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Vier Milliarden in bar Umstrittene Ticket-Börse Viagogo kauft Konkurrenten

  • Die Wiederverkaufsplattform für Veranstaltungstickets Viagogo kauft den Konkurrenten aus den USA Stubhub für vier Milliarden Dollar.
  • Viagogo steht in der Kritik, Tickets in grossen Mengen bei Vorverkaufsstellen zu kaufen und auf ihrer Plattform massiv teurer weiterzuverkaufen.
  • Nachweisen lässt sich dies nicht, aber in mehreren Ländern sind Klagen gegen Viagogo hängig.

Ein Geschäftsmodell ganz im Sinne unserer Zeit: Auf Zweitverkaufsplattformen für Veranstaltungstickets finden sich Käufer und Verkäufer. Der Verkäufer hat eine Terminkollision und kann darum nicht an das Konzert, der Käufer geht bei den offiziellen Vorverkaufsstellen leer aus. Voilà: Man findet sich online.

Einer dieser Plattformen ist Viagogo mit Sitz in Genf. Die Firma ist eine der grössten Zweitverkaufsplattformen weltweit und sie wächst noch weiter: Diese Woche gab Viagogo bekannt, dass sie das amerikanische Pendant Stubhub für vier Milliarden Dollar von Ebay abkauft.

Viagogo immer wieder in Verruf

Viagogo hat einen angeschlagenen Ruf, weltweit sind Klagen gegen das Unternehmen hängig. Tickets, die auf auf der Plattform gekauft wurden, waren ungültig. Gültige Tickets sind zum Teil massiv teurer als bei den Vorverkaufsstellen.

«Wir vermuten, dass Viagogo ein grosses Netzwerk von Personen hat, welches für Viagogo im Vorverkauf Mengen an Tickets einkauft, um diese dann teurer auf Viagogo zu verkaufen», so Stefan Wüthrich von der Konsumentensendung «Espresso». Seit Jahren verfolgt er die Ticket-Börse von Viagogo.

Viagogo macht rechtlich gesehen nichts Illegales. Ob sie wirklich im grossen Stil Tickets kaufen, um sie dann teurer auf ihrer Plattform wiederzuverkaufen, sind Vermutungen. Auch bei den ungültigen Tickets lässt sich nicht nachweisen, dass diese von Viagogo stammen. Es könnten auch Privatpersonen sein, die Kopien von Tickets verkaufen.

«Schlussendlich leiden auch die Künstler»

«Es kommt immer wieder vor, dass jemand mit einem ungültigen Ticket vor dem Eingang steht», so Derrick Thomson. Das Geschäftsleitungs-Mitglied vom Konzertveranstalter Mainland Music sieht den Schaden nicht nur beim Publikum: «Jemand ist bereit, dass dreifache des Verkaufpreises zu bezahlen. Das ist Geld, welches schlussendlich der Verkaufsplattform zu Gute kommt, aber nicht dem Künstler.»

Der Frust sei verständlicherweise gross, wenn jemand viel Geld für ein Ticket bezahlt habe und dann keinen Einlass erhalte, so Thompson. Hat jemand ein ungültiges Ticket, bleibt ihm nur eins: An der Abendkasse ein Neues kaufen. Ist das Konzert ausverkauft, muss der Fan draussen bleiben.

Weltweit gibt es Klagen

Viagogo ist nach eigenen Angaben in 80 Ländern auf der ganzen Welt tätig. In einem Interview gegenüber dem Fernsehsender CNBC sagte Viagogo-Inhaber Eric Baker zu Übernahme: «Unsere Vision ist es, dass Fans auf der ganzen Welt in ihrer Sprache und ihrer Währung für ihre Lieblingsveranstaltungen Tickets finden.» Ganz zufrieden sind die Fans weltweit jedoch nicht: Unter anderem in Australien, der Schweiz und Deutschland sind Klagen gegen Viagogo hängig.

Auch Stubhub ist nicht frei von Kritik: In Amerika fürchte man, dass Ticketpreise wegen Wiederverkaufsplattformen steigen würden, so US-Börsenkorrespondent Jens Korte.

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