Fliegen, von einem Land ins andere, das findet zurzeit fast nicht mehr statt. Die Swiss etwa hat noch fünf Flugzeuge für Kurz- und eines für Langstrecken im Einsatz. Entsprechend gehören die Airlines zu jenen Branchen, die massiv unter der Krise leiden und deshalb auch Staatshilfe fordern. So erhält etwa die niederländisch-französische Air France/KLM sieben Milliarden Euro Staatshilfe von Frankreich. Diese Finanzhilfe ist an Auflagen gebunden: Air France/KLM muss rentabel sein und soll die umweltfreundlichste Airline der Welt werden. SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim über diese schwierige Situation.
SRF News: Umweltfreundlich fliegen. Wie passt das zusammen?
Matthias Heim: Das ist ein Widerspruch, der sich im Moment nicht auflösen lässt. Elektrische Flugzeuge beispielsweise sind im Gegensatz zu elektrischen Autos noch in weiter Ferne. Und so bleibt einzig die Möglichkeit, den CO2-Ausstoss beim Fliegen zu kompensieren, also den Schaden gewissermassen zu ersetzen.
Was machen Fluggesellschaften heutzutage , um ihren CO2-Ausstoss zu kompensieren?
Die Air France/KLM ist weiter als andere Fluggesellschaften, sie kompensiert die Flüge innerhalb von Frankreich seit Anfang dieses Jahres. Das waren rund 450 Flüge pro Tag vor der Corona-Krise. Auch Easyjet hat ein ähnliches Programm. Aber wie so oft steckt der Teufel im Detail. Die Frage ist nun, wie wirkungsvoll und wie gut die Kompensationsprogramme, in welche investiert wird, sind.
Es wird immer wieder argumentiert , Fliegen sei zu billig und die Preise müssten steigen . G ibt es dafür nun erste Anzeichen?
Im Moment nicht, aber es könnte sein, dass nach der Corona-Krise die Situation am europäischen Himmel anders ausschaut. Beispielsweise, dass sich die Zahl der Fluggesellschaften verkleinern wird. Zahlreiche kleine Fluggesellschaften sind bereits von der Bildfläche verschwunden.
Grüne Bedingungen wie in Frankreich waren bislang in der Schweiz kein Thema für allfällige Staatshilfen.
Und wenn die grossen gestärkt aus der Krise hervorgehen, nicht zuletzt auch dank des Staatsgeldes, könnte es tatsächlich sein, dass die extrem tiefen Preise der Vergangenheit angehören. Vor allem dann, wenn sich die Fluggesellschaften nicht mehr ruinöse Preisschlachten liefern.
Die Luftfahrt ist zurzeit am Boden, alle wollen Finanzhilfe. D as Beispiel Frankreich zeigt, dass die Staaten einen Hebel hätten, um Druck auf die Fluggesellschaften auszuüben in Sachen Umweltschutz. Wo steht man hier in der Schweiz?
Der Bundesrat steckt in Gesprächen mit Swiss und Easyjet Schweiz über mögliche Staatshilfen. Er hat vor zwei Wochen deutlich gesagt, dass es allfällige Hilfen nur unter strengen Auflagen gäbe. Etwa, dass gleichzeitig keine Dividenden ausgeschüttet werden dürften. Grüne Bedingungen aber wie in Frankreich waren bislang kein Thema für allfällige Staatshilfen.
Das Gespräch führte Daniel Hofer.