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Corona im Schulzimmer Braucht es schärfere Massnahmen an den Schulen?

Bei den Schulkindern grassiert Covid-19 am stärksten. Welche Massnahmen gelten an den Schulen und welche bräuchte es?

Knapp eine Million Schülerinnen und Schüler besuchen in der Schweiz die obligatorische Schule. Bei den Schulkindern grassiert Covid-19 derzeit am stärksten, das zeigen die Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit BAG. Vorletzte Woche registrierte das BAG über 11'000 Fälle bei Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren.

Kinder unter 12 Jahren ohne Impfschutz

Kein Wunder: An vielen Schulen herrscht keine Maskenpflicht, repetitive Tests sind nicht obligatorisch, auch nicht für Lehrpersonen.

Weil Swissmedic die Covid-Impfstoffe bisher erst ab 12 Jahren zugelassen hat, stehen viele jüngere Kinder ohne Impfschutz da. Besorgte Eltern und Lehrpersonen befürchten, dass ein schwieriger Winter bevorsteht.

Welche Massnahmen gelten derzeit (Stand 1. Dezember 2021) in den Schulen der Deutschschweiz?

Kanton Bisherige Massnahmen Zusätzliche Massnahmen
Aargau Freiwilliges Testen. Keine Maskenpflicht. Am 2.12. orientiert der Kanton Aargau über neue Massnahmen.
Appenzell Ausserrhoden Pooltests müssen flächendeckend angeboten werden. Per 6.12.: Maskenpflicht für Schüler ab 12 Jahren inklusive Lehrpersonen.
Appenzell Innerrhoden Maskenpflicht in der Real- und Sekundarschule. (In Unterrichtsräumen kann bei genügend Abstand und Lüften aufs Tragen der Hygienemasken verzichtet werden). Per 1.12.: Repetitives Testen ab Sekundarstufe 1 (1x wöchentlich).
Basel-Stadt Maskenpflicht ab 5. Primarklasse. Wer 2G befolgt, kann die Maske ablegen.
Basel-Land Maskenpflicht ab 5. Primarklasse. Für 1. bis 4. Primarklassen gilt eine Maskenempfehlung.
Bern Maskenpflicht ab der 5. Klasse, Ausbruchstests, keine Pooltests. Zurzeit sind keine neuen Massnahmen geplant.
Glarus Freiwillige Pooltests.
Graubünden Maskenpflicht ab der 3. Primarklasse.
Luzern Maskenpflicht ab der 5. Primarklasse. Reihentests ab der Sekundarstufe 1.
Schwyz Pooltests in Schulen ab der 3. Primarklasse. Per 1.12.: Schulen ab der 3. Primarklasse mit gehäuften Infektionen: Maskenpflicht für 14 Tage.
Solothurn Pooltests und Ausbruchstests. Temporäre Maskenpflicht in der Primarschule; generelle Maskenpflicht in der Sekundarschule.
St. Gallen Maskenpflicht für Schüler ab 12 Jahren inklusive Lehrpersonen.
Uri Freiwillige Pooltests ab dem Kindergarten. (Für nicht genesenes und nicht geimpftes Personal gilt eine Pflichtteilnahme an Tests.)
Zug Reihentests ab der 4. Klasse, keine Masken. Per 2.12.: Masken ab 1. Klasse (am Pult muss keine Maske getragen werden.)
Zürich Freiwillige Pooltests. Per 1.12.: Maskenpflicht ab der 4. Primarklasse.

Eltern wehren sich

Man lasse das Virus in den Schulen zirkulieren und damit werde diese zur Drehscheibe der Pandemie, befürchten Elternvertreterinnen und -vertreter.

Fredy Neeser von der Arbeitsgruppe «Kinder schützen – jetzt!» sagt: «Wir akzeptieren nicht, dass unsere Kinder bis zu einer möglichen Impfung durchseucht und Langzeitschäden, akute schwere Krankheitsverläufe und PIMS-Fälle einfach in Kauf genommen werden.» Bei PIMS handelt es sich um die sogenannte Pädiatrische Immunologische Multisystem-Erkrankung.

«Es braucht ab dem Kindergarten eine flächendeckende Maskenpflicht, daran führt kein Weg vorbei», sagt Rui Biagini von der Interessensgruppe #ProtectTheKids, die sich für den Schutz von Kindern in Schulen und Betreuungseinrichtungen einsetzt.

Flickenteppich und Föderalismus

Doch Eltern, Behörden, Wissenschaft und Kinderärzte sind sich nicht einig, was die Kinder am besten schützt. Derzeit werden die Schutzmassnahmen in jedem Kanton unterschiedlich angewendet. Oft setzt sogar jede Schule die Weisungen von Bund und Kanton anders um. In einigen Schulen werden Tests gemacht und Masken getragen, in anderen nicht.

Elternvertreterinnen und -vertreter fordern einheitliche Massnahmen – beispielsweise regelmässige Pooltests, Luftfilter, CO2-Messgeräte sowie eine Maskentragpflicht an Schulen.   

«Normalität» für die Kinder

Stefan Kölliker, Bildungsdirektor im Kanton St. Gallen, ist kritisch: Er fordert im Sinne einer «Normalität» für die Kinder so wenig Massnahmen wie nötig. Zwar gilt im Kanton St. Gallen ab der Oberstufe nun auch eine Maskenpflicht, repetitives Testen wurde aber nie eingeführt. Dieses sei wegen des grossen Aufwands «nicht verhältnismässig», so Kölliker.

Braucht es strengere Massnahmen?

In der Sendung «Forum» auf Radio SRF 1 diskutieren Hörerinnen und Hörer mit Gästen. Die Corona-Lage spitzt sich zu, vor allem bei den Schulkindern: Braucht es schärfere Massnahmen an den Schulen?

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Zu Gast in der Sendung waren:

  • Fredy Neeser , Arbeitsgruppe «Kinder schützen – jetzt!»
  • Stefan Kölliker , Bildungsdirektor Kanton St. Gallen und Regierungsrat SG/SVP

Radio SRF 1, «Forum», Teaser, 1.12.2021, 16:40 Uhr

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