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Schweizer Lieblingswörter Die Geschichten hinter «Himugüegeli», «sapperlot» und «äuä»

SRF hat nach Lieblingswörtern gefragt und es sind Hunderte zusammengekommen: Wörter, die jemandem viel bedeuten, die besonders schön tönen oder die vor dem Vergessen bewahrt werden sollen. Das sind die interessantesten Lieblingswörter unserer Community:

Himugüegeli

Heisst auch: Marienkäfer – vor allem in Bern und Freiburg gebräuchlich. «Güegeli» ist die Verkleinerungsform von «Gueg», einem alten Wort für einen Käfer. «Himu-Güegeli» darum, weil man früher glaubte, die Marienkäfer kämen vom Himmel herab. Daher auch der hochdeutsche Name Marienkäfer nach der heiligen Maria.

äuä

Mehr Berndeutsch geht nicht. Das Wort findet sich zwar in Formen wie «allwäg», «allwä» oder «aba» auch in anderen Dialekten, aber sowohl die Häufigkeit als auch die Bedeutungsvielfalt ist im Berndeutschen unübertroffen. «äuä» kann «vermutlich» bedeuten, «wirklich?», «ach was!» oder «was du nicht sagst» und noch mehr. Die Nuancen liegen in der Aussprache.

gebongt

Abgemacht, in Ordnung, einverstanden. Ein Jugendwort von Ende 20. Jahrhundert. «Gebongt» ist abgeleitet vom ebenfalls nicht sehr alten Verb «bongen», das «an der Registrierkasse einen Bon (Kassenzettel) ausstellen» bedeutet. Wenn etwas «gebongt» ist, ist es also erledigt, in Ordnung. Die Herkunft vom (Gast-)Gewerbe ist mittlerweile verblasst.

pittoresk

Malerisch, romantisch. Das Wort «pittoresk» kam aus dem Französischen ins Deutsche. Der Ursprung ist aber italienisch: «pittoresco» ist von «pittore» für «Maler» abgeleitet und bedeutet wörtlich «malerisch».

schinagle

Arbeiten, sich abrackern, auch: schikanieren, ausnützen. Kam aus dem Rotwelschen, der Umgangssprache von verschiedenen gesellschaftlichen Randgruppen, ins Deutsche und bedeutete ursprünglich «Zwangsarbeit für die Obrigkeit leisten». Der Ursprung liegt wohl im jiddischen Wort «schin-agolo» für eine Schubkarre.

«Himugüegeli» und «sapperlot» auf Platz 1

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Unter den mehreren 100 Einsendungen der SRF-Community sind «Himugüegeli» und «sapperlot» am häufigsten – mit je sechs Nennungen. Neben «Himugüegeli» wurden noch viele weitere «Grossmutterwörter» mehrfach genannt: «süüferli», «Fazenetli», «figuretle» oder «schüüli». Und auch Ausrufe wie «äuä» oder Personenbezeichnungen wie «Galööri» sind hoch im Kurs.

Die meisten Lieblingswörter kommen aus dem Schweizerdeutschen und existieren so nicht auf Hochdeutsch. Vielleicht sind sie gerade deshalb so beliebt. Einige hochdeutsche Wörter wurden aber auch genannt, etwa «gebongt» oder «Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz» - letzteres wohl wegen seiner faszinierenden Länge.

Nur ganz wenige Lieblingswörter stammen aus anderen Sprachen, etwa «Humuhumunukunukuapua'a», der hawaiianische Name einer Fischart oder das französische «toutounette», ein Kosename für ein Haus- oder Plüschtier. Nicht überraschend wurden praktische keine Anglizismen als Lieblingswörter genannt.

Habasch

Narr, Tölpel, Taugenichts. Aus der Soldatensprache: Die beiden Nachrichtenagenturen Wolff (Deutsches Reich) und Havas (Frankreich) berichteten vom Ersten Weltkrieg. Weil sie beide eine sehr einseitige, geschönte Sicht des Kriegsgeschehens vermittelten, wurde unter Schweizer Soldaten der Ausdruck «Wolff und Havas» für «unwahrscheinliche Nachrichten» populär. Daraus entwickelte sich über die Jahrzehnte das gekürzte «Hawass» oder «Habasch» für «Unsinn, Blödsinn, Lüge». Und schliesslich wurde der Ausdruck auf Personen übertragen, die Unsinn erzählen oder Blödsinn machen.

Gsüchti

Langwierige Krankheit. Im Wort «Gsüchti» steckt «Sucht», das früher auch einfach «Krankheit» bedeutete und mit englisch «sick» für «krank» verwandt ist.

Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz

Ein 2000 erlassenes und 2013 wieder ausser Kraft getretenes Gesetz aus dem deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Gilt mit 63 Buchstaben als eines der längsten wirklich verwendeten Wörter der deutschen Sprache.

tuff

Krass, cool. Aktuelle Jugendsprache, aber – «taff» geschrieben – seit Jahrzehnten in der deutschen Jugendsprache präsent. Das Wort geht zurück auf Englisch «tough» für «zäh, hart, schwer».

sapperlot

Ausruf des Erstaunens oder des Ärgers. Entlehnt aus dem französischen «saperlotte», einer der vielen Verhüllungsformen von «sacrement» (Sakrament). Religiöse Begriffe wurden gerne fürs Fluchen verwendet, aus Angst vor Konsequenzen aber wieder abgeändert.

Radio SRF 1, Dini Mundart, 15.9.2025, 9:40 Uhr

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