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Wechsel an der CS-Spitze «Es gab nie einen Machtkampf zwischen mir und Tidjane Thiam»

Der Verwaltungsrat der CS hat beschlossen, den erfolgreichen CEO Tidjane Thiam zu entlassen. Er ist über eine Beschattungsaffäre gestolpert. Verwaltungsratspräsident Urs Rohner sagt, wie der Entscheid zustande kam.

Urs Rohner

Verwaltungsratspräsident der CS

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Rohner ist Wirtschaftsjurist und Manager. Seit 2011 ist er vollamtlicher Verwaltungrsratspräsident der CS.

SRF News: Sie bleiben, Tidjane Thiam geht. Von aussen hat man den Eindruck, dass Sie den internen Machtkampf gewonnen haben. Stimmt das?

Nein, das trifft es überhaupt nicht. Es gab nie einen Machtkampf zwischen mir und Tidjane Thiam. Ich habe ihn schliesslich in die Bank geholt. Die Debatte, dass wir einen persönlichen Streit gehabt hätten, war völlig daneben. Das war nie der Fall.

Es geht um die Reputation des Unternehmens. Die Situation ist in den letzten Wochen schwieriger geworden, insbesondere nachdem ein zweiter Fall einer Beschattung eines Geschäftsleitungsmitglieds bekannt wurde. Der Verwaltungsrat hat sich mit dieser Situation eingehend befasst. An einem gewissen Punkt haben wir feststellen müssen, dass wir aus dieser Situation so nicht herauskommen, ausser wir machen einen Wechsel und das hat auch Tidjane Thiam verstanden.

Viele Aktionäre haben mir bestätigt, dass sie den Kurs des Verwaltungsrates mittragen und unterstützen.

Es hätte die Option gegeben, dass Sie ihren Posten verlassen und Thiam bleibt, denn er hat die Bank ja saniert. Haben Sie das auch diskutiert?

Der Verwaltungsrat diskutiert selbstverständlich immer alle Optionen, bevor er einen Entscheid fällt. In diesem Fall war der Verwaltungsrat absolut einstimmig der Meinung, dass wir diesen Wechsel auf CEO-Stufe vornehmen. Die Frage hat sich gestellt, wir haben sie beantwortet – und zwar einstimmig.

Gewisse Investoren haben im Vorfeld in den letzten Tagen verlauten lassen, dass – wenn Thiam gehen muss–, sie dann gegen Sie vorgehen möchten. Was erwarten Sie?

Das kann ich nicht ausschliessen. Es ist das Recht jedes Aktionärs, seine Stimme so abzugeben, wie er das möchte. Das ist so in Aktionärsdemokratien und ich begrüsse das ausdrücklich. Das ist auch der Grund, weshalb Verwaltungsräte in der Schweiz jedes Jahr wiedergewählt werden müssen.

Drei Aktionäre haben sich sehr lautstark gemeldet. Doch wir sind im Dialog mit allen unseren Aktionären. Ich habe mit vielen gesprochen, auch mit den grossen. Viele haben mir bestätigt, dass sie den Kurs des Verwaltungsrates mittragen und unterstützen.

In der Medienmitteilung führen Sie keinen Grund auf, warum Tidjane Thiam gehen muss, sondern Sie loben vor allem seine Arbeit. Warum?

Das Lob ist absolut gerechtfertigt, weil er in den letzten Jahren einen hervorragenden Job gemacht hat. Er war der Architekt der Restrukturierungen. Er hat die Credit Suisse wieder auf eine profitable Basis gestellt. Er hat das sehr erfolgreich gemacht, im Unterschied zu den meisten anderen, die es in Europa probiert haben.

Nach dem zweiten Beschattungsfall hat sich die Situation verschlechtert.

Es gibt auch nicht grössere Gründe. Es war einfach eine Situation, bei der es um die Reputation der Gesellschaft insgesamt und um die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ging. Wir haben gesehen, dass die Situation sich nicht verbessert und dass wir einen Wechsel vornehmen müssen, um wieder in ein normales Fahrwasser zu kommen.

Kommt dieser Wechsel zu spät? Hätten Sie rückblickend früher schon handeln müssen?

Das kann man immer sagen. Auf der anderen Seite wechselt man nicht einfach so einen erfolgreichen CEO aus. Vor allem nicht, wenn er einen hervorragenden Job gemacht hat. Wir haben nach dem ersten Beschattungsfall die Sache sehr genau und auch forensisch untersucht und keinen Hinweis auf ein Fehlverhalten des CEO gefunden. Aber wir haben immer die Gesamtsituation angeschaut, auch die Auswirkungen auf die Reputation und das Vertrauen in unsere Bank. Nach dem zweiten Fall hat sich die Situation verschlechtert. Da hat der Verwaltungsrat die nötigen Schritte eingeleitet.

Das Gespräch führte Eveline Kobler.

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