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UBS-CEO Sergio Ermotti «Es wird für Banken und Wirtschaft bleibende Veränderungen geben»

Trotz Coronakrise hat die UBS im ersten Quartal 2020 deutlich mehr verdient. Die grösste Schweizer Bank hat dabei von der Aufruhr an den Finanzmärkten profitiert. Die positiven Effekte des Virus haben fürs Erste die negativen Aspekte in Form von zusätzlichen Rückstellungen überkompensiert. In der Wirtschaft sei die Unsicherheit gross, sagt der abtretende UBS-CEO Sergio Ermotti. Aber er gibt sich im italienisch geführten Gespräch für die mittlere Frist optimistisch.

Sergio Ermotti

CEO der UBS

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Sergio Ermotti ist seit April 2023 CEO der UBS. Bereits zwischen 2011 und 2020 hatte er diese Position inne.

SRF News: Wie lange kann diese unsichere Situation noch andauern?

Sergio Ermotti: Momentan ist es sehr schwierig, Prognosen zu machen. Wir wissen, dass alles möglich ist. Es gibt die Hoffnung, dass man besser mit der Situation umgehen kann, je mehr Zeit vergeht. Ich glaube aber, dass die wirkliche Lösung des Problems erst dann gefunden wird, wenn es eine Impfung geben wird, wenn sich die Leute wieder sicherer fühlen können.

Ich bin optimistisch, dass mittelfristig die Basis für ein nachhaltigeres Wirtschaftssystem gelegt werden kann.

Wir werden vermutlich lernen müssen, mit der Situation während mehrerer Monate und Quartale zu leben. Und wir werden uns auf eine Zukunft vorbereiten, die sicher positiv sein wird. Wir werden vielleicht noch schwierige Momente vor uns haben. Aber ich bin optimistisch, dass mittelfristig die Basis für einen Wiederaufschwung der Wirtschaft und ein nachhaltigeres Wirtschaftssystem gelegt werden kann.

Covid-19 hat die Bank gezwungen, das System zu überdenken, wie sie arbeitet?

Ja, die Grundannahme unserer Notfallpläne für solche Situationen war immer, dass der physische Zugang zu unseren Büros oder System unterbrochen wäre. Nun hat sich die Situation als eine ganz andere herausgestellt. Dennoch konnten wir die Pläne schnell anpassen, auch dank der massiven Investitionen in unsere Technologie und unsere Infrastruktur, die wir in den letzten Jahren getätigt haben. So konnten unsere Angestellten sicher von zu Hause arbeiten und von dort aus den enorm vielen Kundenwünschen entsprechen.

Ich glaube generell, dass die Art zu arbeiten sich in nächster Zeit verändern wird.

Wir haben auch in unseren digitalen Kanälen sehr hohe Aktivität gesehen. Ich glaube generell, dass die Art zu arbeiten sich in nächster Zeit verändern wird. Ich will nicht sagen, dass wir ewig in dieser Lage leben werden. Aber wahrscheinlich wird man künftig etwas weniger reisen, man wird verstehen, dass man ab und zu auch von zu Hause aus zusammenarbeiten kann. Es wird nicht nur für unsere Branche, sondern für die ganze Wirtschaft bleibende Veränderungen geben.

Wie sehen Sie für UBS das nächste Quartal?

Wir sind in einer Position der Stärke, sowohl bezüglich Kapital als auch bezüglich der Klarheit unserer Strategie und unserem Plan, diese diszipliniert umzusetzen. Wir bleiben flexibel und sind bereit, auf jede neue Situation zu reagieren. Kurzfristig wird es wirtschaftlich schwierig sein. Aufgrund der Aussichten für die Weltwirtschaft und die Schweiz rechnen wir mit noch höheren Rückstellungen. Aber mittel- und langfristig sind die Grundlagen da, um vermutlich anfangs nächsten Jahres einen Wiederaufschwung zu sehen.

Das Gespräch führte Lidia De Bernardi.

Tagesschau am Mittag, 28.4.2020 ; 

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