Darum geht es: Die Herstellerin von Plenty-Haushaltpapier behauptet, ihre Produkte seien kompostierbar. Die Tücher seien «hervorragend» geeignet «für die Kompostierung im Garten oder die Entsorgung in der Biotonne». Die Stiftung für Konsumentenschutz kritisiert, das sei «besonders verwerfliches Greenwashing». Sie hat bei der Lauterkeitskommission und beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) Beschwerde eingereicht. Plenty vermittle den Eindruck, die Tücher könnten in der Biotonne entsorgt werden. «Da gehören sie aber auf keinen Fall hinein», sagt Chantal Sempach, Nachhaltigkeits-Verantwortliche beim Konsumentenschutz.
Wie begründet der Konsumentenschutz die Beschwerde? Im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» kritisiert Chantal Sempach, dass auf dem Haushaltpapier einerseits vorgeschriebene Merkmale fehlten – etwa ein Gitterdruck – somit seien sie von herkömmlichem Haushaltpapier und anderen Fremdkörpern nicht unterscheidbar. Zudem sei entsorgtes Haushaltpapier häufig mit Chemikalien (z.B. Reinigungsmitteln) verunreinigt. Aus diesen Gründen werde es von den Sammelstellen aufwändig aussortiert und sorge dort für unnötigen Mehraufwand.
Gehört Haushaltpapier wirklich nicht in die Grüntonne? Haushaltpapier sollte tatsächlich im gewöhnlichen Hauskehricht entsorgt werden. Das sagt Urs Baier von Biomasse Suisse, dem Dachverband der Schweizer Biogas- und Kompostieranlagen. Ins Grüngut gehöre nur, was dem Verwertungsprozess einen Nutzen bringe. Beim Haushaltpapier sei dies aus mehreren Gründen nicht der Fall: Beispielsweise bringe Haushaltpapier kaum wertvolle Nährstoffe in den Prozess. Zudem bestehe immer die Gefahr, dass es mit Chemikalien oder Fäkalien kontaminiert sei: «Deshalb wollen wir dieses Produkt ganz sicher nicht in unseren Anlagen.» Es werde mit grossem Aufwand aussortiert.
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Bild 1 von 2. Um solche Tücher geht es. Sie seien «kompostierbar», sagt die Herstellerin…. Bildquelle: plenty.
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Bild 2 von 2. …und sie seien «hervorragend» geeignet für den Heimkompost und für die Grüntonne. Der Konsumentenschutz spricht von «verwerflichem Greenwashing». Bildquelle: plenty.
Was sagt die Plenty-Herstellerin? Die Marke Plenty gehört zum schwedischen Unternehmen Essity. Auf mehrfache, schriftliche Anfragen von SRF hat das Unternehmen zunächst nicht reagiert. Anrufe an die Medienstelle und an die Kundenhotline sind ins Leere gelaufen. Dann folgte doch noch ein kurzes Statement: Man habe die Beschwerde zur Kenntnis genommen und eine Fristverlängerung für deren Beantwortung beantragt. Innerhalb dieser Frist werde man Stellung nehmen. Auf der Plenty-Internetseite gibt das Unternehmen an, Plenty-Haushaltpapier sei sowohl für die Heim- wie auch die industrielle Kompostierung zertifiziert.
Wie geht es weiter? Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und die Schweizerische Lauterkeitskommission werden über die Beschwerde des Konsumentenschutzes entscheiden. Die Stiftung hofft, dass Plenty künftig das Haushaltpapier nicht mehr als kompostierbar bezeichnet. Weitere Beschwerden im Zusammenhang mit anderen angeblich kompostierbaren Produkten seien denkbar.