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Schlechte Aussichten für die US-Wirtschaft dämpfen die Börsen
Aus SRF 4 News aktuell vom 12.06.2020.
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US-Börsen im Minus «Die Händler sind extrem nervös»

Die US-Börsen stürzen ab: Der Leitindex Dow Jones brach am Donnerstag um fast sieben Prozent ein. Das war der grösste prozentuale Tagesverlust seit März. Auch für den S&P 500, der mehr Börsentitel umfasst, ging es um fast sechs Prozent nach unten. Auch die weiteren Aussichten sind angesichts der Coronakrise düster, weiss SRF-Wirtschaftsredaktor Dario Pelosi.

Dario Pelosi

Dario Pelosi

Wirtschaftsredaktor

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Dario Pelosi hat Geografie und Medienwissenschaften studiert. Seit 2003 arbeitet er bei Radio SRF, seit Sommer 2017 als Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Rohstoffhandel, Transport, Werkplatz Schweiz und Energie.

SRF News: Die US-Börse war gut in die Woche gestartet. Was ist passiert?

Dario Pelosi: Auslöser waren die Konjunkturprognosen der US-Notenbank Fed. Der Vorsitzende, Jerome Powell, hat am Mittwochabend ein düsteres Bild der US-Konjunktur gezeichnet. Gemeinhin hatte man nach dem rasanten Abstieg gehofft, dass es nun einen rasanten Aufstieg gibt.

Powell
Legende: Jerome Powell, seit 2012 beim Federal Reserve Board of Governors (Fed), hat schlechte Nachrichten. Keystone

Nun hat er aber erklärt, dass die wirtschaftliche Erholung eine eher zähe Sache werde und dass viele Personen, die wegen Corona ihren Job verloren, auf Dauer ohne Job bleiben könnten. Damit nicht genug: Es gab neue Zahlen, die zeigen, dass die Neuinfektionen mit Covid-19 in Staaten wie Florida oder Texas wieder steigen und dass da vielleicht wieder Beschränkungen eingeführt werden könnten. Das sind natürlich Faktoren, die die Anlegerinnen und Anleger verunsichert haben und so die Börsen unter Druck geriet.

Der Dow Jones ist erst Anfang Woche auf den höchsten Stand seit Ende Februar geklettert. War zu erwarten, dass dieses Hoch nicht anhält?

Viele Länder haben milliardenschwere Konjunkturprogramme geschnürt, um der Wirtschaft in der Coronakrise unter die Arme zu greifen. Auch Notenbanken haben mit ähnlichem Ziel die Märkte mit billigem Geld geflutet.

Nun wollten die Anleger bei so hohen Kursen wie Anfang Woche Kasse machen und haben verkauft.

Die Idee dahinter ist, dass ich, wenn ich ein Unternehmer bin, jetzt, wenn die Schuldenlast nicht allzu hoch ist, eher investiere. Das allerdings führte zu einer Abkoppelung der Börsen von der Realwirtschaft, sodass es Rekordzahlen an den Börsen geben kann, wenn Unternehmen ums Überleben kämpfen, das ist relativ schwierig zu verstehen. Viele Analysten sprachen denn auch vom überhitzten Märkten. Und nun wollten die Anleger bei so hohen Kursen wie Anfang Woche Kasse machen und haben verkauft.

Alle Aktien im Dow Jones waren gestern im Minus. Auffallend: Die Aktien des Flugzeugherstellers Boeing verloren 16 Prozent an Wert. Wieso?

Boeing verkauft derzeit kaum noch Flieger. Doch der Aktienkurs stieg oder war mehr oder weniger stabil. Wenn nun aber neue Reisebeschränkungen wegen Corona möglich sind, dann trifft dies Reisetitel wie eben zum Beispiel Boeing oder auch Fluggesellschaften wie Delta. Diese stürzen dann ab.

Auch der Erdölpreis ist gesunken. Weshalb?

Der Preis ist sehr volatil. Die vollen Lager und keine Abnehmer in der Coronakrise hatten die Preise praktisch ins Bodenlose sinken lassen im März. Dann gab es erste Anzeichen eines Anziehens der Wirtschaft. Das liess die Händler euphorisch werden. Die Preise stiegen auf bis zu 40 Dollar. Nun sackten sie wieder um zehn Prozent ab, weil die Aussichten nicht so gut sind. Die Händler sind extrem nervös. Und sie sind sich über die Zukunft des Erdöls uneins.

Die US-Aktien sind fast im freien Fall. Wie reagieren die anderen Börsen?

Schon gestern hatten die Märkte in Europa nachgegeben, der Schweizer SMI oder der Dax in Deutschland. Über Nacht haben nun die asiatischen Märkte nachgezogen. Der Nikkei in Tokio ist um an eineinhalb Prozent gesunken, der Hang Seng in Hongkong ebenfalls 1.3 Prozent. Schanghai hat ein halbes Prozent verloren. Das zeigt: Rund um den Globus ist Corona nach wie vor präsent. Man befürchtet, dass diese Krise länger dauern könnte als gehofft.

Das Gespräch führte Claudia Weber.

SRF 4 News, 12.06.2020, 06:45 Uhr;

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