- Das Medikament «Aduhelm» soll helfen, den Verlauf von Alzheimer zu bremsen – die Wirkung ist jedoch umstritten.
- Nun hat die öffentliche Krankenversicherung in den USA den Zugang zum Medikament eingeschränkt: Die Kosten sollen nur dann übernommen werden, wenn die Patientin oder der Patient an klinischen Versuchen teilnimmt.
- Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte das Medikament des US-Konzerns Biogen im Sommer zugelassen. Entwickelt wurde der Wirkstoff von einem Schweizer Start-up.
Der Entscheid der öffentlichen US-Krankenversicherung, der am Dienstag kommuniziert wurde, könnte einen entscheidenden Rückschlag für die Zukunft Aduhelms bedeuten. Dessen Kosten belaufen sich aktuell pro Jahr und Patient auf etwa 28'000 US-Dollar.
Ursprünglich war das Medikament sogar doppelt so teuer. Im Dezember 2021 senkte das US-Pharmaunternehmen Biogen den Preis jedoch erheblich. Biogen hat seinen Sitz in Baar im Kanton Zug und ist verantwortlich für den Vertrieb des Wirkstoffes.
Umstrittene Wirksamkeit
Das in der Schweiz entwickelte Medikament wurde in den USA im Juni zugelassen, in der Schweiz wurde der Antrag auf Zulassung letzten Frühling gestellt. Im Gegensatz zur US-Arzneimittelbehörde FDA hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA den Antrag auf Zulassung des Wirkstoffes Aducanumab zur Alzheimer-Behandlung in der EU abgelehnt. Die Risiken des Wirkstoffs seien grösser als der Nutzen, begründete die EMA.
Trotz umstrittener Wirksamkeit hatte die FDA Aduhelm nach einem beschleunigten Verfahren provisorisch zugelassen. Der Wirkstoff Aducanumab sei die erste neuartige Behandlungsmethode gegen die neurodegenerative Erkrankung und sei seit 2003 zugelassen.
Ein internes Beratergremium der FDA hatte sich jedoch gegen die Zulassung ausgesprochen, mehrere Wissenschaftler hatten sich öffentlich skeptisch geäussert. Zahlreiche Patienten-Organisationen hatten sich aber für die Zulassung starkgemacht - auch weil die Zulassung die Forschung auf dem Gebiet stärke.
Ursprung aus der Schweiz
Der Wirkstoff wurde von Forschern der Universität Zürich (UZH) und der Firma Neurimmune in Schlieren, einem Spin-off der UZH, entwickelt. Seine Wirksamkeit beruht auf der Hemmung der für Alzheimer typischen Plaques. Biogen hat die Lizenz erworben, Luterbach (SO) ist einer der Produktionsstandorte.
Das von Biogen entwickelte Medikament soll Patienten mit Alzheimer im Frühstadium als monatliche Infusion gegeben werden und den Abbau der Geisteskraft stoppen. Es ist damit auch der erste in den USA zugelassene Wirkstoff, der dem Fortschritt der Krankheit und nicht nur Symptomen entgegenwirken soll.