Alliance aus. Seit dieser Ausstiegswelle ist Citibank die einzige US-Bank, die sich öffentlich zum Ausstieg aus der Kohlefinanzierung verpflichtet hat.

Was wurde 2021 an der Klimakonferenz in Glasgow beschlossen?

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In der Abschlusserklärung der UNO-Klimakonferenz bekannten sich die Länder gemeinsam zum Ziel, die Erderwärmung bei 1.5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu stoppen.

Die wichtigsten Punkte:

  • Kohleausstieg: Zum ersten Mal an einer Weltklimakonferenz hatten sich alle Staaten auf eine beschleunigte globale Energiewende und auf einen Rückzug aus der Kohleverbrennung geeinigt.
  • Klimaschutzpläne: Um die Erderwärmung zu begrenzen, sollen die Vertragsstaaten ihre nationalen Klimaziele bis 2030 schon im Jahr 2023 nachbessern. 
  • Klimafinanzierung: Zugesagte Gelder für Klimaschutz und Anpassungen an den Klimawandel sollen gezahlt werden, Entwicklungsländer sollen mehr Geld für Anpassung an den Klimawandel aufwenden können. 
  • USA-China-Pakt: Die beiden grössten Treibhausgasemittenten, China und USA, haben beschlossen, verstärkt zusammenzuarbeiten, um gemeinsame Lösungen für den Umbau zu einer klimaneutralen Weltwirtschaft beizusteuern.

SRF4 News, 8.7.2025, 06:30 Uhr;liea

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