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Trailer zu «Fromme Törtchen»
Aus Hallo SRF! vom 22.09.2023.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 21 Sekunden.
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Innovativ: «Fromme Törtchen» «Zusammen backen gibt einen Groove, bei dem sich der Gast öffnet»

Moderatorin Nicole Freudiger backt mit ihren Gästen Süssigkeiten aus deren Kulturen und Religionen. Wie liefen die Vorbereitungen für das neue Format «Fromme Törtchen»? Wie ist es, als passionierte Radiofrau erstmals vor der TV-Kamera zu stehen? Die Religionsexpertin bei «Hallo SRF!» im Interview.

Ob an Weihnachten, Chanukka, nach dem Ramadan oder an Diwali – Backen verbindet und hat Tradition. Deshalb trifft sich Moderatorin Nicole Freudiger ab Sonntag, 24. September 2023 mit sieben Gästen unterschiedlichen Glaubens in der Küche. Bei «Fromme Törtchen» auf SRF 1 bereiten sie Spezialitäten aus aller Welt zu und reden dabei über Familientraditionen, Religion und Heimat.

Religion, Backen und Talken – wie geht das zusammen? 
Nicole Freudiger:  Sehr gut. Denn Backen ist meist eine Familientradition – und zwar nicht nur im Christentum in der Adventszeit, sondern in vielen Religionen. Fast jede und jeder hat ein Lieblingsgebäck, das zu Hause zusammen gebacken un​d gegessen wurde. Backen ist also die perfekte Rampe, um über Heimat, die Werte in der Familie und über Identität zu sprechen. Religion kann dabei eine Rolle spielen, muss aber nicht. Ausserdem habe ich gemerkt: Etwas zusammen zu machen wie das Backen, gibt einen Groove,  eine gewisse Verbundenheit, eine schöne Stimmung, in der sich der Gast dann auch öffnet.

Wie ist es dir gelungen, dass die Gäste über ihr Innerstes sprechen?
Bei Religionssendungen geht es sehr schnell sehr tief. Ich habe aber gelernt, nicht gleich am Anfang die tiefsinnigen Fragen zu stellen. Jeder Gast muss sich erst einmal zurechtfinden, beim Backen ankommen, aber genauso beim Erzählen vor der Kamera. Erst wenn sich mein Gegenüber wohl fühlt, kann ich die sehr persönlichen Fragen stellen – und dann kommt auch viel zurück. Ausserdem habe ich mir bei jedem Rezept überlegt, wann etwas Repetitives zu machen ist: zum Beispiel etwas auswallen, etwas füllen oder etwas bepinseln. Dabei kommt man besonders leicht ins Gespräch.

Worauf habt ihr bei der Auswahl der Gäste geachtet? 
Einerseits wollten wir die Diversität in der Schweiz zeigen. Denn es gibt hier längst nicht nur Christentum und Mailänderli – sondern viele Kulturen und Menschen mit Migrationshintergrund, die ihr Gebäck und ihre Süssigkeiten mitbringen. Wir haben daher Personen mit verschiedenen Hintergründen aus Christentum, Judentum, Islam und Hinduismus eingeladen. Wichtig war uns andererseits, dass Gäste darunter sind, die im Spannungsfeld zwischen religiöser Tradition und säkularer Moderne leben.

Zum Beispiel?
Ich habe etwa Mentari Baumann in der Sendung, die römisch-katholisch und lesbisch ist. Oder die erfolgreiche Influencerin Hanan Osman, die sehr traditionell muslimisch ist und aus freien Stücken vor einigen Jahren für sich entschieden hat, Kopftuch zu tragen. Solche Lebenskonzepte mögen für manche widersprüchlich erscheinen. Aber hier kann das neue Format vielleicht auch Vorurteile abbauen.

Waren auch die Backkünste der Gäste ein Auswahlkriterium?
(Lacht) Wir haben gemerkt, dass wir hier Abstriche machen müssen. Nicht alle Gäste backen regelmässig. Wichtig war mir dann aber, dass das, was wir backen, mit ihrer Familie und dem, was sie als Heimat empfinden, zu tun hat. Bei Comedian Charles Nguela waren es zum Beispiel die Beignets. Er erzählte, die Hefekügeli habe es bei seiner Familie in Kongo-Kinshasa und Südafrika zu vielen Anlässen gegeben. Dann hat er mir ein Rezept von seiner Mutter geschickt und ich habe es ein paar Mal ausprobiert. Als wir es zusammen in der Sendung zubereitet haben, war das für ihn eine Premiere.

Bei den Rezepten aus fremden Ländern geben wir übrigens für alle exotischen Zutaten auch Alternativen an, die man im Supermarkt bekommt. Denn ‹Fromme Törtchen› ist eine Backsendung. Und wir wollen, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer die Rezepte zuhause auch nachbacken können.
Autor: Nicole Freudiger

Neben Backen und Talken musstest du auch die Sendung im Blick haben – wie bist du damit zurechtgekommen?
Mit jedem Gast hab ich etwa eine Stunde gebacken, aber in unser Format passen nur 15 Minuten. Also habe ich mir vorher überlegt, bei welchem Backschritt ich was ansprechen muss und wann ich die Zeit mit Smalltalk überbrücken kann. Ab und zu ging der Plan aber nicht ganz auf: Da war der Backschritt noch nicht fertig, wir mussten weitermachen, aber das Gesprächsthema war schon abgeschlossen. Dann hiess es, spontan zu reagieren. All das im Griff zu haben – das Backen anzuleiten, das Gespräch zu führen und immer zu wissen, wo ich zeitlich und inhaltlich stehe –, das war schon eine Herausforderung.

Was Ihnen «Hallo SRF!» noch zu bieten hat?

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Alles im Überblick: srf.ch/hallosrf

Du bist eine engagierte Radiofrau, jetzt bist du für «Fromme Törtchen» erstmals vor der Kamera …
Was ich nie wollte, ich habe immer gesagt, Fernsehen ist mir zu kompliziert (lacht). 

Wie kam es dann trotzdem zum Wechsel?
Ich bin begeisterte Hobbybäckerin. Meine Redaktionskollegin Judith Wipfler hatte daher schon vor längerer Zeit die Idee zu den «Frommen Törtchen». Wir haben das Format weitergesponnen und auf mich zugeschnitten. Es ist für mich ein riesiges Privileg, dass ich hier vereinen kann, was ich am liebsten tue: backen und mit Menschen über ihr Innerstes reden. 

Wie fühlt es sich für dich vor der Kamera an?
Letztes Jahr haben wir eine Pilotfolge gedreht, da konnte ich mich unbeschwert ausprobieren. Kann ich TV? Wirke ich vor der Kamera? Es hat funktioniert, doch ich kann noch besser werden. Also war ich im Sprechmoderationstraining und habe mir Tipps geholt, vor allem für die Moderation. Denn beim Radio kann ich immer wieder auf meine Notizen schauen. Vor der Kamera muss ich alles auswendig sagen und habe auch keinen Prompter. Das ist also ausserhalb meiner Komfortzone und ich musste mich erst daran gewöhnen. Aber im Laufe der Dreharbeiten habe ich schon viel dazugelernt.

Beim Dreh von «Fromme Törtchen»
Legende: Beim Dreh SRF

Inwiefern ist das Format «Fromme Törtchen» wichtig für SRF?
Laut Konzession haben wir den Auftrag, zwischen den Kulturen und den Religionen zu vermitteln. Darauf ist das Format ausgerichtet. Wir zeigen die Diversität und gleichzeitig die Gemeinsamkeiten in der Schweiz. Dies ist im Religionsjournalismus zentral und natürlich klären wir auch über Glaubensrichtungen auf. Denn das Religionswissen ist in der gesamten Gesellschaft nicht mehr so gross. Und wenn wir hier auf eine lockere, einfache Art Informationen weitergeben können, dann ist das enorm wertvoll.

Wir wollen zeigen, dass Religion breit und vielfältig und alles andere als verstaubt ist. Denn es geht vielmehr um gelebte Spiritualität, Glauben, die grossen Fragen des Lebens – und wir alle versuchen, darauf Antworten zu finden. So schaffen wir mit «Fromme Törtchen» Orientierung und geben Einblick in verschiedenste Lebenswelten.
Autor: Nicole Freudiger


Was nimmst du persönlich aus all den Begegnungen beim Backen mit? 
Vor allem die tolle Stimmung, die wir am Set mit jedem einzelnen Gast gehabt haben. Und auch die sehr privaten persönlichen Erzählungen. Manche Gäste hatten es eben nicht immer leicht im Leben. Aber sie haben eine positive Art, davon zu erzählen und damit umzugehen. Wenn man ihnen zuhört, kann man wirklich etwas lernen. Und dann waren da auch die feinen Rezepte, die exotischen Zutaten, die Einblicke in Kulturen und Traditionen – so habe ich mein Ziel erreicht, jeden Tag beim Arbeiten etwas schlauer zu werden.

Hier gleich die erste Ausgabe anschauen:

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Thomas Meyer: «Ich bin jüdisch, aber nicht religiös» – Fromme Törtchen
Aus Sternstunde Religion vom 24.09.2023.
Bild: SRF/Daniela Kienzler, Food Styling: Mary Miso abspielen. Laufzeit 14 Minuten 39 Sekunden.

«Fromme Törtchen»

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Ab 24. September 2023, sonntags, 18.15 Uhr, SRF 1​
Ausserdem auf Play SRF

Gäste und Backwerke

  • 24.09.23
    Thomas Meyer, Autor
    > Jüdische Hamantaschen
  • 01.10.23
    Hanan Osman, Model und Influencerin für islamkonforme Kleidung
    > Ananaskuchen aus Somalia
  • 08.10.23
    Charles Nguela, Comedian
    > Beignets (frittierte Hefebällchen) aus Kongo-Kinshasa und Südafrika
  • 15.10.23 (Doppelfolge)
    Mentari Baumann, Geschäftsführerin Allianz Gleichwürdig Katholisch
    > Dadar Guling (gerollte Pfannkuchen) aus Indonesien
    Beni Thurnheer, ehemaliger SRF-Moderator
    > Florentiner
  • 29.10.23 (Doppelfolge)
    Laavanja Sinnadurai, Mediatorin und interkulturelle Vermittlerin
    > Kozhukkattai (tamilisches Ritualgebäck)
    Sina, Sängerin
    > Chruchtele (Walliser Fasnachtschüechli)

Auch auf Youtube
Ab 1. November 2023 jeweils Mittwoch und Donnerstag zwei Folgen auf dem Youtube-Kanal «SRF Kultur Sternstunden»

Rezepte
Zur Ausstrahlung wird das jeweilige Rezept hier im Web aufgeschaltet sein.

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