Darum geht es: Sanitas behauptet, sie biete für Menschen mit Vorerkrankung als einzige Krankenkasse in der Schweiz «volle Deckung» in der Zusatzversicherung. In der Werbekampagne ist auch von «vollem Schutz» oder «vollem Leistungsumfang» bei Vorerkrankungen die Rede. Allerdings bleibt das für gewisse Betroffene ein leeres Versprechen, wie sich nun zeigt.
Das ist das Problem: Beim SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» haben sich mehrere Personen, teils sehr junge, mit Vorerkrankungen gemeldet, deren Antrag auf Zusatzversicherungen die Sanitas abgelehnt hat. Es geht dabei um Vorerkrankungen wie Diabetes Typ 1, Fibromyalgie, Galaktosämie oder Morbus Crohn. Die Betroffenen hätten beispielsweise gerne eine Spitalzusatzversicherung abgeschlossen – oder eine Zusatzversicherung, um sich in der ganzen Schweiz behandeln lassen zu können. Die Ablehnung ist für diese Menschen ein grosser Frust: Sie hatten sich aufgrund der Werbeaussagen von Sanitas Hoffnungen auf eine Zusatzversicherung gemacht: «Das Versprechen von Sanitas ist einfach falsch», stellt eine Patientin fest.
So begründet Sanitas die Ablehnung: Einer Antragstellerin schreibt die Kasse, dass es «weiterhin Diagnosen oder spezifische Vorerkrankungen gibt, die auch bei uns zu einer vollständigen Ablehnung führen können». Man bedauere, diesen Aspekt in der Werbekampagne «möglicherweise nicht ausreichend detailliert erwähnt» zu haben. Auf Anfrage von SRF heisst es von Sanitas, man entscheide aufgrund der Gesundheitsfragen bei jeder Antragstellung, «ob eine Aufnahme in die Zusatzversicherung auch bei einer Vorerkrankung möglich ist». Das sei leider nicht immer der Fall.
Ändert Sanitas den Wortlaut der Kampagne? Diese Frage lässt das Unternehmen auf Anfrage unbeantwortet – wie die meisten übrigen Fragen auch. Auch auf konkrete Fälle geht das Unternehmen nicht ein. Immerhin gibt Sanitas an, zu prüfen, ob das Angebot auf Krankheiten wie Fibromyalgie, Galaktosämie oder Morbus Crohn ausgeweitet werde.
So geht es weiter: SRF weiss, dass gegen die Werbung von Sanitas Beschwerde bei der Lauterkeitskommission (SLK) eingereicht worden ist. Kommt die SLK zum Schluss, dass die Sanitas-Werbung in der bisherigen Form tatschlich unlauter ist, hätte dies zwar keine unmittelbaren Konsequenzen für die Versicherung, jedoch würde der öffentliche Druck steigen, die Kampagne anzupassen. Mit einem Entscheid ist laut der SLK «in den nächsten Monaten» zu rechnen.