Geld verleihen und dabei Gutes tun: Das ist die Idee von Mikrokrediten. Sie sollen Kleinstunternehmer in Entwicklungsländern mit Kleinkrediten versorgen, die sie bei herkömmlichen Banken nicht bekommen würden.
Bekannt wurden die Mikrokredite, als ihr Erfinder Muhammad Yunus im Jahr 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.
Mehr als 11 Milliarden Dollar würden heute von Mikrofinanzfonds verwaltet, sagt Patrick Scheurle, Finanzchef von BlueOrchard, einem der grössten Schweizer Mikrokreditunternehmen. «Der Markt wächst zweistellig, getrieben vom Wachstum in vielen Entwicklungsländern.»
Attraktive Anlagen
Immer mehr würden auch Pensionskassen das Geschäft entdecken, sagt Scheurle. Wegen der sehr tiefen oder gar negativen Zinsen an den Kapitalmärkten stehen diese zunehmend unter Renditedruck. «In den letzten Jahren gingen die Renditen in sämtlichen Anlageklassen nach unten.» Umso attraktiver würden für Grossanleger die Mikrokredite – mit stabilen Renditen um die 5 Prozent, erklärt Scheurle.
Gerade in der Schweiz seien Mikrokredite für Vorsorgeeinrichtungen interessant, da sie gesetzlich verpflichtet sind, eine Mindestrendite zu erzielen. «Deshalb schauen sie sich nach Alternativen zu den herkömmlichen Anlagen, wie Aktien, um», sagt Scheurle.
Ruf der Schweiz verbessern
Auch Jean-Daniel Gerber, Präsident der Vereinigung Swiss Sustainable Finance, betont, das Potenzial von Mikrokrediten sei gross. Die Plattform möchte die Schweiz zum führenden Finanzplatz für nachhaltige Anlagen machen.
Damit könne das Land auch sein Image aufpolieren, sagt Gerber, der früher Chef des Staatssekretariats für Wirtschaft war. «Die Schweiz mit ihren Banken hatte in den letzten Jahren international nicht unbedingt einen guten Ruf.» Da die Schweiz ein grosser Vermögensverwalter sei, sei es förderlich für das Image, wenn ein Teil des Geldes nachhaltig investiert werde.
Der Weg ist noch weit. So wird in der Schweiz zwar ein Drittel der weltweiten Vermögen verwaltet. Aber nur ein Prozent davon wird nachhaltig investiert – das meiste davon schon jetzt in Mikrokredite. Auch Gerber hofft nun auf das Geld der Pensionskassen.