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Wieder ruhiges Fahrwasser? Raiffeisen-Delegierte wählen Thomas Müller zum neuen Präsidenten

  • Raiffeisen Schweiz hat einen neuen Verwaltungsratspräsidenten: Thomas A. Müller erhielt 76 Prozent der Stimmen aus den einzelnen Raiffeisenbanken.
  • Er übernimmt das Präsidium von Guy Lachappelle.
  • Müller stand in der Kritik wegen seiner früheren Tätigkeit als Finanzchef bei der Bank Sarasin. Damals verkaufte Sarasin «Cum-Ex»-Finanzprodukte an Kunden.

Der neue Präsident ist bereits seit 2018 Mitglied des Verwaltungsrats der Zentralorganisation Raiffeisen Schweiz. Die Raiffeisen-GV wählte ausserdem Sandra Lathion zur neuen Verwaltungsrätin. Damit gewinne der Raiffeisen-Verwaltungsrat weiter an «Branchenexpertise und Führungsstärke», zeigte sich die Bank überzeugt. Die neue Verwaltungsrätin ist Expertin für Finanzmarktrecht und Compliance-Fragen.

«Auf Reputationsrisiken geprüft»

Müller und Lathion treten ihre Ämter per sofort an. Pascal Gantenbein, der den Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz interimistisch führte, wird weiterhin das Amt des Vizepräsidenten besetzen.

Neue Raiffeisen-Verwaltungsrätin tritt aus VR der Walliser KB ab

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Die neu gewählte Raiffeisen-Verwaltungsrätin Sandra Lathion tritt per sofort aus dem Verwaltungsrat der Walliser Kantonalbank (WKB) zurück. Der Schritt erfolge, da sie die beiden Tätigkeiten nicht gleichzeitig ausüben könne, teilt die WKB mit.

Lathions Nachfolgerin oder Nachfolger im WKB-Verwaltungsrat werde nun an der nächsten ordentlichen Generalversammlung vom 27. April 2022 gewählt, heisst es weiter. Lathion war 2018 in den Verwaltungsrat des Walliser Staatsinstituts gewählt worden. Sie war im Gremium zuletzt Präsidentin des Vergütungs- und Nominierungsausschusses und Mitglied des Ausschusses für Strategie, digitale Transformation und Innovation.

Müller bedankte sich in der Mitteilung für das in ihn gesetzte Vertrauen. Dass sich letztlich nur rund drei Viertel der Raiffeisen-Vertreter hinter Müller stellten, dürfte mit den zahlreichen Medienberichten der vergangenen Wochen zu tun haben. Zu den vergangene Woche erhobenen Vorwürfen, betont Raiffeisen, dass Müller «im Rahmen des Rekrutierungsprozesses auf Rechts- und Reputationsrisiken geprüft» worden sei und keinerlei Vorbehalte bestünden.

Vincenz-Prozess steht an

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Pierin Vincenz im Porträt
Legende: Keystone / Archiv

Die Genossenschaftsgruppe war bereits unter der Führung von Lachappelle bemüht gewesen, nach den Turbulenzen der Ära des umstrittenen CEO Pierin Vincenz in ruhigere Fahrwasser zu gelangen. Mit der juristischen Aufarbeitung der Vincenz-Ära wird die Bankengruppe allerdings Anfang des kommenden Jahres bereits wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.

Der Prozess gegen den früheren CEO vor dem Zürcher Bezirksgericht ist für Ende Januar 2022 angesetzt. Vincenz sowie fünf weiteren Beschuldigten werden dabei von der Zürcher Staatsanwaltschaft gewerbsmässiger Betrug, Veruntreuung, Urkundenfälschung und passive Bestechung zum Nachteil der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Raiffeisenbank vorgeworfen.

Müllers Vorgänger Guy Lachappelle hatte im Sommer überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben. Auslöser dafür war eine Strafanzeige wegen angeblicher Wirtschafts- und Börsendelikte in Lachappelles früherer Tätigkeit als CEO der Basler Kantonalbank (BKB). Das Verfahren wurde allerdings inzwischen von der Basler Staatsanwaltschaft eingestellt.

SRF 4 News, 09.12.2021, 07:00 Uhr ; 

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