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Fragwürdige Werbekampagne Enttäuschte Patienten: Sanitas-Versprechen «ist einfach falsch!»

Menschen mit Vorerkrankung erhalten bei Sanitas angeblich «volle Deckung» in der Zusatzversicherung. Schön wär's.

Darum geht es: Sanitas behauptet, sie biete für Menschen mit Vorerkrankung als einzige Krankenkasse in der Schweiz «volle Deckung» in der Zusatzversicherung. In der Werbekampagne ist auch von «vollem Schutz» oder «vollem Leistungsumfang» bei Vorerkrankungen die Rede. Allerdings bleibt das für gewisse Betroffene ein leeres Versprechen, wie sich nun zeigt.

Das ist das Problem: Beim SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» haben sich mehrere Personen, teils sehr junge, mit Vorerkrankungen gemeldet, deren Antrag auf Zusatzversicherungen die Sanitas abgelehnt hat. Es geht dabei um Vorerkrankungen wie Diabetes Typ 1, Fibromyalgie, Galaktosämie oder Morbus Crohn. Die Betroffenen hätten beispielsweise gerne eine Spitalzusatzversicherung abgeschlossen – oder eine Zusatzversicherung, um sich in der ganzen Schweiz behandeln lassen zu können. Die Ablehnung ist für diese Menschen ein grosser Frust: Sie hatten sich aufgrund der Werbeaussagen von Sanitas Hoffnungen auf eine Zusatzversicherung gemacht: «Das Versprechen von Sanitas ist einfach falsch», stellt eine Patientin fest.

So begründet Sanitas die Ablehnung: Einer Antragstellerin schreibt die Kasse, dass es «weiterhin Diagnosen oder spezifische Vorerkrankungen gibt, die auch bei uns zu einer vollständigen Ablehnung führen können». Man bedauere, diesen Aspekt in der Werbekampagne «möglicherweise nicht ausreichend detailliert erwähnt» zu haben. Auf Anfrage von SRF heisst es von Sanitas, man entscheide aufgrund der Gesundheitsfragen bei jeder Antragstellung, «ob eine Aufnahme in die Zusatzversicherung auch bei einer Vorerkrankung möglich ist». Das sei leider nicht immer der Fall.

So funktioniert die Sanitas-Idee

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Anders als bei der Grundversicherung dürfen die Krankenkassen bei Zusatzversicherungen eigene Spielregeln aufstellen.

Sanitas stellt sich das im Zusammenhang mit Vorerkrankungen so vor, dass sie Menschen mit einer Vorerkrankung im besten Fall zwei Angebote unterbreitet: Entweder, sie nimmt die Person mit Vorbehalt in die Zusatzversicherung auf – Kosten im Zusammenhang mit der Vorerkrankung sind dann nicht gedeckt. Oder die Betroffenen nehmen einen Prämienzuschlag in Kauf, dafür sind aber auch Behandlungen im Zusammenhang mit der Vorerkrankung gedeckt.

Sanitas gibt gegenüber SRF an, man habe seit der Einführung «vielen Kundinnen und Kunden [...] volle Deckung im gewählten Zusatzversicherungsprodukt gewähren» können.

Ändert Sanitas den Wortlaut der Kampagne? Diese Frage lässt das Unternehmen auf Anfrage unbeantwortet – wie die meisten übrigen Fragen auch. Auch auf konkrete Fälle geht das Unternehmen nicht ein. Immerhin gibt Sanitas an, zu prüfen, ob das Angebot auf Krankheiten wie Fibromyalgie, Galaktosämie oder Morbus Crohn ausgeweitet werde.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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So geht es weiter: SRF weiss, dass gegen die Werbung von Sanitas Beschwerde bei der Lauterkeitskommission (SLK) eingereicht worden ist. Kommt die SLK zum Schluss, dass die Sanitas-Werbung in der bisherigen Form tatschlich unlauter ist, hätte dies zwar keine unmittelbaren Konsequenzen für die Versicherung, jedoch würde der öffentliche Druck steigen, die Kampagne anzupassen. Mit einem Entscheid ist laut der SLK «in den nächsten Monaten» zu rechnen.

Radio SRF 1, Espresso, 26.9.2025, 08:10 Uhr

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