Seit dem ersten Juni dürfen Mitarbeitende den heimischen Schreibtisch verlassen und die Rückkehr ins Büro wagen. Das wird gemäss dem aktuellen Mobilitätsmonitoring der Intervista AG auch gemacht: Die Arbeitsmobilität ist seit dem ersten Juni gestiegen – in jener Woche war gar der höchste Pendleranteil im Jahr 2021 zu verzeichnen.
Die Lockerung der Homeoffice-Pflicht gilt aber nur für Firmen, die ihren Mitarbeitenden wöchentliche Testmöglichkeiten anbieten. Die Zahlen der Gesundheitsdirektionen verschiedener Kantone zeigen: In immer mehr Betrieben kann man sich testen lassen, doch nicht alle Mitarbeitenden nutzen das Angebot. In einigen Kantonen wird seit der Lockerung sogar weniger getestet.
Testfreudigkeit nicht überall gleich gross
Zwar gab es schon vor der Aufhebung der Homeoffice-Pflicht einen positiven Trend, doch die Lockerung hat vielerorts dem Testen nochmals einen Schub verpasst. Im Kanton Zürich ist die Anzahl der durchgeführten Tests innerhalb einer Woche von 29'618 auf 39'434 geklettert – ein Anstieg um einen Drittel. Auch in Basel-Stadt hat das repetitive Testen nochmals an Schwung gewonnen: Waren es vor der Lockerung noch 1550 Mitarbeitende in 226 Betrieben, die regelmässig ins Röhrchen spuckten, sind es nach der Lockerung 2000 Mitarbeitende in 250 Betrieben.
Ein durchzogenes Bild zeigen jedoch die Kantone Solothurn, Schwyz, Graubünden und Zug. Dort ist die Anzahl der im Testprogramm eingebundenen Betriebe überall gestiegen, die Anzahl der durchgeführten Tests oder getesteten Mitarbeitenden jedoch gesunken.
In Graubünden etwa wurden seit der Lockerung rund 2600 weniger Tests durchgeführt als noch die Woche zuvor – dies, obwohl sich mehr Firmen am Testprogramm beteiligt haben. In Zug meldeten sich zwar 20 neue Betriebe an, doch die Anzahl der durchgeführten Tests sank von 2994 auf 1446.
Konkret heisst das: Die Firmen möchten die Mitarbeitenden aus dem Homeoffice holen und bieten die Testmöglichkeiten dazu an. Die Mitarbeitenden nutzen jedoch diese Gelegenheit nicht immer. Das Testangebot der Firmen ist und bleibt freiwillig.
Impffortschritt bremst das Testen
Unternehmen müssten die Bedeutung und die erhofften positiven Wirkungen des repetitiven Testens intern gut kommunizieren, heisst es auf Anfrage beim Schweizerischen Arbeitgeberverband. Es sei jedoch nachvollziehbar, dass sich die Testfreudigkeit angesichts der florierenden Impfkampagne in Grenzen halte.
Einen weiteren Grund für die Abnahme der Testbereitschaft nennt Wirtschaftspsychologe Christian Fichter: «Die Risikowahrnehmung ist in kürzester Zeit massiv gesunken. Das Virus ist zwar immer noch da, aber in den Köpfen vieler ist es schon ganz weit weg. Grund dafür sind einerseits die erfreulich positiven Entwicklungen der jüngeren Zeit – und andererseits natürlich der starke Wunsch, dass wir wieder normal leben können, ohne ständig aufpassen zu müssen. Das führt dazu, dass wir das verbleibende Risiko noch zusätzlich herunterspielen.»
Die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden spiele hierbei eine entscheidende Rolle, besonders da eine Test-Pflicht angesichts der aktuellen Lage als eine zu strenge Massnahme wahrgenommen werden könnte. Aber: «Die Erfahrung der letzten Monate hat halt gezeigt, dass sich die Lage schnell ändern kann. Dann müsste man auf eine Test-Pflicht zurückkommen.»