Nach mehr als einem halben Jahr im Amt reist Papst Leo XIV. erstmals ins Ausland. Er besucht zunächst die Türkei und anschliessend den Libanon. Was bedeutet das für die Schweizergarde?
Den Pontifex ausserhalb des Vatikans zu beschützen, sei eine spezielle Aufgabe, weiss Frowin Bachmann. Als Gardist war er für den Schutz der drei ehemaligen Päpste Johannes Paul, Benedikt und Franziskus zuständig.
SRF: Welche Reise ist Ihnen in spezieller Erinnerung geblieben?
Frowin Bachmann: Meine erste Reise mit Johannes Paul im Jahr 2000. Es war sein grosser Wunsch, im «heiligen Jahr» ins «heilige Land» zu reisen. Man hat ihm das ermöglicht. Doch es war, wie soll ich sagen, ein bisschen ein diplomatischer Handstand.
Was ist das Besondere, wenn eine Papstreise ansteht?
In Rom hat alles einen geregelten Ablauf. Eine solche Reise stellt alles auf den Kopf. Man reist in ein Gebiet, das man nicht kennt. Das ist spannend, weil man die Vielfalt der Weltkirche erlebt, doch es gibt viel zu organisieren.
Als Hirte möchte der Papst Kontakt haben mit den Leuten.
Wer ist für die Sicherheit des Papstes zuständig?
Damit der Papst überhaupt ins Ausland gehen kann, braucht es eine Einladung des Gastlandes – im aktuellen Fall von der Türkei und vom Libanon. Diese Länder sind zuständig für die Sicherheit des Papstes. Zusätzlich ist eine Einladung der katholischen Landeskirche nötig. Die ist verantwortlich für die Organisation der lokalen Events.
Und die Schweizer Garde?
Grundsätzlich muss das Gastland die Sicherheit gewährleisten. Aber natürlich wird der Papst auch von einem Detachement aus dem Vatikan begleitet. Wir haben Erfahrung mit Grossanlässen und werden in die nationale Sicherheitsstruktur integriert. Es sind Mitglieder der vatikanischen Polizei und Gardisten. Sie übernehmen den Nahschutz und helfen den lokalen Sicherheitskräften.
Was für Situationen sind besonders herausfordernd?
Gerade jetzt, im Nahen Osten, in der Türkei, in muslimischen Ländern, da wollen die Staaten natürlich nicht, dass dem Papst etwas passiert. Das wäre nicht ideal. Also, das wäre es natürlich nirgendwo. Aber hier ist zusätzliche Vorsicht geboten. In einigen Ländern ist man etwas offener, was die Sicherheit anbelangt, in anderen ist es strenger.
Das Hauptproblem?
Der Papst ist ein Hirte. Seine Herde sind die Gläubigen. Als Hirte möchte er mit den Leuten Kontakt haben. Er will nicht hinter Panzerglas abgeschirmt werden, wie der amerikanische Präsident zum Beispiel. Ein Papst möchte nahbar sein. Er möchte, dass man ihn anfassen kann.
Hier den Spagat zu machen, ist immer schwierig. Was erlaubt das Gastland? Wo sagen sie Nein? Da gab es schon ganz verschiedene Situationen. Auf manchen Reisen gab es dann doch ein gepanzertes Papstmobil, in anderen Ländern wahrhaftige Berührungspunkte mit der Bevölkerung.
Nun also eine Reise in den Libanon und die Türkei. Wie würden Sie diese Situation einschätzen?
Mit Papst Benedikt war ich selbst auch in der Türkei. Es war eine spezielle Reise. Es ist ein muslimisches Land. Dort herrscht nicht dieselbe Euphorie. Die Leute stehen nicht zu Tausenden am Strassenrand. Klar gibt es Neugierige, aber die christliche Gemeinschaft in der Türkei ist klein. Es ist ein aussergewöhnlicher Besuch.
Der Grund für seine Reise ist das Jubiläum des ersten ökumenischen Konzils vor 1700 Jahren. Doch weil es zugleich Papst Leos erste Auslandsreise ist, wird er sie auch mit einem offiziellen Staatsbesuch verbinden. Mit den Ehren eines Staatsoberhaupts wird er in Ankara empfangen und auch Istanbul steht auf dem Programm.