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Umbau bei der Migros Migros-Präsidentin Ursula Nold äussert sich zum Stand der Dinge

Die Migros will mehrere Tochterfirmen verkaufen und 1500 Stellen abbauen: Erstmals seit Bekanntgabe der Umbaupläne äussert sich Migros-Präsidentin Ursula Nold zum Stand der Dinge und kündigt einen Sozialplan an.

Bei der Migros bleibt kein Stein auf dem anderen: Diesen Eindruck vermittelten die Umbaupläne , welche der Detailhändler vor gut drei Monaten bekannt gab. Mehrere Geschäfte wie Hotelplan, Mibelle, SportX oder Melectronics sollen verkauft werden, andere Unternehmensteile sind auf dem Prüfstand. Bei der Migros-Gruppe selber mit knapp 100'000 Angestellten sollen bis zu 1500 Vollzeitstellen wegfallen – der grösste Abbau in der fast 100-jährigen Geschichte der Genossenschaft.

Bis heute ist unklar, wo genau Jobs gestrichen werden und welche Angestellten es treffen wird. Die Unsicherheit bei den Mitarbeitenden sei gross, sagen Betroffene. Im «Eco Talk» äussert sich nun Ursula Nold, Präsidentin des Migros-Genossenschafts-Bundes, zum Zwischenstand.

Wir werden deutlich mehr machen, als gesetzlich vorgeschrieben ist.
Autor: Ursula Nold Präsidentin Migros-Genossenschafts-Bund

Ihr sei bewusst, dass die Migros als eine der grössten Arbeitgeberinnen des Landes eine besondere Verantwortung trage, so Nold. Betroffene Mitarbeitende würden bei der Jobsuche innerhalb oder ausserhalb der Migros-Gruppe begleitet. Und: «Wann immer möglich, versuchen wir, Kündigungen zu vermeiden.» Es gebe aktuell 1300 offene Stellen und die Fluktuation liege bei über zehn Prozent. Es werde auch einen Sozialplan geben: «Wir werden deutlich mehr machen, als gesetzlich vorgeschrieben ist.»

Ursula Nold, Präsidentin des Migros-Genossenschafts-Bundes gestikuliert an einem Rednerpult.
Legende: Seit fünf Jahren an der Spitze der Migros: Ursula Nold, Präsidentin des Migros-Genossenschafts-Bundes. Keystone / Michael Buholzer

Galaxus Deutschland auf dem Prüfstand

Und wie kommen die Gespräche mit möglichen Käufern für Hotelplan, Mibelle und Co. voran? «Wir haben für alle Formate Interessenten», sagt Nold. Die Migros nehme sich nun die nötige Zeit, um die Verkäufe sorgfältig und umsichtig zu planen. Auf die Frage, ob die Firmen gesamtheitlich verkauft oder allenfalls aufgespalten werden, gibt Nold jedoch keine konkrete Antwort und sagt nur so viel: «Das ist Gegenstand der aktuellen Verhandlungen.»

Tiefster Gewinn seit fast 40 Jahren

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Der Gewinn der Migros ist seit Jahren rückläufig. 2014 verdiente die Detailhändlerin noch 826 Millionen Franken. Seither wird es stetig weniger – mit Ausnahme der Pandemiejahre 2020 bis 2022. 2023 lag der Gewinn dann wieder bei 175 Millionen Franken und damit so tief wie seit fast 40 Jahren nicht mehr.

Ein Grund: Die wachsende Konkurrenz, etwa durch die Discounter Aldi und Lidl. Das Marktforschungsinstitut GfK schätzt, dass Aldi und Lidl zusammen den Marktanteil im Food-Bereich von 2010 bis 2022 mehr als verdoppelt haben und mittlerweile bei 14 Prozent liegen. Coop hat in derselben Zeit 3 Prozentpunkte verloren und hat heute einen Marktanteil von 32 Prozent. Migros musste 6 Prozentpunkte abgeben und liegt heute bei 34 Prozent.

Auf dem Prüfstand steht auch das Deutschland-Geschäft der Migros-Tochter Digitec Galaxus. Der Umsatz des Onlinehändlers in Deutschland wächst zwar und lag letztes Jahr bei 286 Millionen Euro. Doch das ist im Vergleich mit dem Umsatz in der Schweiz von mehr als 2 Milliarden Euro immer noch wenig. Und: Die Online-Konkurrenz in Deutschland ist mit Amazon, Otto oder Mediamarkt gross.

Allerdings: Dieser Konkurrenz sei Digitec Galaxus auch in der Schweiz ausgesetzt, sagt Nold. Und hierzulande sei die Plattform eine Erfolgsgeschichte: «Digitec Galaxus konnte den Umsatz 22 Jahre lang steigern und war auch im letzten Jahr umsatzmässig einer der Erfolgstreiber.»

Eco Talk, 22.04.2024, 22:25 Uhr ; 

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