Der Schweizer Industriekonzern ABB ist mit seinen über 100'000 Angestellten schon heute weltweit tätig. Aber auch ABB hat in der jetzigen Lage die Augen besonders offen. ABB-Chef Morten Wierod sagt mit einem Augenzwinkern: «Nie eine gute Krise auslassen, sage ich jeweils. Das tönt ein wenig harsch, ist aber die Wahrheit.»
Südostasien mit über 230 Millionen Menschen ist ein riesiger Markt, der sich industrialisiert.
Bei grossen Veränderungen wie jetzt müsse man die Welt neu betrachten, so der ABB-Chef weiter. Die USA seien nicht der einzige Wachstumsmarkt.
Mit Südostasien industrialisiere sich zurzeit ein riesiger Markt. Neue Fabriken brauchen Strom, Roboter und vieles mehr. ABB möchte mit seinen Produkten von diesem Aufschwung profitieren.
Und die kleineren Unternehmen?
Allerdings sind es nicht nur die grossen Unternehmen, die es auf den südostasiatischen Raum abgesehen haben. Auch KMU wie der Werkzeughersteller PB Swiss Tools mit 200 Angestellten aus Wasen im Emmental wollen sich dort nach neuen Geschäftsbeziehungen umsehen.
Wir sind sehr interessiert, dass unsere Produkte auch an den neuen Produktionsstandorten verkauft und eingesetzt werden.
Es gelte, die globalen Bewegungen mitzumachen, sagt Eva Jaisli, die Verwaltungsratspräsidentin von PB Swiss Tools. Gerade von China gebe es zurzeit etliche interessante Endkunden, die abwanderten und neue Produktionsstandorte insbesondere im südostasiatischen Raum suchten: «Wir sind also sehr interessiert, dass unsere Produkte auch an den neuen Produktionsstandorten verkauft und eingesetzt werden.»
Laut Jaisli hat sich die Verschiebung von Produktionsstätten aus China nach Indonesien, Thailand oder Malaysia mit dem ganzen Zollstreit noch beschleunigt. Allerdings müsse ein Entscheid wohlüberlegt sein: «Es ist immer eine Investition, einen neuen Vertriebspartner aufzubauen und neue Kanäle zu finden.» Ziel sei eine langjährige Zusammenarbeit.
Freihandelsabkommen zur richtigen Zeit
Den Schweizer Unternehmen könnte nun ein glücklicher Zufall noch in die Hände spielen: Die Schweiz hat nämlich gleich mehrere neue Freihandelsabkommen ausgearbeitet. Etwa eines mit Indien.
Einmal in Kraft, komme das den Schweizer Unternehmen sofort zugute, meint René Mulder von der Schweizerisch-Indischen Handelskammer: «Es ist definitiv ein Vorteil für alle und gerade auch für die KMU und mittelständischen Unternehmen.»
Woanders steigen die Zölle, in Indien gehen sie runter oder fallen weg.
Denn es werde auch finanziell und bezüglich Regularien einfacher, in diese Märkte zu gehen. Bisher habe es mehr Hürden gegeben, womit vor allem Grössen mit mehr Power das Feld bestimmt hätten: «Woanders steigen die Zölle, in Indien gehen sie runter oder fallen weg. Das bietet Alternativen zu anderen Produktionsstandorten wie China.»
Chancen für Land mit starkem Franken
Die Zölle würden auch beim Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und Thailand wegfallen. Davon könnte auch der Werkzeughersteller PB Swiss Tools profitieren, wie Eva Jaisli von PB Swiss Tools betont. Mit der Ratifizierung dieses Freihandelsabkommens reduzierten sich die Zolltarife: «Insbesondere für uns mit dem starken Franken ist das eine Wettbewerbschance.»
Aber dennoch: Neue Märkte aufbauen braucht in jedem Fall viel Geduld, und der wirtschaftliche Erfolg folgt oft erst mit der Zeit.